Die Wolkendecke ist weit aufgerissen und lässt die Sonne wieder scheinen. Überwältigt vom besser gewordenen Wetter fahren wir schnell hoch in den Arches Nationalpark. Zwar soll der Delicate Arch am Nachmittag am schönsten sein, doch können wir heute vormittag noch nicht absehen, wie sich das Wetter weiterentwickeln wird. Da wir aber unbedingt zum Delicate Arch wandern wollen, einigen wir uns darauf, es sofort zu tun.
Delicate Arch, Arches NP
Nicht gerade die ideale Zeit für den Delicate Arch (vormittags), aber besser als nie da gewesen zu sein. Meine kleine Silhouette ist unter dem Riesenbogen zu erkennen.
Aufgenommen am: 17.09.2002
Wir parken an Wolfe Ranch, wo ich auf dem Parkplatz noch einige Kennzeichen filme, die noch in meiner Sammlung fehlen und wandern danach los. Anders als in den abgelegenen State Parks des Vortages sind hier eindeutig mehr Leute unterwegs. In Gruppen oder allein, wagen sie alle den Anstieg zum Wahrzeichen des Parks. Es kommen uns sogar schon einige Frühaufsteher entgegen, die bereits wieder auf dem Rückweg sind.
Zuerst ist der Weg gut erkennbar, doch im weiteren Verlauf geht es über mehrere Felsen, auf denen keine Fußabdrücke mehr zu erkennen sind und auch sonst keine Wegmarkierungen außer kleinen Steinhäufchen, die ich zuerst nicht als solche erkannt habe. Ich dachte eher an Spielereien von Besuchern wie im Zion Nationalpark.
Der Weg verläuft praktisch immer im Angesicht der heißen Sonne. Fast nirgendwo ist an Schatten zu denken. Wir sind schon recht lange unterwegs und schon relativ hoch hinaus, und doch noch soweit entfernt. Man kann unser Ziel noch nicht mal klein am Horizont stehen sehen. Wir biegen um die nächste Kurve und stehen praktisch direkt davor. Mann, hat der sich gut versteckt. Erst im allerletzten Moment zeigt er sich seinen Bezwingern. Er sieht eigentlich genauso aus wie auf den zahlreichen Postkarten, nur etwas größer. Ich bin überrascht, da sonst eigentlich alles in natura kleiner aussieht.
Wir setzen uns zu den anderen Wanderern, die teilweise stolz auf ihre erbrachte Leistung sind oder gerade damit beschäftigt sind, den Bogen für alle Ewigkeit abzulichten.
Als dann eine Touristin sich auf den Weg unter den Bogen macht, scheint irgendwie das Eis gebrochen zu sein. Nach den professionellen Fotos folgt nun die Runde der Amateurfotografen, die natürlich mit auf ihr Foto wollen. Als braves Herdentier folge ich ihrem Beispiel.
Unter dem Bogen angekommen sieht er sogar noch höher aus. Wie klein man als Mensch doch gegenüber der Natur ist.
Wenn man schon mal hier hinten ist, versuche ich, ein wenig Abstand zu gewinnen, um die beleuchtete Seite des Bogens fotografieren zu können, doch keine Chance. Der Bogen steht einfach zu nah an einem Abgrund, so dass man ihn einfach nur von vorne in vollem Umfang sehen kann.
Wall Arch, Arches NP
Wall Arch im Devils Garden kurz hinter Landscape Arch.
Aufgenommen am: 17.09.2002
Den Nachmittag verbringen wir im Devils Garden. Bis zum Landscape Arch war ich ja schon letztes Jahr gekommen. Damals hat uns unsere Reiseleitung erzählt, der weitere Weg wäre etwas unwegsamer. Das macht einen natürlich erst recht neugierig.
