Das Wetter am heutigen Tag übertrifft sogar noch das von gestern Abend. Scheinbar waren die Regenfälle der vergangenen beiden Tage eine kleine Ausnahme, so dass ich nun ungestört mit dem Urlaub fortfahren kann.
Sunken Garden in den Butchart Gardens
Aufgenommen am: 23.05.2004
Von vielen empfohlen und auch schon selbst immer auf der Wunschliste gehabt sind die Butchart Gardens. Zur Verschönerung eines stillgelegten Bergwerks hat Familie einen blühenden Garten gemacht und aus dem Hobby ist schließlich dieses große Gartenparadies geworden.
Schon auf dem Parkplatz wird man von wohl duftenden Blumen empfangen. Hält man sich nach dem Eingang links, gelangt man zum Sunken Garden. Ich finde, der Name ist gut gewählt. Auf einem der Bänke lässt es sich schon aushalten und man kann in seine Gedanken versinken.
In der Mitte des Gartens kann man einen kleinen Berg besteigen und die Rundumaussicht auf das Blumenmeer genießen. Alle möglichen Farben sind vertreten. So gut wie jeder Fleck ist bepflanzt und blüht in heller Pracht. Selbst Mülleimer, alte Loren und sonstiges altes Werkzeug werden schon mal als Blumentopf zweckentfremdet.
farbenfrohe Blumenwelt in den Butchart Gardens
Aufgenommen am: 23.05.2004
Der Rose Fountain bildet schließlich den Abschluss dieses Parkteils. Ich hätte mir zwar noch eine farbenfrohe Bepflanzung des Ufers gewünscht, doch kann man den Anblick auch so ganz gut von einer der Bänke genießen. Die Fontänen spritzen alle paar Sekunden in immer neuen Formationen und über der Wasseroberfläche scheint sich ein schleierartiger Nebel auszubreiten.
Der Rose Garden erinnert mich eher an englische Gartenkultur. In einem strengen Raster angelegte Wege führen vorbei an zahlreichen duftenden Rosen. Der Garten ist heute gut besucht und doch glaube ich fast, hier gibt es mehr Bienen als Besucher. Aus allen Blüten summt und surrt es.
japanischer Garten in den Butchart Gardens
Aufgenommen am: 23.05.2004
Der Japanese Garden schließlich besticht durch die vielen asiatischen Pflanzen, Wasserläufen, kleinen Brücken und durch einen Steinweg, der quer durch einen See führt. Inzwischen habe ich es längst aufgegeben, den vielen Kameras auszuweichen. Irgendwem rennt man immer durchs Bild. In Japan muss ich inzwischen wohl ein gefeierter Filmstar sein. Wie viele Minuten Film mit mir hier heute produziert wurden, da sehen selbst Größen wie Tom Cruise klein gegen aus.
In einer der vielen Hecken befindet sich übrigens ein geheimnisvolles Loch und viele Touris stehen regelrecht Schlange, um einmal einen Blick hindurch werfen zu können, als ob das, was man da sieht, von einer anderen Welt stammt. Man kann es auch einfacher haben und einfach um die Hecke herum gehen. Dann sieht man sogar viel besser.
italienischer Garten in den Butchart Gardens
Aufgenommen am: 23.05.2004
Gegen Mittag habe ich meinen Rundgang beendet und stärke mich ein wenig im Restaurant am Eingang. Ich liebe diese Restaurants, wo man sich auf einem Tablett sein Essen nach Belieben zusammenstellen kann. Man sieht sofort, was auf den Tisch kommt.
Am Nachmittag miete ich mir ein Fahrrad und plane, ein wenig die Küste entlang zu fahren. Doch sehr weit komme ich nicht. Vor dem Parlament hat sich eine riesige Menschenmenge eingefunden und lauscht den verschiedenen High School Orchestern, wie sie zu Ehren des morgen statt findenden Victoria Days spielen. Bei so einem Ereignis darf ich natürlich auch nicht fehlen. Immerhin reicht die Zeit noch, um wie gestern das Ende des Beacon Hill Parks zu erreichen, bevor ich in die Stadt zurückkehre und das Rad abgebe.
