2003 Lissabon

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28.05. Ankunft, Baixa, Sé 29.05. Straßenbahnen, Belém 30.05. Sintra, Kabelbahnen 31.05. Castelo, Alfama, Cascais Fazit

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Enge Gassen, Sommersonne und gute Laune

31.05.2003 Belém, Castelo, Alfama, Cascais, Estoril, Straßenbahnmuseum, Alfama

Ein Blick aus dem Fenster genügt, um mir zu sagen, dass wohl auch mein letzter Tag in Lissabon wolkenbehangen und eventuell mit Regen enden wird. Wozu muss ich mir dann noch die Mühe machen, mich mit Sonnencreme einzureiben.
Mein erstes Ziel ist der Platz Marquês Pombal, von wo viele touristisch orientierte Busse in die unterschiedlichsten Richtungen abfahren, unter anderem die roten Doppeldeckerbusse, die oben offen sind.

Es ist zwar wolkenbehangen, doch Ende Mai am südwestlichen Ende der iberischen Halbinsel doch recht warm, so dass man ohne Bedenken oben sitzen kann und sich den Fahrtwind um die Nase wehen lassen kann. Ach ja, und ab und zu mal ducken, wenn wir an niedrig gewachsenen Bäumen vorbeikommen.
Weltkarte vor dem Entdeckerdenkmal in Belém Aufgenommen am: 29.05.2003 Weltkarte vor dem Entdeckerdenkmal in BelémDer Bus folgt einer genauen Route einmal durch die ganze Stadt und hält auf Wunsch an einzelnen Sehenswürdigkeiten an. Die Tageskarte macht es möglich, sich dann ausgiebig mit der Besichtigung zu beschäftigen und später am Tag weiter zu fahren.

Ich steige am Entdeckerdenkmal aus und habe den Platz mit der Landkarte davor für mich alleine. Es ist noch früh, so dass noch wirklich wenig los ist. Als ich vorgestern hier war, konnte man die Karte vor lauter Menschen kaum sehen.

Straßenbahnlinie 12 in der Alfama Aufgenommen am: 29.05.2003 Straßenbahnlinie 12 in der AlfamaMit dem nächsten Bus fahre ich die Runde zu Ende und steige bei Rossio wieder aus. Von hier geht es mit der Straßenringlinie 12 in die Alfama. Die Strecke ist zwar vergleichbar eng wie die der 28, doch da es sich hierbei um eine Einbahnstraße handelt, ist sie nicht ganz so aufregend. Vorbei an geparkten Lieferwagen und vielen Menschen, die den Bürgersteig auf die Straße verlängern, bahnen wir uns den Weg. Wir sind fast oben angekommen, wo uns ein Haus praktisch den Weg versperrt. In einer engen Kurvenkombination, die zudem noch in unterschiedliche Richtungen geneigt ist, starten wir ein wackliges Ausweichmanöver.

Oben auf dem Berg angekommen, wird es Zeit, der Burg Castelo de S. Jorge einen Besuch abzustatten und auf die Stadt hinunter zu sehen. Inzwischen haben sich auch die dunklen Wolken verzogen und es wird zunehmend freundlicher.
Ausblick vom Castelo de S. Jorge Über die Dächer der Alfama und Baixa geht der Blick auf den Tejo, auf dem heute ein Segelschiff unterwegs ist und der im Hintergrund von der Brücke des 25. April überspannt wird. Aufgenommen am: 31.05.2003 Ausblick vom Castelo de S. JorgeWer einmal nach Lissabon kommt, sollte sich unbedingt den Ausblick von hier oben gönnen. Man blickt auf ein Meer von roten Dächern sowie geraden Straßenschluchten, die sich durch die streng im Rechteck angelegten Baixa ziehen. Auf der anderen Seite, in Richtung Alfama, ist das Bild schon etwas chaotischer. Wild am Hang verstreut halten sich die einzelnen Häuser und lassen dazwischen kaum Platz für Wege.

enge Gassen in der Alfama Bis auf wenige Straßen besteht die Alfama fast ausschließlich aus Häusern und kleinen Fußwegen dazwischen. Aufgenommen am: 31.05.2003 enge Gassen in der AlfamaUnd genau dahin werde ich nun losziehen. An jeder Ecke suche ich mir den Weg, der enger erscheint und wo die wenigsten Menschen unterwegs sind. Bald befinde ich mich in einem Labyrinth aus Treppen und Wäscheleinen, dass aber recht einfach zu beherrschen ist. Runter geht’s zum Tejo, rauf zur Burg.
Die Wege sind oft nicht viel mehr als einen Meter breit und wenn der Wind mal wieder durch die Gassen fegt und mit ihm klagende Fado-Gesänge ans Ohr gelangen, könnte es durchaus auch passieren, dass man von einem Handtuch oder Bettlaken auf einer der Wäscheleinen umhüllt wird.
Es sind wenige Menschen unterwegs. In einer Seitenstraße sehe ich nur ein paar Hausfrauen, die sich gerade vor einem Gemischtwarenladen über den neuesten Klatsch unterhalten und ein paar mürrisch blickenden Männer, die diese Art von Unterhaltung wohl nicht so recht billigen können.
Vor einigen Fenster sind Käfige mit Wellensittichen angebracht, wo eine Katze auf dem Boden davor sitzt und auf ein Wunder hofft. Und wieder hört man im Hintergrund die klagende Stimme eines Fado-Sängers. Es ist hier, als ob die Zeit für einen Moment still steht.
Im nächsten Augenblick hört man ein Auto in der Nähe vorbei rauschen und ich merke, dass ich leider schon unten am Fluss angekommen bin.

