Etwas früher als gestern machen wir uns auf den Weg. Gestärkt haben wir uns vorher im Restaurant „Egon“. Ein Schattenbild an der Wand ließ keinen Zweifel offen, dass es sich bei Egon wohl um den Anführer der Ohlsen-Bande handeln muss. Unser heutiges Ziel sind die Lofoten.
Restaurant "Egon" Morgens gab's Frühstück im Restaurant 'Egon' im Gebäude des Rainbow Hotels in Harstad. Aufgenommen am: 01.08.2003 Hinter Harstad biegen wir rechts ab Richtung Lødingen. Die Strasse wird nun etwas enger und ruhiger. Man fährt minutenlang am Ufer eines Fjords entlang, ohne eine Ortschaft zu durchqueren. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man eine Handvoll Autos fahren. Wir fragen uns, ob auch unsere Strasse einmal um den Fjord herum und auf der anderen Seite zurück führen wird.
In der hintersten Ecke des Tals, wo der Fjord zu Ende ist, liegt
der nächste Ort, doch ich kann kein einziges Geschäft ausmachen.
Wovon leben die Leute hier? Die können doch nicht alle Fischer sein.
Wo gehen sie Besorgungen erledigen? Der nächste Ort ist etwa eine
halbe Stunde entfernt. Wie haben sie es vor einigen Jahrzehnten gemacht,
als es hier noch keine Straße gab?
Wasserfall auf den Lofoten
Aufgenommen am: 01.08.2003
Irgendwann
verlässt die Straße den Fjord und führt ein
wenig den Berg hinauf und über einige Hügel. Hier oben wachsen
keine Bäume mehr und man erliegt der Vermutung, man befindet sich
auf über 2000 m, doch hinter der nächsten Kurve sieht man den
nächsten Fjord neben der Straße liegen und genießt
einen Ausblick aufs offene Meer hinaus. Es handelt sich hier um Tundra-Gebiet
und hier liegt die Baumgrenze auf etwa 400 m.
Wir erreichen Sortland und halten auf dem Marktplatz an. Sortland
bedeutet soviel wie Schwarzland. Da der Farbe schwarz etwas negatives
anhängt,
wollte der Bürgermeister die Stadt in Blauland umbenennen. Zur Unterstreichung
seiner Absicht ließ er in der Innenstadt alle Häuser blau
streichen. Sein Vorschlag wurde allerdings abgelehnt.
Kirche auf den Lofoten
Aufgenommen am: 01.08.2003
Seltsam sind hier einige Straßenschilder. "Ikke parkeren" lädt in meinen Augen z.B. geradewegs zum Parken ein, beduetet es doch eigentlich genau das Gegenteil: "nicht Parken". Oder versteht mal folgende Botschaft unter dem Vorwissen, "Kind" heißt auf norwegisch "Barn": "Barns lekker!". Hier sind keine Kanibalen am Werk, es wird statt dessen nur vor spielende Kinder gewarnt.
Nach kurzer Fahrt erreichen wir Melbu. Von hier setzen wir mit der Fähre auf die Lofoten über. Die Sonne meint es echt gut mit uns und lässt die Temperaturen nahe an die 30°C heranreichen. Der Himmel ist strahlend blau. Aber das Wetter kann sich schnell ändern.
Svolvær Aufgenommen am: 02.08.2003 Auf den Lofoten angekommen, fahren wir weiter nach Svolvær. Die Stadt ist überschaubar klein und gut zu Fuß zu erobern. Nach einem Kleidungswechsel zu kurzen Hosen lasse ich mich in der Innenstadt zum Shoppen verführen. Dazu bleibt einem in Norwegen auch nicht besonders viel Zeit. Die meisten Läden haben nur von 10-17 Uhr geöffnet, manchmal auch bis 18 Uhr. Nur größere Supermarktketten in größeren Orten empfangen auch bis 21 Uhr ihre Kunden.
Dann plötzlich durchbricht ein lautes Tuten das Geschehen. Ein Schiff der Hurtigrute läuft in den Hafen ein. Bis vor der Einführung des Pkws war der Besuche dieser Schiffe das größte Ereignis in einem Dorf, bedeutete es doch, dass neue Leute ankamen, neue Güter angeliefert und die Post zugestellt wurden. Heute ähneln die Schiffe aber mehr luxuriösen Kreuzfahrtschiffen.
Nebel in Svolvær Aufgenommen am: 02.08.2003 Nach dem Abendessen vertrete ich mir noch ein wenig die Beine als ich hinter dem Hotel hinter einer Häuserzeile den Schornstein eines mächtigen Schiffs vorbei ziehen, obwohl der Hafen, wo auch die Hurtigrute festgemacht hat, vor dem Hotel liegt. Gerade als ich der Sache näher auf den Grund gehen wollte, beginnt es wieder stark zu regnen, jedoch bieten sich selbst bei diesem Wetter beste Motive. Holzhäuser in Svolvær Aufgenommen am: 01.08.2003 Wie zum Beispiel die Bergkette, welche Svolvær vom Rest der Inselgruppe abtrennt und die von den Wolken eingehüllt wurden. Die Lofoten sind einfach bei jedem Wetter interessant.
Nach
einer halben Stunde lässt der Regen soweit nach, dass ich mich
nun auf den Weg machen kann. In der Tat: Svolvær ist bis auf eine
kleine Seite im Norden von Wasser umgeben, sprich es liegt auf einer
Landzunge, die ins Wasser hineinragt. Die Sonne steht tief und beleuchtet
eine Gruppe von Holzhäusern, deren Bild sich im Wasser spiegelt,
bis sie hinter den Bergen verschwunden ist.
Am Abend kann ich nicht so recht einschlafen. Ich wohne direkt unterm
Dach, auf dem sich der Möwenzentralbahnhof befindet. Und da es nicht
dunkel werden will, halten die Tiere es immer noch für Tag und
machen sich dementsprechend lautstark bemerkbar.