Mann, habe ich die Nacht gut geschlafen. Die Wanderung gestern nachmittag hat richtig gut getan. Nach dem Frühstück decken wir uns im Supermarkt noch mit Lebensmitteln für ein Picknick ein, tanken den Wagen auf und starten in Richtung ausgewurzelter Baum in der Mariposa Grove, Yosemite NP Aufgenommen am: 10.09.2002 Mariposa Grove, wo es einige streitende Eichhörnchen und Riesensequoias zu bewundern gibt. Tunneltree in der Mariposa Grove Meine Wenigkeit unter einem ausgehöhlten Tunnelbaum. Aufgenommen am: 10.09.2002 Diese Bäume sind zwar nicht die höchsten oder ältesten, dafür aber die gewaltigsten, nimmt man Höhe und Umfang zusammen. Unweit des Parkplatzes hat es einen dieser Riesen regelrecht umgehauen. Der Stamm liegt der Länge nach am Boden, und an seinem Ende ragen seine Wurzeln bis zu 8 Meter hoch in den Himmel empor. Welche Kräfte müssen hier am Werk gewesen sein!
Wir fahren die Straße vom Vortag bis zum Yosemite Valley zurück und biegen dann rechts ab auf die Tioga Pass Road. Wir haben den ganzen Nachmittag Zeit, uns über diese Traumstraße hinauf in die Sierra Nevada zu bringen. Ab und zu begegnet uns ein Auto oder Camper, doch es ist deutlich weniger Verkehr als unten im Tal. Man fährt hier um diese Jahreszeit wirklich fast alleine. Wir haben es nicht eilig und halten schon mal hier und da an, um ein paar Aufnahmen zumachen, bevor wir uns am Lake Tenaya für ein Picknick niederlassen.
Lake Tenaya am Tioga Pass, Yosemite NP
Aufgenommen am: 10.09.2002
Der See ist relativ gut gefüllt und seine Oberfläche durch den Wind in ständiger Bewegung gehalten. Die gegenüberliegenden Berge sehen fast verschneit aus, so weiß ist ihr Gestein. Anscheinend kreuzen hier gelegentlich auch ein paar Bären auf und entsprechend kompliziert sind die Abfallbehälter angebracht, damit die Bären nicht an den Inhalt gelangen können.
Tuolumne Meadows am Tioga Pass, Yosemite NP Aufgenommen am: 10.09.2002 Die Weiterfahrt unterbrechen wir erneut in den Tuolumne Meadows. Obwohl es schon relativ spät ist und wir noch einiges vorhaben, können wir an dieser golden gefärbten Hochebene einfach nicht vorbeifahren. Das Farbenspiel ist einfach zu schön. Goldenes Gras, durchschnitten von klarem Wasser, in dem sich der blaue Himmel spiegelt, dazwischen viele immergrüne Nadelgewächse und hellgraue Felsen und Steine. In ein paar Tagen wird das hier wahrscheinlich alles unter einer dicken Schneeschicht begraben sein, vielleicht sogar noch, bevor wir den Urlaub beendet haben.
Nun folgt die Abfahrt zurück ins Tal. Wir verlassen den Yosemite Nationalpark über eine kurvenreiche Straße, die sich auf der linken Seite dicht an die Felsen schmiegt. Rechts geht es teilweise steil nach unten. Besonders schön sind die Linkskurven, hinter denen immer wieder neue Panoramen auftauchen.
Mono Lake Aufgenommen am: 10.09.2002 In Lee Vining biegen wir links ab und halten kurze Zeit später am Ufer des Mono Lake. Wir sind hier ganz allein. Die meisten anderen Wagen brausen im Hintergrund über die gut ausgebaute Straße an uns vorbei. Wir schlagen uns auf einem kleinen Trampelpfad zum Ufer des Sees durch, der teilweise vom Gestrüpp wieder zugewachsen ist. Ein Schild informiert uns darüber, dass das Wasser zig mal salziger als Meerwasser ist. Schilder können viel erzählen und ich nehme eine winzige Stichprobe, doch die genügt schon, dass ich mein Gesicht verziehe und ein Urteil fälle: Mann, ist das salzig. Das Schild ist korrekt.
Das letzte Highlight des Tages ist der Besuch der Geisterstadt Bodie. Wir sind inzwischen schon so spät dran, dass selbst das Kassenhäuschen nicht mehr besetzt ist. Die Sonne steht schon sehr tief und die Schatten der Häuser werden immer länger. Das ganze Szenario hat auch seinen Reiz: Es ist fast kein Besucher mehr anwesend und die untergehende Sonne lässt alles etwas mysteriöser erscheinen.
Geisterstadt Bodie
Green Street in Bodie, links die Old Methodist Church, rechts D.V. Cain House
Aufgenommen am: 10.09.2002
Anders als in anderen „Geisterstädten“ wurde diese hier nicht touristisch herausgeputzt. Souvenirstände, Imbissbuden, Ramschläden, ja selbst funktionierende Tankstellen sucht man vergebens. Alles ist noch fast genauso, wie in den 30ern, als die Stadt endgültig verlassen wurde, weil sich der Goldabbau in der Miene nicht mehr lohnte.
Zurückgeblieben sind die verlassenen Gebäude, die man teilweise von ihnen besichtigen kann, wie ein Wohnhaus oder die alte Kirche. In die meisten anderen Gebäude, darunter die alte Schule, der General Store und der Saloon kann man nur durch die schmutzigen Fensterscheiben hineinsehen. Im Innern liegen die verstaubten Gebrauchsgegenstände jener Tage verstreut. Ein alter Wagen rostet neben der Tankstelle dahin, deren Zapfsäulen schon längst vertrocknet sind. Ringsherum viele Wohnhäuser, teilweise eingestürzt, teilweise kurz davor, verlassen in der Sierra Nevada.
Wir fahren weiter nach Mammoth Lakes, wo wir heute übernachten werden, kurz nachdem die Sonne untergegangen ist. An der Rezeption finden wir nur eine Nachricht, dass wir uns erst die bereitliegenden Umschläge ansehen sollen, bevor wir irgendjemanden zu Hilfe rufen, und tatsächlich finden wir einen Umschlag mit meinem Namen und einen Schlüssel darin. Wir verstehen dies als eine Einladung, uns in dem Zimmer hinter der zum Schlüssel passenden Tür für die Nacht gemütlich zu machen.