Nach einer weiteren Stunde, inzwischen hat es auch leicht angefangen zu regnen, sind wir noch immer weit vom Kârale-Gletscher entfernt. Noch hätten wir die Kraft, weiter zu laufen, aber man muss ja auch an den Rückweg denken, der mit jedem Schritt länger wird. „Die Kunst des Umkehrens“.
leichte Bachüberquerung (es gab schlimmeres)
Aufgenommen am: 13.08.2005
Wir befinden uns auf einer Art Strand, wo Künstler, wahrscheinlich Mrs. N. Atur, ein paar Eisskulpturen ausgestellt hat. Von hier kann man zwei verschiedene Gletscherzungen überblicken, die vor einigen Jahren noch verbunden gewesen sind. Leider ist schon ziemlich viel Eis abgeschmolzen, so dass sich der Gletscher immer weiter zurückzieht.
Forscher sind davon begeistert, da sie nun an tiefer liegende Eiskernproben gelangen können, die Aufschluss über das Wetter von vor über Tausend Jahre geben können. Mich würde das Wetter von morgen viel mehr interessieren. Man sagt Ostgrönland ziemlich konstantes Wetter nach, mit anderen Worten, wir hätten morgen wieder eine ähnliche Suppe zu erwarten. Wirklich schade, dabei hatte alles so schön sonnig und warm am ersten Tag begonnen.
Zurück geht es diesmal so ziemlich denselben Weg wie hin. Natürlich kann man sich bei den vielen Bächen nicht die Punkte merken, wo man sie eben erfolgreich überquert hat und so kommt es, dass wir an einem flachen, aber ziemlich breiten Strom zum Stehen kommen. Die ersten springen von einem Stein zum nächsten, bis ich dann an die Reihe komme. Ich nehme einen flachen Stein vom Ufer, werfe ihn in den Bach und laufe gemütlich von einem Stein zum nächsten. Ist doch so einfach, Leute!
Kârale Gletscher am Ende des Sermiligâq Fjord
Noch vor wenigen Jahren wäre hier kein Wasser zu sehen gewesen, sondern alles vom Gletscher bedeckt.
Aufgenommen am: 13.08.2005
Kurz vor meinem gefürchteten Pass treffen wir auf einen weiteren Zeltplatz. Zwei Männer aus Deutschland haben sich vier Wochen Auszeit genommen und erkunden nun mit Kajaks dieses unglaublich schöne Fjordsystem. Da stellt sich doch wirklich die Frage, warum wir hier nicht zelten. Wir hätten dann zweimal diesen anstrengenden Pass gespart und hätten es dann auch tatsächlich bis zum Kârale-Gletscher geschafft.
Der Anstieg zum Pass ist wie erwartet recht anstrengend, so dass wir oben erneut Pause machen. Ívar läuft ein wenig vor und gibt uns Handzeichen, die wir allerdings nicht richtig deuten können. Will er uns den besten Weg zu sich zeigen oder will er uns sagen, wir sollen einen anderen Weg nehmen?
Ein Teil unserer Gruppe läuft in seine Richtung. Thomas bleibt ein wenig zurück und ist wieder mit seinem GPS beschäftigt. „Also der Hinweg liegt wesentlich näher zum Wasser, also müsste man da hinten um den Berg herumkommen“. Ich bin sowieso in diese Richtung unterwegs und diese Worte bestätigen meine Absicht. Unsere Gruppe ist nun also geteilt. Einige folgen Ívar, einige anderen Thomas und seinem GPS und versuchen, den Weg von heute früh wieder zu finden.
Ich bin auf Thomas’ Weg unterwegs und komme endlich einmal in den Genuss, als erster am nächsten Rastplatz zu sein. Und um wie viel leichter Thomas’ Weg ist, wird erst jetzt richtig deutlich. Die Gruppe um Ívar versteigt sich in einem steileren Gelände und es dauert unheimlich lange, bis sie wieder zu uns aufschließen können. Diese anstrengende Kletterpartie musste doch nun wirklich nicht sein.