Steve, so habe ich meinen neuen Plüschbären genannt. Steve wird mich den Rest der Tour begleiten. Nein, ich falle nicht zurück ins Kindesalter, sondern jeder, der im Hard Rock Café mehr als 40$ bezahlt hat, bekam so einen Bären gratis. Also ist er etwas Besonderes und darf im Bus gleich neben mir sitzen.
Natürlich erregt Steve sofort die Aufmerksamkeit einiger Mitreisenden. Inge bedauert es nun doch, nichts vom HRC mitgebracht zu haben. Da ich noch einmal nach San Francisco zurückkehren werde, biete ich ihr an, das Versäumte nachzuholen. Natürlich nicht ganz ohne Hintergedanken: So kann ich auch noch einen zweiten Bären bekommen und ihn an meine Familie weiterverschenken, die unglaublich verrückt nach Mitbringsel ist.
Carmel by the Sea
Aufgenommen am: 25.04.2000
Wir verlassen meine neue Lieblingsstadt, aber der Abschied fällt mir nicht besonders schwer. Übermorgen bin ich ja wieder da.
In Carmel-by-the-Sea legen wir eine kurze Pause ein. Zusammen mit meinem Namensvetter Markus gehe ich runter zum Strand. Er will unbedingt ein wenig Sand für sein Aquarium mit nach Hause nehmen. Wo liegt denn da der Sinn? Er wohnt selber an der Küste, da gibt’s doch Sand satt und genug. Warum extra Sand aus Kalifornien mitnehmen? Naja, zum Ausgleich wird sicher irgendein Amerikaner für sein Aquarium Sand aus Deutschland mitnehmen.
Tja, leider liegen am Ufer riesige Steine im Weg, die uns ein Vordringen zum ersehnten Sand etwas erschweren. Ich bleibe etwas zurück, denn immerhin habe ich nicht das Verlangen, den amerikanischen Strand zu verkleinern und auch nicht, von der gerade hereinbrechenden Welle geduscht zu werden. Aus der Ferne höre ich nur noch jemanden fluchen.
Pazifikküste am Highway #1
Aufgenommen am: 25.04.2000
Zurück im Bus fahren wir die Traumstraße Highway #1 Richtung Süden. Durch das Sitzplatzrotationsprinzip sitze ich heute zwar nicht mehr ganz vorne, was sicher auch ganz reizvoll gewesen wäre, aber immerhin zusammen mit Steve auf der rechten Seite, also der dem Meer zugewandten.
Ich versinke in leichtes Träumen. Zu meiner rechten liegt der endlose Ozean. Soweit das Auge reicht - nur Wasser. Die Straße windet sich an der Steilküste entlang. In jeder Linkskurve habe ich einen fantastischen Blick auf die Brandung, wie sie gegen die Felsen schlägt und dem hoch über dem Wasser führenden Highway. Dahinter grünes, scheinbar unberührtes Land. Die Zivilisation ist während den nächsten Stunden für mich meilenweit entfernt.
Robben an der Pazifikküste
Aufgenommen am: 25.04.2000
Natürlich halten wir auch mal an, um uns die Beine zu vertreten und um die wirklich fantastische Aussicht zu genießen und zu bewundern. Es wird wieder ein langer Tag werden, an dem viele Meilen unter die Räder genommen werden. Da sind die wenigen freien Minuten an frischer Luft jeden Atemzug wert.
Ein paar Meter weiter, wo die Küstengebirge etwas flacher abfallen und einen Sandstrand bilden, haben es sich Robben in der Sonne bequem gemacht. Ihnen mag es vielleicht warm vorkommen, doch ich bin mit kurzen Hosen hier doch etwas unpassend angezogen. Der Wind weht unbarmherzig kalte Luft vom Pazifik heran.
Zurück im Bus finde ich wieder Zeit, dem Ozean zuzusehen und meinen Gedanken nachzuhängen.
Obwohl wir schon lange unterwegs sind, entfernt sich die Straße viel zu früh von der Küste und führt ab etwa San Luis Obispo durchs Landesinnere. Als sie kurz vor Santa Barbara wieder ans Ufer stößt, beginnt es schon zu dämmern. Vom weiteren Verlauf der Küste, die von der Straße nur durch die Eisenbahnstrecke des Coast Starlight getrennt ist, bekommen wir leider nicht mehr viel mit.
Casa Sirena Hotel & Marina, Oxnard
Aufgenommen am: 26.04.2000
Unser heutiges Hotel ist eine richtig schöne Anlage. Das Hotel besteht aus mehreren Häusern, von denen keines mehr als zwei Stockwerke besitzt. Wie jeden Abend bekommen wir die Schlüsselkarten in einem Umschlag ausgehändigt, auf denen unsere Zimmernummer vermerkt ist. Aber selbst beim besten Willen kann man diese Schrift hier nicht entziffern. Steht da 107? Oder ist das eine eins dahinten und in der Mitte eine Neun? Auch die anderen Gäste haben offensichtlich Probleme, das richtige Zimmer zu finden. Aber wir finden viel Gefallen daran, den halben Gang herunter zu laufen und bei jedem Zimmer den Schlüssel auszuprobieren. Es gibt jedes Mal ein großes Hallo, wenn wieder jemand ein Zimmer als seines identifiziert hat.
In den letzten Tagen hatte ich immer das Pech, Zimmer zu erwischen, die nach hinten rausgehen. Bei einer Nacht kann es einem ja eigentlich auch egal sein, aber heute bin ich ausnahmsweise mal froh darüber, ein Zimmer nach hinten heraus zu haben. Das Hotel liegt direkt am Meer wie ich gerade feststelle und von meinem Zimmer aus habe ich freie Sicht auf den Yachthafen und dem Meer dahinter.