Schulorchester anlässlich des Victoria Days
Am 24.5. (morgen) ist Victoria Day, ein kanadischer Feiertag. Morgen wird eine Parade durch die Stadt ziehen, doch schon heute spielen Highschoolbands vor dem Parlamentsgebäude.
Aufgenommen am: 23.05.2004
Nachdem ich gestern erfolgreich den Scheibenwischertest an meinem Auto durchgeführt habe, steht heute der Klimaanlagentest auf dem Programm, während ich den Scenic Drive entlang fahre. Ich passiere aufgeräumte Straßen mit wunderschönen Villen, teilweise mit, aber auch viele ohne hohe Hecken und Mauern. Und natürlich darf auch ein Golfplatz nicht fehlen. Je weiter ich fahre, umso leerer werden die Straßen.
Am Abend stürze ich mich wieder in das Abenteuer Innenstadt. Anders als in Calgary ist die Downtown von Victoria zu jeder Tageszeit aktiv und belebt. Viele Geschäfte, also nicht nur Souvenirläden, haben länger geöffnet und ich mache so meine Runde, als ich von draußen rhythmische Klänge aus fernen Ländern höre. Vor einem bereits geschlossenen Geschäft, zu dem praktischerweise Treppenstufen hinaufführen, die man als Tribüne missbrauchen kann, hat sich ein besonderes Musikensemble aufgebaut.
Auf überdimensionalen Xylophonen spielen sie sich in die Herzen der Zuhörer und Zuschauer, denn diese Gruppe ist auch etwas zum Hinsehen. Von oben betrachtet, sehen die Instrumente wie Xylophone aus, doch unter den Hölzern sind Orgelpfeifen angebracht. Mufaro Klänge in Victorias Innenstadt
Eine sehr begabte Musikergruppe aus Victoria spielt hier mitten in der Innenstadt afrikanische Musik, Stilrichtung Mufaro.
Aufgenommen am: 23.05.2004
Und die Gruppe legt richtig los, so dass es wohl noch meilenweit zu hören ist. Jeder spielt seine ganz eigene Melodie und doch passt sie ins Gesamtbild. Es ist fast wie ein kleiner Wettkampf. Jeder versucht, sich in den Vordergrund zu stellen und die Sympathie des Publikums zu verdienen. Die Stücke stecken voller Leben, Leidenschaft und einer großen Portion Spaß an der Sache.
Als die Gruppe eine kurze Pause einlegt, informiere ich mich über die Sendungen auf den anderen Kanälen, sprich, was läuft heute vor dem Empress Hotel. Unten am Wasser steht mal wieder ein Alleinunterhalter, der aber irgendwie langweilig ist. Eine Ecke weiter quält jemand sein Akkordeon, doch auch das ist nicht das richtige. Nachdem ich und der Alleinunterhalter sich über eine Gruppe Japaner lustig gemacht haben, die zu viert in einer Reihe alles Equipment, was es in Japan zu erwerben gibt dafür aufwenden, das Parlament zu fotografieren, kehre ich in die Fußgängerzone zu den Mufaromusikern zurück. Hier herrscht einfach die beste und ausgelassenste Stimmung. Und obwohl ich nicht so schnell einen Dollar für Straßenmusiker herausrücke, bekommen diese gleich ein zweites Mal etwas von mir. Sie sind einfach zu gut. Inzwischen ist der Funke auch auf das Publikum übergesprungen. Wild tanzen sie um die Instrumente herum, bilden eine Polonaise und ziehen ausgelassen über die Straße. Die Nacht lebt, sie bebt, sie tobt und Schlussschlag! Alles geht mal zu Ende.
Ein wirklich gelungener Abend, den ich auf einer Bank am Strand ausklingen lasse. Sehen kann ich zwar nicht mehr viel, man könnte es auch „gar nichts“ nennen, doch ich höre noch etwas und zwar wieder das melodische unaufhörliche Rauschen der Wellen.
Und hoch über mir leuchten Millionen kleiner Sterne.