Der heutige Tag soll uns wieder einen großen Kontrast bescheren: Von der Einsamkeit zurück in die Zivilisation. Der erste Schritt ist am Zabriskie Point getan, da man hier so gut wie nie alleine steht. Dies ist der traditionelle Aussichtspunkt, der von jedem Bus angefahren wird. Wir halten hier nur kurz an, da wir eh gerade vorbei kommen.
Dantes View, Death Valley NP
Einer meiner Lieblingsaussichtspunkte im Death Valley. Von hier lassen sich die Ausmaße des Tals und die riesige ausgetrocknete Salzpfanne am besten begreifen.
Aufgenommen am: 12.09.2002
Wofür wir uns wieder etwas mehr Zeit nehmen, ist Dantes View, ein Aussichtspunkt, von dem man auf das tiefe Tal hinabsehen kann. Die Fahrt hier rauf ist zwar ein kleiner Umweg, doch ich denke, dass es sich lohnt. Vor allem kommen durch die Abgeschiedenheit nicht so viele Touristen hierher wie zu den Viewpoints, die direkt neben der Durchgangsstraße liegen.
Vom eigentlichen Parkplatz empfiehlt es sich, ein paar Schritte weiter auf den nächsten Felsvorsprung zu gehen, da man hier das Tal sowohl Richtung Süden, als auch Richtung Norden überblicken kann. Man sieht beige-braunen Sandboden, der von riesigen, ausgetrockneten Salzseen bedeckt ist. Das Tal ist ohne Abfluss. Wasser, dass sich hier sammelt, hat keine andere Wahl als zu verdunsten. Zurück bleiben diese riesigen weißen Salzflächen. Ein wirklich fantastischer und recht ungewohnter Ausblick.
Sosehr einen auch die Wüste faszinieren kann, sosehr ruft aber auch schon die Glitzerstadt Las Vegas, die bei Tage betrachtet recht langweilig aussieht, wenn man sie schon einmal bei Nacht erlebt hat. Wir haben im Sahara am nördlichen Ende des Strips ein Zimmer gebucht und fahren nun den kompletten Strip einmal der Länge nach ab. Ich deute dabei auf die verschiedenen Themenhotels und verspreche Manfred, dass das alles bei Nacht noch viel aufregender aussehen wird.
Weil es am Mittag mal wieder zu heiß für große Erkundungen ist, ziehen wir uns erst einmal ein paar Minuten aufs Zimmer zurück. Dann startet jeder sein ganz eigenes Abendprogramm.
Golden Nugget, Las Vegas
Golden Nugget, an der Fremont Street in Las Vegas Downtown gelegen.
Aufgenommen am: 12.09.2002
Ich schlage zuerst den Weg Richtung Norden ein, weil ich schon immer einmal die Fremont Street bei Tag sehen wollte. Die Fußgängerzone ist fast menschenleer und im Hintergrund wird leise Musik gespielt. Auch wenn das jetzt verrückt klingen mag, doch mich fasziniert dieser Anblick. Mich fasziniert es einfach, wie langweilig diese Straße tagsüber ist.
Ich gehe weiter zur Main Street, wo sich auf einem Parkplatz gerade viele Motorradfahrer sammeln, darunter auch viele Harley-Davidsons. Es muss wohl ein lange vorher geplantes Treffen sein, denn es kommen unaufhaltsam von überall immer mehr Zweiräder. Sicher geht die Zahl in die Hunderte. Während ich mich hier so umsehe, merke ich gar nicht richtig, wie die Zeit vergeht und es langsam zu dämmern beginnt.
Fremont Street, Las Vegas
Aufgenommen am: 12.09.2002
Die ersten Casinos lassen ihre Neonröhren erhellen, doch gegen das restliche Sonnenlicht haben sie nur wenig Chance. Ich gehe ein wenig in den Geschäften Shoppen und merke auf einmal, dass sich die Straße langsam mit Leben füllt. Inzwischen sind schon einige Leute unterwegs. Straßenmusiker geben ihr bestes, die Hintergrundmusik zu übertönen, die einem so langsam in Stimmung versetzt.
Dann, auf einmal, ist die komplette Straße mit einem Mal stockduster. Nahezu gleichzeitig erlöschen die Lichter der umliegenden Casinos und man merkt, dass sich die Sonne nun endgültig verschiedet hat. Gleich darauf ist es wieder taghell, als die Lichtershow über den Köpfen der staunenden Menge erstrahlt. Ich versuche, mir die besten Motive zu merken, damit ich diese in der nächsten Show filmen kann.
Welcome to fabulous Las Vegas
Dieses berühmte Schild befindet sich am südlichen Ende des Las Vegas Blvd (Strip), südlich von Mandalay Bay.
