Es wird Zeit, den Fjorden den Rücken zuzukehren und
in das nicht allzu entfernte Nachbarland Schweden zu reisen. Norwegen
zieht sich von Süden nah Norden 2500 km in die Länge, doch an
einige Stellen im Norden ist es kaum mehr als 5 km breit. Wir verlassen
Narvik auf der E-10 in Richtung Kiruna. Schon nach wenigen Kilometern
passieren wir die Staatsgrenze.Abisko Nationalpark, Schweden
Aufgenommen am: 03.08.2003
Nun heißt es willkommen in Schweden
und willkommen in der faszinierenden Einsamkeit des Abisko Nationalparks.
Von Narvik bis Kiruna passieren wir praktisch keinen Ort, nur die weite
Tundra.
Ab und an huschen ein paar Büsche am Fenster vorbei, ansonsten
nur scheinbar ausgestorbene Steppe. Wir erreichen den See Torneträsk
und machen die erste Bekanntschaft mit den hiesigen Mücken. Jetzt,
wo sie um einen herum schwirren, merkt man erst, das etwas in Norwegen
gefehlt hatte. In Deutschland habe ich mich noch mit den Worten verabschiedet „die
norwegischen Mücken rufen“, doch die sind wohl in der
Hitze eingegangen. Lange bleiben wir nicht, sondern fahren weiter
Richtung
Kiruna.
Die Straße führt parallel zur Erzbahnlinie, die ein wenig oberhalb der Straße verläuft. Die Strecke ist häufig von Lawinenschutzwänden überbaut, ein Zeichen dafür, dass hier ein strenger Winter herrschen muss. Wir passieren eine Ansammlung von Gebäuden, die aber alle einer Bahnhofsanlage zugeordnet werden können. Ein Bahnhof in der Wildnis – für wen soll der nur gut sein?
Kiruna ist groß. Zu groß für meinen Geschmack. Zu groß und
durch die Erzindustrie macht die Stadt wie auch Narvik einen dreckigen
Eindruck. Hässliche gelbe Wohnblöcke, Graffitis an Mauern,
laden nun wirklich nicht zum Verweilen ein.
See bei Svappavaara
Aufgenommen am: 03.08.2003
Stattdessen fahren wir einen Imbiss am Abzweig nach Svabbavaara an.
Idyllisch an einem See gelegen, der teilweise mit Seerosen bedeckt
ist, die kurz
vor ihrer Blüte stehen. Hier im hohen Norden laufen die Uhren ganz
anders. Wir kommen gerade recht, um die skandinavischen Erdbeeren zu
kosten, die um diese Jahreszeit reif sind. Der Imbiss ist einfach, aber
gemütlich gehalten. Auch hier ist der Innenraum mit viel Holz ausgekleidet.
Viele Gäste sind schon vor uns da gewesen, so dass jetzt nicht mehr
viel los ist und der Wirt zu findet, ein wenig mit den Gästen
zu plaudern.
einsame Landstraße in Finnland
Wir befinden uns auf der Landstraße zwischen Enontekiö (Finnland) und Kautokeino (Norwegen).
Aufgenommen am: 04.08.2003
Wir biegen von der Hauptstraße ab und schlagen uns über Nebenstraßen
nach Kaaresuvanto und damit der finnischen Grenze durch. Die Straße
ist in einem schlechten Zustand. Obwohl sie sehr gerade über die
Hochebene verläuft, kommen wir dennoch nicht richtig schnell voran.
Hier oben herrscht wirkliche Einsamkeit. Auf den nächsten 130 km
kommen uns gerade einmal 7 Autos entgegen und wir passieren nur einen
einzigen Ort. Wir müssen die Menschen hier nur leben? Wie verbringen
sie den Winter, wenn die Straße unpassierbar ist? Wie haben sie
es früher gemacht, als es hier noch keine Straße gab,
wo sie doch auch nicht am Wasser liegen?
Bevor ich Antworten finden kann, haben wir schon Finnland erreicht. Neben einer Tankstelle lockt ein großer Souvenirladen, eigentlich der allererste, dem wir auf unserer Reise begegnen. Hier kann man sogar wie daheim mit Euros bezahlen. Beim Wechselgeld wird auch gut aufgepasst, ob auch genügend finnische Euros dabei sind, auf die die lieben Verwandten daheim sehnsüchtig warten, um ihre Euro-Sammlung komplett zu machen.
Wir lassen Kaaresuvanto hinter uns und fahren wieder stundenlang
durch die Einsamkeit. In einem kleinen Ort mitten im Wald suchen
wir uns
ein Nachtquartier. Die Häuser in Enontekiö sind größtenteils
im Wald versteckt. Überall zweigen kleine Stichstraßen von
der Hauptstraße ab, abends am See in Enontekiö
Aufgenommen am: 03.08.2003
die schon nach wenigen Metern im Wald enden.
Hinweisschilder mit unaussprechbaren Namen weisen den Suchenden daraufhin,
wer in welcher Hütte zuhause ist. Die Gegend hier ist zweisprachig.
Man spricht finnisch und samisch und sogar auf den Straßenschildern
sind beide Sprachen zu finden. Die Samen sind die Ureinwohner. Sie waren
anfangs nomadische Völker, die mit den Rentierherden umhergezogen
sind. Doch mit der Zivilisation wurden sie sesshaft.
Unser Hotel liegt nahe des Ortsrand an einem kleinen See. Vor dem
Abendessen genieße ich es, an seinem Ufer zu sitzen und einigen
Ruderbooten zuzusehen, die auf dem See treiben.
Straßenschild in Finnland
Ich nehme an, das obere ist der finnische, das untere der samische Name, aber selbst wenn es so wäre, finde ich das noch immer reichlich kompliziert für einen Straßennamen.
Aufgenommen am: 03.08.2003
Heute abend kosten wir von einer finnischen Spezialität: Rentier.
Es wird zusammen mit Kartoffelpüree und Preiselbeeren serviert.
Danach wollten wir selber mit einem Ruderboot etwas auf den See hinausfahren,
doch ein einsetzender Regenguss macht uns einen Strich durch die Rechnung.
Auf den Zimmern empfangen wir sogar deutsche Kanäle. Dadurch, dass
Finnland der mitteleuropäischen Zeit um eine Stunde voraus ist,
passt das Programm nicht ganz zur tatsächlichen Uhrzeit. Wir bleiben
zwar nur einen Tag in Finnland, dennoch habe ich meine Uhr umgestellt,
weil dann der subjektive Eindruck entsteht, man könne am nächsten
Tag eine Stunde länger schlafen.