Gerade jetzt, wo ich dabei bin, mich an die unterschiedlichen roten Pisten des Penken zu gewöhnen, kommen wir auf die Idee, ein anderes Skigebiet aufzusuchen: Der gegenüber liegende Ahorn. Das besondere am Ahorn ist, dass er eine 5,5 km lange beschneite Talabfahrt bis nach Mayrhofen besitzt, eine Bahn, die man irgendwie einmal gefahren sein muss.
Nach ein paar kleinen Trainingsrunden auf dem Penken, wo ja stets unsere Skier übernachten, fahren wir nun mit der gesamten Ausrüstung hinunter ins Tal und mit dem Skibus zur anderen Bergbahn.
Beim Ahorn können nicht so viele Leute abgefertigt werden, wie beim Penken, da die Gondeln nur jeweils 40 Personen fassen und in großem Abstand fahren. Wir sind daher froh, zur Mittagszeit hier zu sein, wo die meisten Fahrer sich bereits auf den Pisten austoben.
so geht das...
Aufgenommen am: 02.01.2004
Der Ahorn besitzt viele breite blaue Pisten und ist damit eigentlich das ideale Übungsgebiet für Neulinge. Bahn 1,2 und 3 stellen heute wirklich keine Herausforderung mehr da. Die rote 4 ist da schon etwas anders. Hier geht es doch schon mächtig bergab, ein Grund, warum wir sie nur einmal befahren: Wir wollen uns unsere Kräfte für die Talabfahrt sparen.
Ein Hinweisschild am letzten möglichen Abzweig gibt den Weg frei bis unten und weist auf keinerlei Hindernissen wie Eis oder Nebel hin. Es scheinen ideale Bedingungen zu herrschen.
so geht es nicht...
mein ewiger Kampf mit den Skiern und der Schwerkraft.
Aufgenommen am: 02.01.2004
Das einzige, was uns ein wenig stutzig macht, ist, das die 5 auf diesem Schild schwarz dargestellt ist, auf allen anderen und auf allen Karten dagegen rot. Für eine Sekunde zögern wir, aber wofür sind wir denn hierher gekommen? Irgendwie wird es schon gehen.
Zuerst lässt sich auch kein großer Unterschied zur roten 4 erkennen. Der Weg ist zwar steil und ich brauche meine Zeit, komme mir zwar wie der letzte Anfänger, aber nicht hilflos vor. Mit eisernen Willen, diese Bahn zu packen, nehme ich Bogen für Bogen. Bisher bereue ich unsere Entscheidung nicht.
Dann kommen wir zu einer größeren Rechtskurve, hinter der sich der Verlauf nicht ganz klar abgrenzen lässt. Nach links geht es steil hinunter und geradeaus – nein, das sieht zu einfach aus. Prompt werden wir von anderen Fahrern überholt, die alle geradeaus weiter fahren. Muss also doch richtig sein. Dieses Stück ist äußerst angenehm zu fahren. Ein paar leichte Bögen, aber im Grunde immer geradeaus weiter.
Blick auf Mayrhofen
Wenn morgens die Sonne ihre ersten Strahlen ins Tal warf, waren wir mit der Seilbahn auf dem Weg ins Skigebiet.
Aufgenommen am: 02.01.2004
Danach geht es wieder in engen Bögen etwas steiler hinunter. Bei einer so langen Abfahrt üben sich die Bewegungen aber viel schneller ein. Deshalb habe ich mit diesem Teil der Piste auch keine großen Probleme mehr.
Wir halten wieder an, um die vor uns liegende Aussicht zu genießen: Mayrhofen, wie es uns zum Greifen nah zu Füßen liegt. Nur noch ein paar Höhenmeter und wir haben es geschafft. War doch gar nicht weiter wild.
Talabfahrt vom Ahorn
Die Talabfahrt vom Ahorn wird beschneit, so dass man stets bis ins Tal fahren kann. Die Piste ist an gewissen Stellen recht anspruchsvoll.
Aufgenommen am: 02.01.2004
Die Aussicht auf die Piste nach der nächsten Kurve lässt uns erst einmal erstarren. Aus meiner Sicht geht es nahezu senkrecht nach unten. Tja, und jetzt gibt es kein zurück mehr. Von den 5,5 km Wegstrecke haben wir sicher schon 5 km hinter uns, so dass sich eine Umkehr nicht lohnt. Irgendwie müssen wir da herunter. Jetzt kommt es darauf an. Ich muss gestehen, dass mir dieser letzte Abschnitt keinen großen Spaß mehr macht, aber ich werde ihn packen. Nach jedem Bogen folgt erst einmal eine Vollbremsung, so dass ich den halben Berg von Schnee befreie, bevor ich den nächsten Bogen in Angriff nehme. Ich habe gerade die ersten Meter gepackt, da ist meine Schwester schon im Tal. Wie macht die das nur?
Straße zum Ahornlift in Mayrhofen
Aufgenommen am: 02.01.2004
Zähne zusammen und weiter. Ich werde es schaffen. Ich stürze zwar nicht, könnte mich aber bei jedem Bremsvorgang an den Berg anlehnen. Irgendwann kommt dann aber der Punkt, wo man es einfach nur fahren lässt. Vor mir liegt eine riesige verschneite Wiese, die wohl die optimale Auslaufzone bietet. Was ich von oben nicht gesehen habe, ist der kleine Abhang in der Ebene, der mir zusätzlichen Schub verleiht, als ich gerade wieder angenehm schnell war. So kommt es, dass ich bis zur Haltestelle des Skibusses auf dem Parkplatz durchfahren kann.
Ein Blick zurück auf den Hang erfüllt einen mit Stolz: Da sind wir heruntergekommen.
Der restliche Nachmittag auf dem Penken ist eher belanglos, verglichen mit der Talabfahrt. Am Abend im Skidepot frage ich mal ganz scheinheilig, wie denn so die Talabfahrt vom Ahorn beschaffen ist. „Ja, da müsste man schon gut fahren können, das würde ich keinem Anfänger empfehlen.“ Wir danken für dieses Kompliment.