Uferpromenade zwischen Estoril und Cascais Aufgenommen am: 31.05.2003 Uferpromenade zwischen Estoril und CascaisIch vollziehe mal wieder einen großen Schnitt und fahre zurück in die Zivilisation und zum Bahnhof Cais do Sodré, von wo in regelmäßigen Abständen Züge direkt am Tejo entlang in Richtung Cascais ihren Anfang haben.
Ich suche mir einen freien Fensterplatz und genieße die zügige Fahrt. Wir passieren Belém und ich kann sowohl das Entdeckerdenkmal wie auch die Torre de Belém am Fenster vorbei huschen sehen. Anders als auf dem Weg nach Sintra ist hier die Landschaft vor der Stadt recht einladend. Schöne Villen stehen am Ufer des immer breiter werdenden Tejo, Wassersportler entladen auf den Parkplätzen ihre Wagen und freuen sich sicher genauso wie ich auf einen schönen Tag am Wasser.

Die Endstelle Cascais liegt schon fast am Atlantik. Es können nur noch wenige hundert Meter bis zur Mündung sein. Am Horizont breitet sich bereits der weite Ozean aus, wo gerade ein Segelschiff vorbeifährt. Portugal und die Seefahrt waren schon immer ein Synonym gewesen, worauf die Portugiesen sehr stolz sind. Man sagt, auf den langen, einsamen Erkundungsfahrten auf der Suche nach neuen Welten, habe sich auch der Fado entwickelt. Die Seefahrer hatten trotz ihrer Abenteuerlust doch nie die Sehnsucht nach ihrer Heimat verloren.
Das Schiff verschwindet aus meinen Augen und ich kehre erneut in die Gegenwart zurück. Am Strand liegt schon alle Welt in der Sonne, die nun hoch oben am Himmel steht und nun dafür sorgen wird, das ich mir einen richtig schönen Sonnenbrand holen werde. Aber ganz im Ernst, heute früh hätte ich ein so schönes Wetter nie für möglich gehalten. Aus diesem Grund geselle ich mich lieber nicht zu den Sonnenhungrigen, sondern spaziere am Ufer entlang in Richtung Estoril, einem Kurort, der nur wenige Meter entfernt liegt.
Jetski-Rennen in Estoril Aufgenommen am: 31.05.2003 Jetski-Rennen in EstorilIn der Ferne hört man schon lautes Motorengeheule und ab und an kann man hinter der nächsten Landzunge Sportler auf Jetski sehen, wie sie ihre Runden drehen. Dann hört der Lärm mit einem Mal auf und eine Lautsprecherstimme meldet sich zu Wort. Anscheinend ist gerade ein Rennen zu Ende gegangen und der Sieger wird bekannt gegeben. Das nächste werde ich mir aber einmal genau ansehen.

Als ich die heiße Sonne endliche satt habe, fahre ich mit dem Zug von Estoril aus zurück in die Hauptstadt. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass das Straßenbahnmuseum noch etwas über eine Stunde geöffnet hat. Ich steige schon vor dem Endbahnhof wieder aus und mache mich auf den Weg dorthin.
Straßenbahnmuseum Lissabon Aufgenommen am: 31.05.2003 Straßenbahnmuseum LissabonDer Museumswärter ist nicht gerade der schnellste. Und als ich dann auch noch ein Souvenir kaufen möchte, einen Kugelschreiber, in dem sich eine Straßenbahn auf und ab bewegt, bricht hier das völlige Bürochaos aus.
Zuerst wird aus dem Schrank ein dickes Buch geholt und nach den Einträgen für die Kugelschreiber gesucht. Dann wird die entsprechende Anzahl ausgetragen und auf einer Quittung genauestens eingetragen, welche Inventarnummer dieser besondere Stift hat, wie seine exakte Bezeichnung ist, die auch zuerst noch nachgeschlagen werden muss und schließlich die Kaufsumme. Das ganze dauert eine Ewigkeit und drei Tage und ich wage es schon nicht mehr, nicht passend zu zahlen.

Am Abend verabschiede ich mich von meiner europäischen Lieblingsstadt, indem ich zuerst noch einmal eine Runde im offenen Doppeldeckerbus fahre (schließlich gilt die Tageskarte ja noch), um danach noch ein paar Runden mit der Straßenbahnlinie 28 zwischen Prazeres und Martim Moniz durch die Alfama zurückzulegen.
Während der Fahrt bin ich mit den Gedanken oft weit weg. Mir fallen auch hier die vielen gekachelten Häuser auf, denen eine Renovierung auch nicht schaden würde, oder den Gehwegen, die mit so vielen kleinen weißen und schwarzen Steinen gepflastert sind und aus der Ferne betrachtet schöne Ornamente ergeben. Dafür muss man schon eine Portion Geduld aufbringen, genauso wie die Straßenbahnfahrer, wenn es mal wieder nicht weiter geht...

Übernachtung: Hotel Roma - LissabonBewertung: Gut! Bewertungsnote 2
Kommentar: von außen unscheinbar, drinnen komfortabel
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