Eigentlich wollten wir heute etwas früher aufstehen, doch nachdem der Abend gestern wider erwarten etwas länger geworden war, gönnen wir uns noch ein paar Minuten länger Schlaf.
Bevor wir Las Vegas verlassen, tanken wir den Wagen noch einmal voll auf, da hier das Benzin mit 1,30$ pro Gallone wirklich günstig ist.
Manfred hatte sich gewünscht, auch mal etwas längere Abschnitte zu fahren, also ist er heute an der Reihe, die I-15 bis 16 Meilen hinter der Staatsgrenze von Utah zu befahren und dann noch die paar Meilen der Landstraße 9 in den Zion Nationalpark.
Wer den Zion besichtigen möchte, muss einen der größeren Parkplätze vor dem Parkeingang oder den beim Visitor Center benutzen und mit dem parkeigenen Shuttle-Bus weiterfahren. Da wir eigentlich in der Nebensaison unterwegs sind, sind wir sehr zuversichtlich, dass noch irgendwo ein Plätzchen für uns frei sein wird, doch wie wir auch durch die gefüllten Reihen auf dem Parkplatz fahren, es lässt sich keine Lücke finden. Mit uns sind noch einige andere Fahrzeuge mit der Suche beschäftigt, mit dem gleichen, bescheidenen Erfolg. Der einzige Platz, der eventuell ausreichen würde, ist neben einem Pickup, doch dessen Anhänger versperrt die Einfahrt zu der letzen freien Stelle. Wir klappen die Rückspiegel zur Seite und fahren ganz ganz vorsichtig und millimetergenau in die letzte verbleibende Lücke. Geschafft!
Wasserfall am Lower Emerald Pool, Zion NP
Aufgenommen am: 14.09.2002
Mit dem kostenlosen Shuttle-Bus fahren wir hinauf zur Zion Lodge und starten hier zu einer Wanderung zu den drei Emerald Pools. Am Lower Emerald Pool, den man zuerst erreicht, führt der Weg unter einem Felsvorsprung hindurch, von dem es scheinbar hinabregnet. Mit etwas Vorstellungskraft kann man sich einbilden, es gießt in Strömen und man selbst steht unter dem Felsen vor dem Wetter geschützt. Das schöne an diesem Regen ist, dass er abrupt aufhört, wenn man ein paar Schritte weitergeht.
Wir gelangen zu einer Weggabelung und entscheiden uns, nach links in eine Sackgasse abzubiegen, die uns am Middle Pool vorbei bis zum Upper Emerald Pool bringen wird.
Der Middle Pool ist eigentlich nichts anderes als eine große Pfütze, durch die ein kleiner Bach auf einen tiefen Abgrund zufließt: Hier sieht man die Ursache für den eben erwähnten „Regen“. Es ist nicht anderes als ein Wasserfall im freien Fall.
Der Weg wird nun etwas steiler und führt uns in ein kleines Seitental, dass von wahnsinnig steilen und hohen Felswänden begrenzt wird. Wir steigen über Wurzeln und Treppen, passieren loses Geröll und große Steine, auf denen Wanderer kleine Steinmännchen gebaut haben. Natürlich nehme auch ich mir die Zeit, mich mittels eines solchen Steinwesens hier zu verewigen, während Manfred dasselbe mit der Landschaft um uns herum macht. Ich schaffe es, 8 größere Steine übereinander zu balancieren.
Upper Emerald Pool, Zion NP Aufgenommen am: 14.09.2002 Am Upper Emerald Pool ist es nicht besonders warm, da die Sonne kaum einen Winkel findet, hier oben hinein zu scheinen. Vor uns ragt eine senkrechte Steilwand in den Himmel auf, die bestimmt an die 500 Meter hoch sein muss. Es ist einfach nur gigantisch. So eine steile Wand habe ich noch nie zuvor gesehen. Sie ist fast durchgängig braun. Nur im weit oberen Bereich durchzieht eine grüne Linie die braune Wand. Auf einem kleinen Felsvorsprung reihen sich einige Nadelbäume wie auf einer Perlenschnur nebeneinander auf.
