Das Ende des Urlaubs rückt unaufhaltsam näher. Es wird Zeit, das letzte Hotel auf meiner Tour zu verlassen. Beim Auschecken bekomme ich meine in Bar gezahlte Kaution zurück, so dass ich nun wieder stolzer Besitzer von 40$ bin, die ich unters Volk bringen kann.
Cable Car auf der California Street
Aufgenommen am: 29.04.2000
Wenn ich mein Hotel verlasse, laufe ich stets die Post Street zur Powell hinunter. Abends, wenn ich müde von den Touren zurückgekommen bin, mochte ich keinen Berg mehr steigen und bin immer mit der California Line zur Leavenworth gefahren und von dort an bergab gelaufen.
Mein Cable-Car Drei-Tages-Pass gilt auch heute noch, so dass es ein leichtes ist, mal eben am Cable-Car Power House & Museum vorbeizufahren. Wer schon einmal in San Francisco ist, der sollte sich hier einmal umsehen. Der Eintritt ist im Übrigen frei.
Cable Car Powerhouse & Museum
Ein Wagen der Powell/Mason Linie fährt die letzten Meter auf der Mason Street, bevor es an der nächsten Ecke gemeinsam mit der Powell Hyde Line links abgeht.
Aufgenommen am: 29.04.2000
Im Innern herrscht leider immer ein wenig dröhnender Lärm von den vier Motoren, die die vier Kabel antreiben, um das Netz in Bewegung zu halten. Schautafeln erläutern, wie die Kabel unter der Stadt hergeführt werden und dass sie teilweise ganz andere Routen als die Gleise nehmen. Im Kellergeschoss kann man sogar den Kabeln zusehen, wie sie unter der Straße verschwinden.
Neben den praktischen Teil beherbergt das Haus ein kleines Museum, in dem alte Wagen, alte Armaturen und viele Fotos ausgestellt sind.
Im kleinen angrenzenden Souvenirladen erstehe ich ein Original Cable-Car Haltestellenschild. Hinter der Theke sieht es so klein aus. Hoffentlich passt das noch in meinen Koffer.
Mit deutlich weniger Dollar in der Tasche als beim Betreten verlasse ich das Museum wieder. Im Schlepptau mein neues Schild.
Kreuzung Powell/California, San Francisco
Ein Wagen der Powell/Hyde Linie hat gerade die California Street überquert und wird nun die letzten Meter bergab zur Market Street fahren.
Aufgenommen am: 29.04.2000
Es bleibt noch ein wenig Zeit, so dass ich noch mal zum Fisherman’s Wharf herunter fahre und mich von meiner neuen Lieblingsstadt an allen wichtigen Ecken verabschiede. Dann geht es mit der Straßenbahn zurück zum Hotel, wo ich freundlicherweise meinen Koffer für einige Stunden unterstellen durfte.
Die Lobby funktioniere ich nun zu einem Wühltisch wie bei einem Schlussverkauf um. Der halbe Inhalt aus meinen Koffer muss neu einsortiert werden, damit das Schild liegend irgendwie dazwischen passt. Das ist Maßarbeit! Das Schild durfte keinen Zentimeter breiter sein, sonst hätte ich jetzt ein Problem.
Kurz nach 2 fährt der Flughafenshuttle vor. Ich nehme im Wagen Platz und finde mich in einer Gruppe trüb hereinschauender Menschen wieder. Man sieht deutlich, dass auch ihr Urlaub vorbei ist.
Bald schon befinden wir uns auf der Autobahn, fernab allem Tourismus und dem Stadtzentrum. Wohnhäuser auf grün-weißen Hügeln fliegen an uns vorbei während wir auf dem grauen Band Meter um Meter zurücklegen.
Am Flughafen gebe ich mein Gepäck auf, ab durch die Sicherheitskontrolle und zum richtigen Flugsteig, ein freier Sessel gesucht und fallengelassen. Auf einmal ist alles vorbei. Auf einmal sind meine Gedanken nicht mehr beschäftigt, neue Eindrücke zu verarbeiten oder sich auf etwas neues zu freuen. Auf einmal habe ich Zeit. Nein, das ist nicht gut ausgedrückt. Zeit hatte ich vorher auch schon genug. Nein, ich meine: ich habe tierische Langweile.
Und wie ich so überlege, fällt mir die bevorstehende Abiprüfung in drei Tagen ein. Oh nein, denke ich nur. Ich habe darauf jetzt echt keine Lust. In den letzten zwei Wochen habe ich das Thema so erfolgreich verdrängt, dass es jetzt umso mehr Unbehagen auslöst. Ich bin zwar überzeugt, dass ich es schaffen werde, aber es ist doch schon mit Stress und Anspannung verbunden, in eine Prüfung zu gehen. Und genau diese beiden Elemente fehlten in der letzten Zeit.
Aber danach kann es ja nur besser werden. Wenn die Prüfungen erst einmal vorbei sind, reihen sich ein paar freie Tage an einander, bevor der Zivildienst im Sommer beginnt. Und irgendwann wird auch der zu Ende gehen und vielleicht werde ich dann mal wieder Urlaub machen...
Übrigens: Die Prüfungen habe ich ohne Probleme tatsächlich geschafft.