Hinterhof in Sintra
Aufgenommen am: 28.08.2005
Vorher
besuchen wir aber noch die Altstadt von Sintra. Nett anzusehen, aber sehr von
Touristen überlaufen. In den urigen kleinen Geschäften herrscht wie
in der Alfama höchster Platzmangel, dafür ist alles bis zum letzten
mit Souvenirs vollgestellt.
Lässt man diese Läden erst einmal hinter sich, wird Sintra gleich
sympathischer. Über Treppen zwischen den bunt bekachelten Häusern
kann man immer weiter hoch steigen, bis man einen herrlichen Blick über
die Stadt und die grünen Berge ringsumher hat. Lustig ist auch ein Türmchen
neben einem Wohnhaus, das aussieht wie ein Leuchtturm. Da genießt wohl
noch jemand den Blick über Sintra.
Straßenbahnfahrt Richtung Praia das Maças
Aufgenommen am: 28.08.2005
Zum
Mittagessen ist es noch etwas früh und so freunden wir uns mit einer Tasse
Kaffee und etwas Kuchen an, bevor wir langsam zur Straßenbahn durch das
modernere Sintra laufen. Der Weg führt durch eine breite, palmengesäumte
Fußgängerzonen zum abfahrbereiten Wagen, der bis auf die hintere
Plattform schon gut gefüllt ist. Darf man da hinten sitzen? Wird schon
keiner etwas dagegen haben. Ganz vorne, hinter dem Fahrer, sitzen ja auch genügend
Leute.
Straßenbahnfahrt Richtung Praia das Maças
Aufgenommen am: 28.08.2005
Und so genießen wir die ganze Fahrt über freie Sicht auf die kleine,
verschlungene Strecke. Meist geht es entlang der Hauptstraße nach Praia
das Maçãs, doch oft genug fahren wir auch durch ruhige Nebenstraßen
vorbei an verlassen wirkende Häuser, in denen wohl gerade Siesta gehalten
wird.
Die Bahn macht zwar einen Höllenlärm, besonders in den Kurven, aber
ich nehme mal an, die Bewohner kennen es einfach nicht anders. Ihnen würde
sicher etwas beim Einschlafen fehlen, wenn sie die schöne Bahn einmal in
Ruhestand schicken würden.
Wir kämpfen uns bergab, vorbei an prächtigen Villen mit großen,
gepflegten Vorgärten. Zahlreiche Touristen machen Fotos von unserer Bahn,
und dank unseres Schneckentempos, auch gleich von mehreren Standpunkten aus.
Auch ich lasse es mir nicht nehmen, ein paar Fotos zu machen, was hinten besser
als vorne raus funktioniert, denn dort steht ja der Fahrer.
Atlantikküste in Praia das Maças
Praia das Maças liegt direkt am Atlantischen Ozean und ist von Sintra leicht mit der Straßenbahn oder Bus erreichbar.
Aufgenommen am: 28.08.2005
Endstation
Praia das Maçãs, wir sind am Atlantischen Ozean angekommen. Gleich
ziehen wir unsere Schuhe aus und tapsen durch den heißen Sand bis zum
Wasser, endlich etwas Abkühlung. Die Wellen umspülen unsere Füße
und es ist ein angenehm kribbelndes Gefühl, wenn das Wasser den Sand unter
den Füßen fortspült.
Der Blick auf’s Meer ist leider getrübt. Je näher wir dem Ende
von Europa kamen, desto diesiger wurde der Himmel. Aber einfach nur hier zu
stehen, den Surfern am Horizont zuzusehen, wie sie mit den hohen Wellen kämpfen,
das Rauschen des Meeres in den Ohren – unbeschreiblich schön.
Bis zu den Knien stehen wir im atlantischen Ozean, kosten jeden Moment aus,
bevor wir einen kleinen Rundgang durch den sonst eher uninteressanten Ort machen
und zurück zur Straßenbahnhaltestelle gehen, wo schon eine lange
Schlange wartet. Diszipliniert heißt es hier: Hinten anstellen! Sonst
bekommt man das Temperament der Leute zu spüren. Eine faire, aber auch
sehr wichtige ungeschriebene Regel, denn hier stehen mehr Menschen als in die
Bahn Platz finden werden.
Straßenbahn in Praia das Maças
Praia das Maças liegt direkt am Atlantischen Ozean und ist von Sintra leicht mit der Straßenbahn oder Bus erreichbar.
Aufgenommen am: 28.08.2005
Auf
der Rückfahrt sitzen wir im Innern der Bahn und die Fahrt vergeht schneller
als auf dem Hinweg. Kommt mir jedenfalls ständig so vor, dass es zurück
schneller geht als hin. Im Inland wird auch das Wetter wieder schlagartig freundlicher.
Man blickt zurück auf die Berge, die die dunklen Wolken daran hindern,
vom Meer übers Festland zu ziehen.
In Sintra laufen wir rüber zum Busbahnhof und fahren mit dem Überlandbus
nach Cascais, zur Mündung des Tejo in den Atlantischen Ozean. Die Fahrt
an sich ist nicht der Rede wert. Zwar ist die Landschaft eine andere als in
Deutschland und damit immer noch interessant, aber jetzt nichts besonderes,
wo ich ausrufen müsste, hier muss man unbedingt gewesen sein.
