Die Insel Capri – in vielen Liedern besungen und schon in vielen Filmen als kleine, romantische Insel vorgekommen – kurz die Trauminsel in greifbarer Nähe.
Von diesem Image ist leider nicht mehr sehr viel übrig geblieben. Große kreuzfahrtähnliche Schiffe setzen in wenigen Minuten von Sorrento nach Capri über und bringen so alle paar Minuten mehr Menschen auf die Insel, die sich dann dicht gedrängt über die Straßen schieben und dabei von vielen fliegenden Händlern angesprochen werden.
Wir kämpfen uns zur Talstation der Standseilbahn (Funicolare) durch und warten geduldig am Ende einer langen Schlange, bis wir in die eigentliche Stadt Capri hinauffahren können.
der Hafen von Capri Von wegen ruhige Fischerinsel: Heute wird der Massentourismus gefördert und entsprechende Mengen Menschen mit solchen Schiffen vom Festland herübergebracht. Aufgenommen am: 25.09.1999 Hier oben hat man schon einen schönen Blick auf den Hafen, wo gerade wieder eine Fähre anlegt und wieder mehr Menschen auf die Insel strömen. Am Ende der Hauptstraße liegt ein kleiner Busbahnhof, von dem in kurzen Abstand Busse nach Anacapri starten, die meist hoffnungslos überbesetzt sind. In einer rasanten Fahrt geht es über die Passstraße zum oberen Teil der Insel, immer dicht am Abgrund vorbei. Die Straße ist gerade so breit, dass zwei Busse aneinander vorbeikommen. Was war zuerst da: Straße oder Bus?
Anacapri ist schon wesentlich leerer, so dass man auch mal ein paar Meter laufen kann, ohne gleich jemanden auf die Füße zu treten, doch das ist uns noch nicht hoch genug. Mit einem Sessellift geht es bis ganz nach oben auf die Spitze der höchsten Erhebung von Capri.
Ausblick während der Sesselliftfahrt
Mit dem Sessellift sind wir von Anacapri bis ganz nach oben zur höchsten Erhebung gefahren. Die Insel lag uns zu Füßen.
Aufgenommen am: 25.09.1999
Die Aussicht ist schon während der Fahrt erwähnenswert. Immer kleiner werden die Häuser, bis man nur noch ein Meer von weißen Punkten über das Grün der Insel verstreut wahrnimmt. Begrenzt wird dieses Paradies vom scheinbar endlosen Mittelmeer, dass sich irgendwo in der Ferne mit dem absolut blauen Himmel trifft. Doch leider hat nicht jeder Zeit, sich so an der Landschaft zu erfreuen. Man kann sichtlich erkennen, dass Hyuk-Won schwer damit kämpft, sein Frühstück mit auf den Berg zu nehmen.
in der Sonne Faulenzen auf Capri
...und das nennt sich nun Schulfahrt. Ok, ok, auch wir mussten Referate halten, aber mal ehrlich: Für eine Schulfahrt hätte man es doch kaum besser antreffen können, oder?
Aufgenommen am: 25.09.1999
Oben angekommen machen wir es uns auf einer Art Terrasse in Liegestühlen bequem, während wir das nächste Referat, diesmal mit dem Thema Capri, zu hören bekommen. Die Szenerie hat eindeutig mehr mit Urlaub als mit einer Schulfahrt zu tun. Nach dem Referat ist der Pflichtteil für heute erledigt und wir können uns wirklich ganz dem Vergnügen hingeben.
Vielleicht hat sich schon der eine oder andere gefragt, was macht eigentlich ein Chemie-LK am Golf von Neapel? Als der erste Leistungskurs dieser Art in den achtziger eingerichtet wurde, suchte Frau Italiani nach einem möglichen Ziel für eine Studienfahrt. Da in der 13 Thema Waschmittel durchgenommen wird, bot es sich an, eine Waschmittelfabrik zu besuchen, wovon es eine in Neapel gibt. Beim ersten Besuch war diese allerdings geschlossen, so dass man sich nach Alternativen umgesehen hat, womit man die Zeit noch verbringen kann. Und dabei ist es in den Folgejahren geblieben: Nicht ein Chemie-LK war jemals in dieser Waschmittelfabrik, aber sie muss auf dem Papier immer noch als Begründung herhalten.
