Die Nacht war kurz. Eigentlich viel zu früh klingelte der Wecker. Draußen ist es noch dunkel. Ich habe doch Urlaub und dann so früh aufstehen? Der Flug geht erst um 20:00 Uhr ab Frankfurt, warum sich also schon so früh aus dem Bett quälen? Richtig, ich habe doch Urlaub. Und seine Urlaubstage soll man auch ausgiebig ausnutzen. Also los!
Mit dem Zug soll es den schönen Rhein entlang nach Mainz gehen. Als ich
meinem Arbeitskollegen davon erzählte, schlug der nur die Hände überm
Kopf zusammen: Da baut die Bahn für zig Millionen eine Hochgeschwindigkeitsstrecke,
da sind Sie in weniger als zwei Stunden in Frankfurt und Sie tuckern am Rhein
entlang. All meine Versuche scheiterten, ihn davon zu überzeugen, dass
mit einer gemütlichen Bahnfahrt doch der Urlaub schon beginnt. Aber er
fährt ja auch nicht mit.
Ich finde mich also am Rhein wieder. Vorbei geht es an der Loreley
und vielen kleinen Orten, die kaum im engen Rheintal Platz finden. Ich sitze
auf der linken Seite, dem Fluss zugewandt. Glücklicherweise ist der Zug so
früh noch nicht so voll, so dass ich hier Platz nehmen konnte, obwohl
ich einen Sitzplatz auf der anderen Seite reserviert hatte. Wir überholen
einige Schiffe, die sich ihren Weg flussaufwärts erkämpfen. Die
Sonne kommt hinter den Bergen hervor und scheint mir direkt ins Gesicht. Ich
nutze die Zeit, um mir ein zweites Frühstück zu gönnen.
Langsam wird das Tal wieder breiter und wir fahren Mainz an. Hier wird
umgestiegen. Kurzer Zwischenstopp am Frankfurter Flughafen, um den lästigen
Koffer unterzustellen und schon kann es weiter gehen Richtung City.
Skyline von Mainhattan
Blick vom südlichen Mainufer auf das Finanzviertel von Frankfurt.
Aufgenommen am: 30.07.2003
Die Fußgängerzone ist schon recht belebt. Wenn man selber Urlaub
hat vergisst man leicht, dass ja für alle anderen normaler Werktag ist.
Ich schlendere ein wenig herum. Zum Shoppen verspüre ich wenig Lust.
Das kann ich ja auch in Düsseldorf tun.
Frankfurter Altstadt, Römer
Aufgenommen am: 30.07.2003
Nach
einer kleinen Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln steige ich
wieder am Main aus. Die Sonne hat sich hinter einigen Wolken versteckt. Schade,
denn hier hat man eine so schöne Aussicht auf die Skyline von Mainhattan.
Ein kleines Stück den Main entlang und über den eisernen Steg,
so lande ich der Altstadt. Nachdem
ich auch den Römer hinter mir gelassen
habe, befinde ich mich nun inmitten der Hochhäuser. Schön und gut,
denke ich mir, da war aber Los Angeles viel imposanter – und die
Sehnsucht nach meinem Lieblingsland wird wach.
Schnell noch die europäische Zentralbank auf einem Foto verewigt, beginnt
es erst leicht, dann stärker zu regnen. Ein Blick auf die Uhr erinnert
mich daran, rechtzeitig wieder zum Flughafen aufzubrechen.
Am Flughafen wird eingecheckt und die letzten zwei Stunden vor dem Abflug
totgeschlagen. Inzwischen scheint wieder die Sonne.
Die Maschine steht irgendwo auf dem Rollfeld. Im Shuttle-Bus dorthin
werden schon die besten Tricks ausgetauscht, den norwegischen Mücken
Herr zu werden.
Der Flug verläuft ruhig und ohne nennenswerte Ereignisse. Hier in über
10000 Metern Höhe schwebt man über den Wolken, der Sonne entgegen,
die sich aufmacht, im Nordwesten unterzugehen. Als wir zur Landung ansetzen
und kleinere Wolkenfelder durchbrechen, hat diese die Sonne in ein tiefes
Rot getaucht. Wasser, viel Wasser ist unter uns auszumachen. Vereinzelt stehen
einige Häuser an den Fjorden. Dann huscht mal wieder ein kleines Dorf
vorbei. Wir sinken immer tiefer, gleichwohl mit der Sonne. Der Himmelsmaler
nimmt nun alle zur Verfügung stehenden Farben, um uns Willkommen zu heißen.
Die Maschine setzt auf und rollt auf der Landebahn aus. Am Ende wendet
sie, fährt die halbe Landebahn zurück und kommt auf einem freien
Platz neben dem Flughafengebäude zum Stehen. Treppen werden ans Flugzeug
heran geschoben und wir steigen aus.
Ankunft in Tromsø
Mit der Fluggesellschaft Hamburg International ging es von Frankfurt nach Tromsø, wo wir mitten auf dem Rollfeld aussteigen durften.
Aufgenommen am: 30.07.2003
Die
Triebwerke werden abgestellt und Ruhe kehrt ein. Neben unserer Maschine
stehen noch zwei weitere, deren Passagiere aber schon längst verschwunden
sind. Ich laufe um das Flugzeug herum, um es für mein Album zu verewigen.
Der Kapitän winkt uns aus dem Fenster zu.
Auf der Fahrt zum Hotel sind wir das einzige Auto auf der Straße. Es
ist nach Mitternacht, aber immer noch taghell. Man meint, es wäre noch
gar nicht so spät und kommt in die Versuchung, seine Uhr auf eine neue
Zeit umstellen zu wollen. Es ist irgendwie unheimlich. Man meint, man wäre
in einer Geisterstadt. Es ist taghell und doch kein einziges Geschäft
geöffnet, nicht ein Mensch auf den Strassen unterwegs.
Im Hotel überkommt mich aber dennoch die Müdigkeit. Dicke Vorhänge
werden zugezogen, um es wenigstens im Zimmer Nacht werden zu lassen. Ein letzter
Blick riskiere ich noch zwischen die Vorhänge hindurch: draußen
bleibt es Tag, ich kann es kaum glauben.