Endlich wieder Urlaub! Der Zivildienst ist vorbei und ich habe hart gespart für meinen zweiten selbstverdienten Urlaub überhaupt, meinem inzwischen dritten Besuch in den USA. Geplant ist, etwa zwei Wochen mit einer Reisegruppe ausgehend von Los Angeles den kompletten Südwesten bis rauf nach Colorado abzufahren. Anschließend werde ich mir noch einige Tage auf eigene Faust in San Francisco gönnen, meiner Lieblingsstadt, die mich letztes Jahr in ihren Bann gezogen hat.
Die Vorbereitungen liefen alles andere als glatt. Ich konnte es einfach nicht abwarten und habe bereits vor Weihnachten 2000 diese Tour gebucht, allerdings mit dem 5.6. als Starttermin. Einen Monat später wurde die Fahrt allerdings abgesagt und es musste umgebucht werden. Jetzt im Nachhinein bin ich froh, dass ich wenigstens so früh informiert wurde und nicht etwa 2 Wochen vor Abflug. So hatten wir wenigstens eine Chance, ein Alternativprogramm auf die Beine zu stellen, was schon schwer genug war. Wir fanden einfach keinen passenden Flug. So viel sich die Dame im ADAC-Reisebüro auch bemühte, es wollte einfach nicht passen: viel zu teuer, Ankunft 23:00, umsteigen an drei Flughäfen und lauter solcher Scherze. Kurz vorm Aufgeben zog sie ihr letztes As aus dem Ärmel und rief eine Bekannte bei der Lufthansa an und voilà DER perfekte Flug. Hinflug extrem früh, Rückflug sehr spät, Umsteigen in beiden Richtungen nur in Frankfurt und alles zu einem humanen Preis. Was will man mehr?
Los Angeles International Airport
Unverkennbar das spinnenförmige Restaurant am Flughafen LAX.
Aufgenommen am: 28.05.2001
Dass dies zwangsläufig bedeutete, um 4 Uhr aufzustehen um bereits um 6 loszufliegen nahm ich mit Freuden in Kauf, ging es doch endlich in den langersehnten Urlaub.
Bereits um 12 lande ich in Los Angeles. Ich stelle mich auf eine ewige Warterei bei der Passkontrolle und dem Zoll ein und bin echt erleichtert, dass ich nur etwa 20 Leute vor mir in der Schlange stehen sehe. Doch dann geschieht etwas noch besseres: Eine Angestellte öffnet eines dieser Leitbänder und geleitet uns zu freien Schaltern, wo die Beamten händeringend auf Einreisende warten.
Binnen 4 Minuten habe ich auch mit meinem Gepäck den Zoll passiert und stehe nun vor dem Flughafen, dort, wo die Shuttle-Busse die aus dem Gebäude strömenden Menschen auf ganz L.A. verteilen. Letztes Jahr hatte die Prozedur noch weit über eine Stunde gedauert.
Bald hält ein Shuttle Richtung Downtown und ich nehme am Fenster Platz. Nach einer Ehrenrunde am Terminal vorbei nehmen wir bald Fahrt auf der Autobahn auf.
Den Flughafen lassen wir schnell hinter uns. Da ist es wieder, dieses eintönige Hopsen, wenn man über die Verbindungsnaht auf der Betonautobahn fährt. Und da sind die satten grünen Grasstreifen neben der Fahrbahn, die täglich künstlich bewässert werden. Und da sind wieder die Ampeln hinter der Kreuzung, die gelben Striche auf den Straßen und die farbigen Bordsteine. Alles ist wieder da, so, als ob es sie alle nur darauf gewartet haben, dass ich dort weitermache, wo ich letztes Jahr aufgehört habe.
Hotel Figueroa
Kennt jemand das PC-Spiel 'Der Verkehrsgigant'? Vorne auf dem Cover ist genau dieses Haus. Es kam mir schon so bekannt vor, als der Shuttle-Bus vorfuhr.
Aufgenommen am: 28.05.2001
Bereits um 1 Uhr bin ich im Hotel. Viel zu früh, um nicht noch etwas mit dem Tag anzufangen. Bereits in der Eingangshalle treffe ich meine zukünftige Reiseleiterin, doch ich werde erst übermorgen zu der Gruppe stoßen. Erstens war dies billiger und zweitens wollte ich Los Angeles auf eigen Faust erkunden.
Pershing Square, LA Downtown
Bekannt ist der Platz u.A. aus dem Film Speed: In einem Müllcontainer an der nordöstlichen Ecke sollte die Geldübergabe stattfinden.
Aufgenommen am: 28.05.2001
So kommt es, dass ich bald zwischen den Hochhäusern hindurchlaufe, nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Jetzt bin ich in Los Angeles, doch was soll ich hier? Eher zufällig komme ich am Pershing Square vorbei, der jedem etwas sagen sollte, der den Film „Speed“ gesehen hat, fand hier doch die missglückte Geldübergabe statt. Ich kann sogar den Abfallbehälter an der nordöstlichen Straßenecke finden und den Friseur, wo der Lieutenant ein Auge durchs Fernglas warf. Ich bin an einem Filmschauplatz und das ist es doch, was alle in Los Angeles suchen, oder?
Ich laufe weiter am Rathaus vorbei zum Bahnhof, wo ich in zwei Wochen nach San Francisco aufbrechen werde. Tagsüber wirkt er verlassen, bis heute nachmittag die Rush Hour einsetzen wird und einige Angelinos mit den Zügen heimfahren. Ja, auch das gibt es in der Autostadt Los Angeles.
Ich setze mich in die U-Bahn und befinde mich eine halbe Stunde später in Hollywood vor dem Pantages. Hollywood ist wirklich nicht das, was viele erwarten. Kein Glanz, kein Glamour. Die großen Tage sind vorbei. Heute sieht man neben wenigen Ausnahmen nur noch Action oder flotte Sprüche auf der Leinwand. Wo sind die großen gefühlvollen Klassiker hin?
Finger- und Fußabdrücke am Manns Chinese Theatre
Aufgenommen am: 28.05.2001
Genauso wie das Filmgeschäft hat sich Hollywood gewandelt. Der Hollywood Boulevard mit seinen Sternen ist nur eine weitere Erinnerung, platt getreten von zahlreichen Touristen, die sich mit nachgemachten Oskars und anderem Kitsch eindecken.
Letztes Jahr war ich auch einer dieser zahlreichen Menschen, die noch einen Funken Hoffnung hatten, dieses Jahr bin ich vorbelastet, gehe mit weniger Erwartungen hier entlang. Was soll’s. Ich kann ja eh nichts dran ändern. Genieße ich lieber meinen Urlaub.
Totmüde kehre ich gegen 20 Uhr ins Hotel zurück. Noch eine halbe Stunde, dann rufe ich in Deutschland an und teile denen mit, dass ich gut angekommen bin, denn dann ist es dort bereits 5:30 Uhr Dienstag Morgen. Uns trennt dann eine ganze Nacht Schlaf. Eine kuriose Vorstellung.
Wenn meine Familie 10000 km entfernt gerade aufsteht, lege ich mich nach 27 Stunden Wachsein endlich schlafen. Hoffentlich schlafe ich lang, um mich möglichst bald an die neue Zeit zu gewöhnen.