Nach einigen obligatorischen Fotos wandern wir also weiter. Bis zum Wall Arch bemerkt man eigentlich keine große Änderung in der Beschaffenheit des Weges. Erst dahinter wird es zunehmend enger und man muss über einige größere Steine klettern. Man erarbeitet sich praktisch etwas Höhe, bis man einen etwa 2 Meter breiten Felsgrat erreicht, der hoch über der Landschaft eine Schlucht überbrückt. Zu beiden Seiten geht es schon mächtig hinunter und es gibt keine Geländer, doch wenn man ruhig in der Mitte läuft, kann man sogar entgegenkommende Wanderer ohne Gefahr passieren lassen. Auf der anderen Seite geht es über zwei kleine in den Felsen geschlagene Stufen auf einen als Trittstufe dienenden Stein und weiter auf dem Boden der Tatsachen.
Double O Arch, Arches NP
Aufgenommen am: 17.09.2002
Inzwischen sind fast alle Wolken am Himmel verschwunden und die Sonne brennt wieder auf unsere Köpfe herab. Kleine Steinhäufchen und quer in den Weg gelegte Äste weisen einem den Weg. Dann endlich, in einiger Entfernung, kann zwei unscheinbare kleine Bögen sehen, durch die man noch nicht einmal den Himmel sehen kann. Soll das der Double O Arch sein? Dafür sind wir hier hergekommen? Ich bin etwas enttäuscht. Eigentlich habe ich etwas mehr erwartet. Hinter mir höre ich einige Stimmen und als ich mich umdrehe, um nachzusehen, woher der Krach kommt, sehe ich den richtigen Double O Arch, wie er sich zum Greifen nah vor uns aufbaut. Ok, Enttäuschung vergessen, dafür glücklich sein, den Bogen gefunden zu haben.
Auf dem Rückweg höre ich ein Pärchen über dasselbe Problem debattieren: Dafür sind wir hier hergekommen. Mit einem kleinen Lächeln fordere ich sie auf, sich doch bitte einmal umzudrehen. Tja, die wahren Schätze liegen halt in der Natur versteckt.
Partition Arch, Arches NP
Aufgenommen am: 17.09.2002
Als wir uns wieder ins Auto setzen und mal einen Blick zur Tankuhr werfen, wird es uns doch etwas unwohl: Fast leer! Immer wieder schießt die Frage durch den Kopf, warum haben wir heute früh nicht noch in Moab getankt. Doch jetzt heißt es Augen zu und durch. Wir sind beide der Meinung, da die Reservelampe noch nicht aufgeleuchtet ist, wird er auch noch den kleinen Schlenker zur Windows Section überstehen, wo wir uns Turret Arch, North & South Window, die Elefantenparade und Double Arch ansehen.
Balanced Rock, Arches NP
Aufgenommen am: 17.09.2002
Bevor wir endgültig den Park verlassen, halten wir noch kurz am Balanced Rock an, der womöglich auch einmal Teil eines Bogens gewesen ist, von dem jetzt nur noch eine der beiden Pfeiler übriggeblieben ist. Und so wie er aussieht, fragt man sich auch, für wie lange noch. So ein dicker Brocken auf so einem dünnen Sockel, der müsste doch beim nächsten Windstoß herunterfallen.
In Moab steuern wir direkt die allererste Tankstelle an, egal, was hier für eine Gallone verlangt wird. Inzwischen ist sogar die Reservelampe aufgeleuchtet.
Mit frischem Benzin an Bord, fahren wir über die US-191, US-666 und US-160 zum Mesa Verde Nationalpark, wo wir in der weit abgelegenen Far View Lodge ein Zimmer reserviert haben. Schon als wir aus dem Auto steigen, bemerken wir den sehr starken und vor allem kalten Wind. Unser Zimmer befindet sich im Obergeschoss eines zweistöckigen Bungalows, wozu auch ein kleiner Balkon gehört, doch aufgrund des kälter gewordenen Klimas nicht gerade sehr einladend. Wir ziehen da unsere durch zusätzliche Decken bereicherten, warme Betten vor.