Aufgenommen am: 13.09.2002
Die Zwischenzeit verbringe ich mit Spielen in den Casinos. Ich habe mir einen festen Betrag vorgenommen, den ich ohne schlechtes Gewissen verzocken darf. Zum ersten Mal in meinem Leben setze ich mich vor einen einarmigen Banditen. Das Spiel ist schnell verstanden: Geld einwerfen, Hebel ziehen und das Glück entscheidet den Rest. Ich kann es kaum glauben, dass sogar tatsächlich mal 10 Cent Gewinn herauskommt. Fantastisch!
Nun packt mich ein wenig der Spieltrieb und ich probiere es an einer 25 Cent Maschine: Nach einige erfolglosen Runden spuckt auch dieser Automat einiges aus, er will schon fast gar nicht mehr aufhören. Ich sehe mich ein wenig im Casino um und begegne einigen Blicken, die leicht neidisch zu mir herüber sehen. Oh, wie liebe ich diesen Augenblick. Er könnte endlos andauern.
Als ich meine 3 Dollar verspielt habe, zähle ich den Gewinn, der in der Auffangschale geklimpert ist: 4.50$, ein satter Gewinn. Der größte Fehler, der beim Spielen meiner Meinung nach gemacht wird, ist, das gewonnene Geld sofort wieder zu setzen. Davon kann ich mich erfolgreich abhalten. Ich möchte das Casino als Gewinner verlassen.
Auf die nächste Show bin ich überhaupt nicht vorbereitet. Das Dunkel der Straße überrascht mich sichtlich. Ich habe fast keine Zeit, die Kamera klar zu machen, bevor die Show ein zweites Mal erstrahlt. So bin ich gezwungen, die nächsten sieben Minuten die immer schwerer werdende Kamera im Stehen zu halten, hoffentlich ohne allzu viel zu wackeln. Das Ergebnis ist recht sehenswert geworden.
Der Abend ist noch jung. Halb Zehn ist absolut keine Zeit, bereits ins Hotel zurückzukehren. Ich mache mich auf den Weg, den ganzen Strip hinunter zu laufen bis hinter Mandelay Bay.
Auf den ersten Metern passiere ich einige Kapellen, wobei eine mit ihren blinkenden Lichtern kitschiger ist als die nächste. Die Krone wird dem Ganzen aber vom „Say I do – Drive Thru“ aufgesetzt. Hier kann man doch tatsächlich im Auto sitzend heiraten. Der wohl schönste Tag in einem Leben in wenigen Sekunden abgehakt? Das ist nicht meine Welt.
The Venetian, Las Vegas
Im Inneren des Hotels wurde der Canale Grande nachgebildet.
Aufgenommen am: 13.09.2002
Auf dem weiteren Weg bleibe ich am Venetian hängen. Ich streife durch die Passage im Innern, sehe verliebten Paaren bei einer Gondelfahrt zu und dem Gondoliere, der sich vor jeder Brückendurchfahrt ducken muss. Das Licht auf dem Markusplatz ist gedämpft und im Hintergrund erklingen italienische Klänge. Es erinnert mich ein wenig an meinen Aufenthalt in Venedig.
Das zweite Hotel, wo ich mich für längere Zeit aufhalte, ist das Bellagio mit seiner Wasserorgel. Ehrlich gesagt war ich bereits drei Mal in Las Vegas, habe diese Show aber noch nie gesehen. Heute lerne ich, was ich da verpasst habe. Sofort werden die Brunnen zu meiner Lieblingsshow erklärt.
Bellagio Fountains, Las Vegas Aufgenommen am: 13.09.2002 Wir hören die amerikanische Nationalhymne, Time to say Goodbye, die Titelmusik von Pink Panther und als ich mich gerade entschließe, weiter zu gehen, erklingt bereits das nächste Lied und ich drehe mich erneut um, um wenigstens dieses und dann noch das nächste Stück anzuhören und dabei die perfekt abgestimmten Wasserspiele zu beobachten. Am eindrucksvollsten sind die über 25 Meter hohen Fontänen, die mit einem lauten Schuss in den Nachthimmel geschossen werden.
Es wird halb drei, als ich das südliche Ende des Strip erreiche und schon fast vor den Toren der Stadt das „Welcome to Fabulous Las Vegas“-Schild verewige. Hierhin verirrt sich kaum noch jemand. Ich komme mit meinen Füßen überein, zurück zum Hotel den Bus zu nehmen. Ich nicke fast auf der Bank ein und fahre in genau dem Moment hoch, als der Bus wenige Meter vor mir wie aus dem Nichts auftaucht. Ich hebe meine Hand als Zeichen, dass ich mitfahren möchte, doch ich glaube, es ist eigentlich schon zu spät. Zu meiner Überraschung hat der Busfahrer es aber noch gesehen und ist so freundlich, 50 Meter weiter zum stehen zu kommen und mich noch mitfahren zu lassen.
Während wir den Strip entlang fahren, wundere ich mich doch ein wenig, wie viele Menschen um diese Zeit noch auf Las Vegas Straßen unterwegs sind.