Da man als Alleinreisender nicht so viel Zeit benötigt wie Leute, die sich zu zweit ein Badezimmer teilen, habe ich vor der Abfahrt des Busses noch einige Minuten zu überbrücken. Ich schlendere ein wenig durch die Wohngegend um unser Hotel herum. Einige Leute sind mit ihrem Hund unterwegs, andere brechen gerade mit ihrem Auto entweder zum Supermarkt oder zur Arbeit auf. Saguaro Kaktus, Arizona
Der Eingangsbereich zur Rawhide Wild West Town.
Aufgenommen am: 30.05.2001
In den Vorgärten werden Rasen gesprengt. Statt Blumen befinden sich meist Kakteen am Gartenrand oder in Blumentöpfen. Bestehen doch sonst die meisten amerikanischen Gärten nur aus Rasenflächen, so beeindruckt hier die Artenvielfalt, die in manchem Garten anzutreffen ist.
Zuerst fahren wir ein wenig auf der I-17 Richtung Norden. Ein Teil unserer Gruppe hatte am Morgen eine Ballonfahrt über der Wüste unternommen, die wir jetzt am Straßenrand wieder einsammeln. Ich wäre auch gerne mitgefahren, wenn ich doch nur ein wenig mehr Geld gehabt hätte.
Montezuma Castle NM
Aufgenommen am: 31.05.2001
Wo einst die Sinagua-Indianer wohnlich an der Felswand klebten, da nisten heute die Bienen und bauen die Schwalben und Raben ihre Nester, im Montezuma Castle, einem gut erhaltenen cliff-dwelling aus dem 13.Jahrhundert. Ähnlich wie bei den Aztec Ruins verfielen frühe weiße Siedler auch angesichts dieser Felsensiedlung dem Irrtum, ihr Ursprung ginge auf die Azteken zurück. Daher der (falsche) Name. Ich persönlich ziehe allerdings die Ruinen im Mesa Verde vor. Das Castle ist zwar sehr nett, doch hängt es einsam in einem unerreichbaren Felsen und ist auch nicht besonders groß.
Sobald man die Interstate hinter Flagstaff verlässt, begleiten Schneisen durch Nadelgehölz und Passagen wie in der Lüneburger Heide die Fahrt zum Grand Canyon. Der erste Halt wird am Grand Canyon Flughafen eingelegt, um auf den Helikopter umzusteigen. Sechs Leute unserer Reisegruppe inklusive mir wollen den Blick aus der Vogelperspektive auf den Grand Canyon wagen. Zusammen sitzen wir im Helikopter, der einen Fußboden aus Glas besitzt, um auch kein Detail des Canyons zu verpassen. Es ist selbst mit den Kopfhörern noch laut und eine Unterhaltung ist nur per Zeichensprache möglich. Wir stehen startklar, als wir uns gegenseitig zur Erinnerung fotografieren und im Rhythmus des kreisenden Rotors auf den Start warten. Es schaukelt ganz schön.
Helikopter am Grand Canyon Airport
Ein aufregendes Erlebnis: Mein erster Helikopterflug überhaupt.
Aufgenommen am: 31.05.2001
Abflugbereit im Helikopter
Ich werde diesen Moment nie vergessen, wo wir auf den Abflug warteten. Wir waren alle so gespannt und unglaublich fröhlich.
Aufgenommen am: 31.05.2001
Dann entfernt sich endlich der Boden unter uns und wir fliegen frei wir ein Vogel über ein Waldgebiet, das von der Grand Canyon Railroad durchschnitten wird, einer Bahn, die Gäste von Williams an einem Tag zum South Rim und wieder zurück bringt. Über Lautsprecher wird uns ein wenig vom Grand Canyon erzählt. Unter uns ziehen Bäume vorbei, die Spannung steigt und gleichzeitig ist es sehr entspannend, einfach nur dazusitzen und zu genießen.
Helikopterflug über den Grand Canyon
Auch diesen Moment werde ich nie vergesse: Mein erste Begegnung mit dem Grand Canyon überhaupt und dann noch aus der Luft! Es war wunderschöööööööön!