Wir kehren zurück zur Weggabelung und folgen nun dem Kayenta Trail. Ein paar Schritte hinter der Weggabelung schauen wir noch einmal zurück. Im Hintergrund ragt immer noch die steile Felswand empor, davor liegt ein durchweg grünen Wald, durch den wir gerade zum oberen See gewandert sind. Aus der Mitte des Waldes schießt ein kleiner Bach (vom Middle Pool) über eine meterhohe Felskante im freien Fall in die Tiefe. Von hier kann man den Zusammenhang zwischen Middle und Lower Pool wirklich am besten begreifen.
Wir setzen unseren Weg Richtung „The Grotto“ fort. Der Weg verlangt keine besonderen Kletterkünste, dafür aber ein wenig Zeit und mal einen Blick neben den Weg: Hier findet man verschiedene kleine Kakteen und genauso viele wild blühende Blumen. Ab und an kreuzt ein Wasserlauf den Weg, den man entweder mit einem beherzten Schritt überqueren muss oder der durch ein kleines Rohr unter dem Weg hindurch geführt wird.
Hanging Gardens am Weeping Rock, Zion NP
Am Weeping Rock, dem weinenden Felsen, hat sich ein richtiger kleiner 'Garten' am überhängenden Felsen gebildet.
Aufgenommen am: 14.09.2002
Am Ende des Weges treffen wir wieder auf die Straße und direkt auf die nächste Bushaltestelle. Bisher hatte der Zion in meinem Kopf immer etwas Negatives angelastet. Letztes Jahr hatte sich die Reiseleitung einer Bustour nicht gerade positiv darüber geäußert, dass man dem Individualverkehr die Fahrt durch das Tal untersagt hat und statt dessen einen kostenlosen Buspendelverkehr eingerichtet hat. Ich denke, eine klügere Entscheidung hätte man gar nicht treffen können. Wären wir mit dem Auto zur Zion Lodge gefahren, müssten wir jetzt dorthin zurücklaufen. Statt dessen können wir nun direkt mit dem Bus den nächsten Viewpoint ansteuern: Weeping Rock.
Am weinenden Felsen, was der Name übersetzt bedeutet, regnet es auch wieder, doch diesmal ist es kein Bach, der hier das Schauspiel auslöst, sondern eingesickertes Regenwasser, das auf eine wasserundurchlässige Schicht trifft und dann seitlich aus dem Felsen heraustritt.
Wir fahren weiter mit dem Bus zum Endpunkt, zum Temple of Sinawava. Unterwegs verlangsamt der Bus sein Tempo und wir können am gegenüberliegenden Felsen zwei kleine Punkte erkennen, die emsig damit beschäftigt sind, eine steile Wand zu bezwingen.
River Walk zu den Narrows, Zion NP
Feuchtfröhliche Wanderung: Am Ende des Riverside Walk geht es nur mitten durch den Virgin River weiter in die Narrows.
Aufgenommen am: 14.09.2002
An der Endstelle steigen wir aus und laufen den Riverside Walk so weit es geht entlang. An seinem Ende verengt sich das Tal so weit, dass man durch den Fluss weiterlaufen muss, wenn man in die Narrows gelangen möchte. Dafür ist es leider nun zu spät geworden, aber wir treffen einige wohl zufriedene Wanderer, die gerade die letzten Meter durch den Virgin River waten, ehe sie der betonierte Riverside Walk zurückerwartet.
Wir fahren mit dem nächsten Bus zurück zum Parkplatz. Während der Fahrt wird es langsam dunkel. Wir haben den Tag wieder bis zur letzten Minute ausgenutzt. Der Parkplatz ist deutlich leerer geworden. Unsere Nachbarn sind ebenfalls verschwunden, so dass das Ausparken nun ein leichtes wird.
Über die leider nun im Dunkeln liegende Parkstraße fahren wir zum östlichen Parkausgang. Es lohnt sich nicht mehr, irgendwo anzuhalten, da man eh nichts mehr sehen kann, und so fahren wir in einem durch bis zum Abzweig zum Bryce Canyon. Gegenüber dem Ruby’s Inn liegt die Bryce View Lodge, welche die nächsten zwei Tage unser Quartier sein wird.