Ausblick von der höchsten Erhebung Capris
Aufgenommen am: 25.09.1999
Nachdem wir nun genug gefaulenzt haben, starten wir in kleinen Gruppen zu eigenen Erkundungen. Zuerst fahren wir mit dem Sessellift zurück nach Anacapri, um von dort zu Fuß hinunter zum Strand zu laufen.
Auf dem Weg aus Anacapri heraus passieren wir unzählige kleinere Geschäfte, in denen der verschiedenste Trödel angeboten wird. Ein guter Tipp von unserer begleitenden Lehrerin lautet, einmal ein Likörgeschäft aufzusuchen und kostenlos an einer Probe des Insellikörs Limoncello teilzunehmen. Gesagt – getan. Der Likör schmeckt wirklich verdammt gut, so dass wir zu viert zusammenlegen und eine Flasche kaufen, um die heute abend leer zu trinken.
Hinter Anacapri wird der Weg leerer. Stadt Capri und der Hafen Von Capri nach Anacapri sind wir mit dem Bus gefahren, zurück gelaufen und konnten diesen Ausblick einfangen. Aufgenommen am: 25.09.1999 Wo es keine Geschäfte mehr gibt, verirren sich dementsprechend wenig Touristen hin. Es geht über viele Stufen und mit einem schönen Blick auf die Hafeneinfahrt samt dem Hauptort nach unten. Wir erreichen die ersten Häuser, wo die grandiose Aussicht endet und der Weg zwischen Hinterhöfen vorbei Richtung Wasser führt. Die meisten Bewohner sitzen auf einer Bank vor ihrem Haus zu einer Plauderei zusammen und schauen teilweise gelangweilt den Fremden hinterher. Man ist offensichtlich an Besuch gewöhnt.
Am Strand machen wir es uns erst einmal bequem. Ein paar Steine, die leicht vom Wasser umspült werden, laden geradezu dazu ein. Am Strand auf Capri Auf kleinere Wellen müssen nicht immer kleinere folgen. Diese Erfahrung musste ich auch am Strand von Capri machen. Aber in der Sonne trocknet ja alles schnell wieder. Aufgenommen am: 25.09.1999 Doch das trockene Paradies bleibt nicht ewig. Kurze Zeit, nachdem ein größeres Schiff nahe der Uferlinie vorbeigefahren ist, treffen die größeren Wellen hier ein und sorgen dafür, dass ich von oben bis unten durchnässt werde. Angesichts der heißen Temperaturen noch nicht einmal so schlecht.
Am Abend nach dem Essen setzen wir vier, die den Likör gekauft haben, uns heimlich auf der Dachterrasse ab. Schließlich möchten wir unseren Erwerb in Ruhe und alleine genießen. Wir rücken ein paar Liegen zusammen und machen es uns unter dem sternenklaren Himmel gemütlich. Im Laufe der nächsten beiden Stunden wird die Flasche ausgetrunken und heimlich Nachschub an der Hausbar besorgt. Man will ja nicht, dass wir hier oben gestört werden. Wir genießen die Ruhe vor den anderen. Außerdem sind unsere Gesprächthemen mit zunehmenden Alkoholgenuss nicht für jedes Ohr geeignet.
Bei der zweiten Nachschubversorgung fällt es aber jemanden vom Personal auf, dass wir uns noch auf der Dachterrasse aufhalten und man teilt uns mit, dass diese eigentlich ab 23 Uhr geschlossen sei. Oder war sie schon ab 22 Uhr geschlossen? So genau kann ich das jetzt auch nicht mehr sagen. Das einzige, woran ich mich noch genau erinnere, ist der Weg die Treppe nach unten. Der Likör war so unglaublich lecker und auch die nachfolgenden Drinks haben sich nicht sonderlich bemerkbar gemacht, solange man still auf seiner Liege gelegen hat. Doch der Weg die Treppe hinunter – oje – ich glaubte, der wäre irgendwie gerader gewesen. Mehr taumelnd als aufrecht gehend finde ich den Weg nach unten. Dies ist das aller erste mal in meinem Leben, dass ich wohl ein wenig zuviel getrunken habe.
Was danach noch auf der kleineren Terrasse vor dem Speisesaal so alles geschehen ist, verschweige ich lieber aus Respekt den anderen gegenüber. Ich kann nur sagen, wir waren alle sehr fröhlich drauf.