Gleich nach dem Aufwachen hören wir bereits das trommelnde Geräusch über uns: Es regnet. Auch nach dem Frühstück sieht es nicht viel besser aus. Wir ziehen uns in die Cafeteria zurück und setzen uns an einem Tisch direkt ans Fenster, mit der leisen Hoffnung, dass es doch noch aufhören könnte zu schütten.
Wir rekapitulieren noch einmal unsere bisher gefahrene Tour und stellen dabei fest, wie viel Glück wir schon mit dem Wetter gehabt haben und dass es bei 5 Wochen im September und Oktober einfach eine Frage der Zeit sein würde, wann unser erster richtiger Regentag kommen würde. Jetzt haben wir sogar mal etwas Zeit, Postkarten zu schreiben und im Reiseführer zu lesen. Alles Dinge, die in den letzten Tagen wegen unseres großen Tatendrangs einfach zu kurz gekommen ist.
Ranger Mark Andrews im Mesa Verde NP
Während einer Führung am Cliff Palace
Aufgenommen am: 18.09.2002
Als es auf Mittag zugeht, schnapp ich mir ein Tablett und gehe einmal das Buffet entlang. Ich muss mich einfach einmal richtig satt essen. Vielleicht sieht die Welt danach besser aus. Und tatsächlich: Der Himmel zeigt etwas Einsehen und stellt vorübergehend den Regen ab. Wir hoffen auf einer längere trockene Zeit und erkunden uns am Visitor Center, ob heute geführte Touren zum Cliff Palace angeboten werden. „Yes, Sir“ lautet die Antwort und für ja 2.25$ sind wir bei der nächsten Tour um 2 Uhr dabei.
Cliff Palace, Mesa Verde NP
Cliff Palace kann leider nur im Rahmen einer Ranger geleiteten Führung besichtigt werden.
Aufgenommen am: 18.09.2002
Leider fängt es zwischendurch doch noch mal anzuregnen, aber ganz verfallen lassen wollen wir den Tag nun auch nicht. Um zwei Uhr stellt sich ein Ranger mit Namen Mark Andrews am Eingang zum Cliff Palace vor. Wir folgen ihm unauffällig über Leitern hinab zu den alten Bauten der Anasazi Indianern, wo er uns etwas über die Lebensweise der Urahnen der Ureinwohner erzählt. Ein kleiner vorteilhafter Nebeneffekt dieser Tour ist, dass wir unter dem Felsvorsprung, unter dem die Häuser erbaut wurden, auch vor dem Regen geschützt sind. Das muss auch für die Indianer vorteilhaft gewesen sein. Ihre Häuser lagen im Trockenen und auch etwas vor der Kälte und Wind geschützt. Über weitere Leitern klettern wir wieder hinauf zur Straße.
Da es zeitweise immer mal wieder zu regnen beginnt, zieht es Manfred vor, sich im Museum etwas umzusehen, während ich zum Spruce Tree House hinabsteige, dass man auch ohne Führung besichtigen darf. Für Fragen stehen vor Ort ein paar Ranger zur Verfügung. Als es mal wieder etwas stärker zu regnen beginnt und sich alle unter dem Felsvorsprung ins Trockene retten, wird schon wieder etwas ähnliches wie eine geführte Tour daraus: Jeder hört den Ausführungen der Ranger aufmerksam zu.
Als es dann doch wieder aufhört, gehe ich zurück zum Museum, um Manfred zu suchen. Gemeinsam beschließen wir, den Petroglyph Trail ein wenig entlang zu laufen. Da wir inzwischen eh etwas nass geworden sind, macht uns etwas Nieselregen wohl auch nicht mehr viel aus.
Petroglyph Point Trail, Mesa Verde NP
Aufgenommen am: 18.09.2002
Es sollte sich als die beste Entscheidung des Tages herausstellen, nicht zum Hotel zurückgefahren zu sein. Es fängt nämlich nicht mehr an zu regnen, sondern die Sonne kommt sogar wieder leicht zum Vorschein. Regentropfen, die sich auf Blättern von Blumen und Bäumen gesammelt haben, funkeln nun im Abendlicht. Überall glänzt es.
Spruce Tree House, Mesa Verde NP
Am Ende des Petroglyph Point Trail hat man eine wunderschöne Aussicht auf das Spruce Tree House, hier in der Abenddämmerung.
Aufgenommen am: 18.09.2002
Der Weg führt über ähnliche Hindernisse wie der im Devils Garden, bevor wir unser Ziel, die Felszeichnungen der Anasazi erreichen. Mit dem Büchlein in der Hand, in dem Hopi Indianer ihre Interpretation der Zeichen niedergeschrieben haben, lässt sich nachvollziehen, was uns die Anasazi Indianer mitteilen wollten. Jeder ihrer Clans hatte sein eigenes Symbol. Die Anordnung der Symbole auf der Felswand lässt nun einen Rückschluss zu, welcher Clan sich von welchem distanziert hat und welcher noch in irgendeiner Beziehung zu einem anderen steht. Allerdings sind auch das nur Spekulationen.
Ein Stück weiter macht der Weg eine harte Linkskurve und führt hinauf auf den Felsgrat, unter dem das Spruce Tree House gebaut wurde. In einem weiten Bogen geht es um die Schlucht herum und zurück zum Parkplatz, wo man noch einmal einen letzten Blick auf das in der Abendsonne rot beschienende Spruce Tree House werfen kann.