Cascais dagegen ist wieder sehenswert. Durch die Fußgängerzone erreichen
wir den Strand und den dahinter liegenden, tiefblauen Fluss. Die Sonnenbrille
gaukelt einem sogar noch schönere Farben vor, als es ohnehin schon sind.
Altstadt von Cascais
Aufgenommen am: 28.08.2005
So
langsam macht sich auch der kleine Hunger wieder bemerkbar und wir suchen uns
ein schönes Plätzchen am Marktplatz, wo wir draußen sitzen und
alles beobachten können.
Aus dem Innern des Lokals jubeln Sportbegeisterte vor Fernsehern ihrer Lieblingsmannschaft
zu. Als wir beim Nachtisch angekommen sind, einem riesigen Obstbecher, den ich
bei dieser Hitze jeder anderen süßen Verführung vorziehe, haben
wir auch herausgefunden, dass es sich um eine Baseballübertragung handelt.
Baseballbegeisterung in Portugal? Man muss nicht alles verstehen.
Strand von Cascais
Der Rio Tejo weitet sich an dieser Stelle immer mehr, so dass man nicht wirklich sagen kann, wo genau er jetzt in den Atlantischen Ozean mündet.
Aufgenommen am: 28.08.2005
Nach
dem Essen empfiehlt sich ein leichter Spaziergang am Strand entlang. Unter Bast-Schirmchen
verteilt liegen Urlauber und lassen ihre Kleinen im Wasser plantschen. Wir passieren
Bootsverleihe, wo sie gerade nachzählen, ob auch alle Boote zurückgekehrt
sind oder ob jemand auf der Suche nach der Titanic gegangen ist.
In mir werden Erinnerungen wach, z.B. an die Treppe da drüben, wo ich einmal
Postkarten geschrieben habe, oder der Strand dahinten, wo vor zwei Jahren ein
Jet-Ski-Rennen ausgetragen wurde.
Strandpromenade zwischen Estoril und Cascais
Der Rio Tejo weitet sich an dieser Stelle immer mehr, so dass man nicht wirklich sagen kann, wo genau er jetzt in den Atlantischen Ozean mündet.
Aufgenommen am: 28.08.2005
Von
Estoril fahren wir mit einem Schnellzug zurück nach Lissabon und entscheiden
uns spontan, ab Algés die letzten Meter mit der Straßenbahn zurückzulegen.
Lange müssen wir warten, bis endlich eine Bahn vorfährt, glücklicherweise
eine altmodische, die auf der Linie 15 meist nur bis Belém eingesetzt
wird. Ein älterer Portugiese lässt alle anderen zuerst einsteigen,
doch das war nicht nur pure Freundlichkeit, sondern hatte auch den Hintergedanken,
dass er nun vorne stehen bleiben kann und sich wild gestikulierend darüber
aufregen kann, wieso und warum die Bahn heute so eine Verspätung hat.
In Belém müssen wir lange stoppen, denn hier steigt eine große
Menschentraube ein. Einem Reisebusfahrer dauert das zu lange, er überholt
und stellt sich nun zum Zeichen der Dankbarkeit ein paar Meter weiter vor uns
mitten auf die Schienen und lässt nun seine Fahrgäste in Ruhe aussteigen.
Hier dürfen wir noch einmal Zeuge einer wunderschönen, emotionsgeladenen
Diskussion zwischen Busfahrer, Straßenbahnfahrer und dem alten Mann von
vorhin werden.
Straßenbahnfahrt am Abend
Mit der 28 unterwegs irgendwo zwischen Alfama und Martim Moniz.
Aufgenommen am: 27.08.2005
Mit reichlich Verspätung geben wir später auf der Promenade Richtung
Gummi – nein, eine Straßenbahn hat ja Metallräder – also
wir geben Gas – auch falsch, aber ,wir geben Strom’ hört sich
einfach zu blöd an. Jedenfalls fahren wir recht schnell, womit die natürliche
Klimaanlage, die offenen Fenster, so richtig in Fahrt kommt. Ich liebe diesen
Streckenabschnitt.
In der Innenstadt flanieren wir noch ein wenig entlang der Geschäfte zur etwas abseits gelegenen Haltestelle der Linie 28, die schöne Linie durch die Alfama. Ach, dieser Bogen darf heute einfach nicht fehlen. Hier treffen wir auch die Krankenschwester aus dem Flugzeug wieder. Die Welt ist doch klein. An der Endstelle dürfen wir ihnen auch den Weg zur U-Bahn zeigen, denn auch sie wohnen etwas außerhalb. Wie sich unsere Urlaube doch gleichen, wird erst später noch so richtig deutlich.
Und ehe ich es vergesse: Diese dämliche U-Bahn kommt ja noch immer aus der falschen Richtung. Mama, ich kenne das Problem. Je mehr man darüber nachdenkt, von wo die Bahn nun kommt, desto häufiger sieht man doch noch in die falsche Richtung.