Kalifornien & Las Vegas - meine erste eigene Reise

22.04.2000 Visalia - Yosemite NP - Modesto (379 km / 236 Meilen)

Endlich mal eine Nacht, in der ich wirklich gut schlafen. Der befürchtete Straßenlärm ist glücklicherweise ausgeblieben.
Tagesfüllend steht heute der Yosemite Nationalpark auf unserem Programm. Na gut, was heißt tagesfüllend, immerhin sind es noch ein paar Meter dorthin zu fahren, aber wohl nicht so viele, wie wir gestern absitzen mussten.
Bereits auf der Anfahrt zum Park wird die Landschaft immer grüner. Wir lassen endgültig die Wüste hinter uns und fahren ins Gebirge. Die Straße verläuft auch nicht mehr schnurgerade, sondern windet sich in vielen Kurven um ebenso viele Felsvorsprünge herum. Ab und an streift der Blick das Wasser eines Gebirgsbachs, doch die meiste Zeit huschen Bäume am Fenster vorbei. Wie gesagt: die Landschaft wird grüner.

Yosemite Valley Kommt man von Süden (SR-41), sollte man direkt nach dem Tunnel links auf den Parkplatz fahren und die Aussicht auf das schöne Yosemite Valley genießen. Aufgenommen am: 22.04.2000 Unseren ersten Stopp legen wir direkt hinter dem Tunnel im Yosemite Nationalpark ein. Von hier hat man wirklich einen schönen Blick auf das Yosemite Valley und wie es vom El Capitan zur Linken und vom Half Dome rechts in der Ferne überragt wird. Rechter Hand plätschern in einiger Entfernung die Bridal Veil Falls zu Boden. Der Talboden ist mit dichtem Baumbewuchs bedeckt. Es sieht alles so friedlich aus von hier oben, so als wäre das Tal menschenleer.
Yosemite Falls, Blick vom Parkplatz Das Foto entstand an der Einfahrt zum Parkplatz in der Nähe der Yosemite Lodge. Aufgenommen am: 22.04.2000 Doch der Schein kann trügen. Wir finden kaum einen Parkplatz im Tal. In der Einfahrt zum Parkplatz geht es zu wie auf dem Highway zur Rush Hour. Selbst das bewölkte Wetter hält die Kalifornier und ihre Besucher nicht davon ab, ihr Wochenende im Grünen zu verbringen. Und dann kreuzt ein Eichhörnchen den Weg und man kann sehr gut Stadtmenschen von der Landbevölkerung unterscheiden. Alle, die Worte wie „niedlich“ hervorbringen und wild mit ihrer Kamera herumfuchteln, um vom entfliehenden Tier doch noch ein Erinnerungsfoto zu bekommen, sind wohl eindeutig Städter.

Aus der Ferne hört man schon das Rauschen der Yosemite Falls und hinter der nächsten Tanne sieht man sie dann auch schon, wie sie über den oberen Felsrand hinab in die Tiefe stürzen. Wie klein man doch als Mensch gegenüber der gewaltigen Natur ist.
Wenn man ein wenig näher herangeht, sieht man, dass es sich eigentlich um ganze drei Wasserfälle handelt. In der Mitte sammelt sich das Wasser, bevor es jeweils weiter in die Tiefe stürzt. Von einer kleinen Holzbrücke im Wald kann man das schon recht gut beobachten. Für eine nähere Betrachtung fehlt heute leider die Zeit.
Vor einem liegt ein relativ leerer Wanderweg. Zur Linken die tosenden Fälle, zur Rechten ein unscheinbar abfließender Gebirgsbach. Doch wehe man dreht sich um. Dann steht man wieder der Menschenmasse gegenüber, die sich langsam und schnatternd zur Brücke vorarbeitet.

Merced River im Yosemite Valley Wir befinden uns auf dem kleinen Rundweg mitten im Yosemite Valley. Aufgenommen am: 22.04.2000 Wir suchen das Weite und überqueren den Merced River, den Hauptfluss durch das Yosemite Valley und finden uns auf einem kleinen asphaltierten Weg wieder, der eine Runde durchs Tal beschreibt.
Hochzeit im Yosemite Valley Aufgenommen am: 22.04.2000 Gerade als wir die kleine Holzkapelle jenseits der Straße passieren, öffnen sich die Türen und ein Brautpaar tritt heraus. So könnte ich mir auch gut meine Hochzeit vorstellen: klein, bescheiden und in herrlicher Natur gelegen.
Wir komplettieren die Runde und finden uns zum Mittagessen in der Cafeteria neben dem Parkplatz ein. Bei einem geselligen Gespräch warten wir auf die Abfahrt unseres Busses, mit dem wir bald den Park Richtung Nordwesten verlassen. Die Straße folgt den Gegebenheiten des Berges und man kann sie schon einige Meilen voraus einsehen, wie sie langsam an Höhe verliert und in Einschnitte verschwindet, die sich wie ein weißes Band um die Berge legt. Endlich macht der langsam fahrende Bus vor uns in einer Ausweiche platz und lässt uns passieren. Dieser ist beim Anblick der Straße und was da noch alles auf ihn zukommt doch zunehmend langsamer geworden.

Auf dem Weg ins flachere Land passieren wir Windfarmen, welche die Berge zu Tausenden bevölkern. Man ist den Anblick dieser alternativen Energiequellen zwar schon aus der Heimat gewohnt, aber wirklich nicht in diesen Ausmaßen.
Bevor wir das Tagesziel Modesto erreichen, halten wir noch einmal in Oakhurst an, wo ich mir die ersten Erdbeeren des Jahres leiste. Eigentlich hatte ich ja nicht vor, hier auf dem Obstmarkt etwas zu erstehen – aber bei Erdbeeren werde ich einfach schwach.

Modesto Im Vordergrund der Bahnhof von Modesto, das hoch aufragende Gebäude dahinter war unser Hotel, das Double Tree Aufgenommen am: 23.04.2000 Modesto ist vom ersten Eindruck her mit Visalia vergleichbar: eine Ansammlung von Häusern und keinen Grund, sich länger als nötig hier aufzuhalten. Mir als kleiner Eisenbahnfan kommt es zwar gelegen, dass nur 50 m vom Hotel entfernt eine Hauptdurchgangsstrecke vorbeiführt, doch es will einfach kein Zug vorbeikommen, solange ich auch dem wirklich sehr hohen Bordstein sitze. Wenn ich nicht den Fotoapparat in den Händen halten würde, könnten mich die vorbeifahrenden Cops wohl für einen mittellosen Landstreicher halten. Ok, morgen ziehe ich auch wieder etwas Frisches an.
Doch was ist nun mit dem nächsten Zug? Ich gebe ihm Zeit bis Halb, doch nachdem auch dieses Ultimatum abgelaufen ist, stehe ich resigniert auf und laufe zum Hotel zurück. Ratet mal, was ich hören muss, als ich in meinem Zimmer ein wenig durchlüfte...