Aufgenommen am: 31.05.2001
Die Hintergrundmusik der Kopfhörer wird dramatischer, und dann liegt er vor uns, der gewaltige Grand Canyon. Tausende, was rede ich, Millionen von Eindrücken überkommen einem gleichzeitig. So weit das Auge blickt, man kann kein Ende der Schlucht ausmachen. Wir überfliegen den bewaldeten Rand und mit einem Mal ist da ein riesiger Schnitt im sonst homogenen flachen Wald, der erst auf der Nordseite wieder seine Fortsetzung findet. Es ist, als ob jemand den Süd- und Nordrand auseinander gerissen hätte und der Colorado River in der Spalte verschwunden ist. Plötzlich meint man, die Zeit würde stillstehen. Längst hört man nicht mehr auf die Kopfhörerstimme, die wie ich jetzt versucht, das gewaltige Naturschauspiel zu beschreiben. Viel zu beschäftigt ist man von den gewaltigen Ausmaßen. Erst von hier oben kann man die Ausmaße erahnen, jedoch einfach nicht begreifen. Neben uns taucht ein zweiter Helikopter auf, der angesichts der etwas höheren Nordwand im Canyon eingetaucht erscheint.
Helikopterflug über den Grand Canyon
Viel Dreck auf der Scheibe, aber was zählt, ist der einmalige Moment, es wirklich live vor Ort zu erleben.
Aufgenommen am: 31.05.2001
Riesige Mäander durchziehen die Schlucht und selbst in den Schleifen befinden sich wiederum kleinere Schleifen. Blau bis grün liegt der Colorado tief unten eingezwängt zwischen den Wänden. Er sieht so friedlich aus. Man würde ihm niemals zutrauen, diese Landschaft geschaffen zu haben.
Die verschiedenen Gesteinschichten sind deutlich an ihrer Farbe erkennbar. Tief unten eher grau braunes Gestein, das wie eine Schokoladenschicht über einen Kuchen von einer braunen Gesteinsschicht überzocken ist. Darüber sind die Felsen in unzählige Rottöne gefärbt und teilweise mit Büschen und losem Geröll überzogen. Dann die zerklüftete grüne Kante, über die wir wieder zurück in Richtung Flughafen fliegen. Schade! Misst man aber die Zeit in Eindrücke pro Sekunde, so muss der Flug endlos gewesen sein.
Grand Canyon
Aufgenommen am: 31.05.2001
Wieder im Bus werden wir ausgefragt, ob es sich lohnen würde und wie wir es denn fanden. Ich kann nur sagen, Leute, ihr habt eine Menge verpasst.
Wer aber einen Flug buchen möchte, sollte unbedingt darauf achten, dass es sich nicht um den Grand Canyon West Airport handelt. Dieser liegt nämlich 5 Stunden vom South Rim entfernt, wobei die letzten 18 Meilen über eine schlechte Schotterstraße führen und der Grand Canyon sieht dort einfach nicht wie der Grand Canyon aus.
Wir halten am South Rim und spazieren an der Kante entlang vom Grand Canyon Village bis zum Mather Point. Der Ausblick ist nicht mit dem vom Helikopter vergleichbar, schon deshalb nicht, weil man den Colorado nicht mehr sehen kann, der dort irgendwo in der Tiefe verläuft. Jedoch erkennt man hier ganz deutlich, wie klein man als Mensch der gewaltigen Natur gegenübersteht. Aus wechselnder Perspektive, über Wildblumen, bonsaiartige Pinon- und Juniperbäume hinweg, streift der Blick über die enorme Schlucht, durchknetet und geschliffen von Wasser und Wind, ausgesägt vom mächtigen Colorado.
Auf dem Weg nach Osten halten wir ein letztes Mal am Grandview Point an. Ich denke, ich habe genügend Fotos geschossen und ziehe es deshalb vor, mich auf ein paar Steine zu setzen und die großartige Landschaft auf mich wirken zu lassen. Unter mir verläuft der Grandview Trail, auf dem ein paar müde Wanderer die letzten Meter bis zur Zivilisation bewältigen. Die Schatten im Canyon werden immer länger, als wir den Nationalpark verlassen.
Cameron Trading Post
Es mag noch so sehr eine Touristenabsteige sein, aber die Einrichtung und alles drum herum - Es war eins der schönsten Hotels auf dieser Tour.
Aufgenommen am: 31.05.2001
Unser Nachtquartier ist die Cameron Trading Post, ein alter indianischer Handelsposten. Mein Zimmer liegt im Haus „Navajo“ direkt an der Ecke mit Blick auf das ausgetrocknete Flussbett des Little Colorados und der hinter den Hügeln untergehenden Sonne. Die Zimmer sind geräumig und äußerst geschmack- und stilvoll eingerichtet. Bis heute war dies das schönste Hotelzimmer, in dem ich je übernachtet habe. Draußen wird es gerade dunkel, als ich mir noch ein wenig im Souvenirshop die Füße vertrete. Die Auswahl ist riesig und die Ware sehr dekorativ. Hier sollte man vielleicht auch mal vorbeischauen, wenn man nur auf dem Weg vom Grand Canyon nach Page oder umgekehrt ist.