der junge Colorado River im Rocky Mountain NP Aussicht vom Colorado River Trail im Westteil des Parks. Aufgenommen am: 22.09.2002 Ein wunderschöner Tag bricht an. Kaum eine Wolke trübt den Sonnenschein, als wir den Rocky Mountain Nationalpark erreichen. Mancher wird zwar behaupten, hier sieht es praktisch genauso aus, wie in den Alpen, doch auch hier schlägt der amerikanische Größenwahn zu: Die Berge sind höher, das Parkgebiet riesig und die Wege einsamer.
Als erstes laufen wir im Westteil des Parks den Colorado River Trail entlang, wo uns nicht eine einzige Menschenseele begegnet. Wir sind zwar schon früh unterwegs, doch so früh nun auch wieder nicht.
Um uns herum ist alles in bunte Herbstfarben getaucht. Colorado erstrahlt im Glanz des Indian Summers. Die Temperaturen sind angenehm, die Aussicht wunderschön. So macht Wandern einfach nur Spaß.
Colorado River Trail, Rocky Mountain NP
Aufgenommen am: 22.09.2002
Ich weiß nicht, wie weit wir den Wanderweg hineingelaufen sind. Da wir weder an einer Weggabelung vorbeigekommen sind, noch einen Bach überquert haben oder irgendwie sonst einer Besonderheit begegnet sind, ist dies wirklich schwer abzuschätzen. Vielleicht haben wir etwas besonderes verpasst, was schon nach der nächsten Wegbiegung auf uns gewartet hätte. Wir werden es nie erfahren. Der Baumstamm, der etwas abseits des Weges umgefallen in der Wiese liegt, gibt einfach einen zu guten Picknickplatz ab.
Ein Eichhörnchen gesellt sich zu uns und will einige Kekskrümmel abhaben. Wir erinnern uns daran, keine wilden Tiere zu füttern und bleiben hartnäckig. Als ich gerade meine Kamera heraushole, um das Tier zu filmen, haut es beleidigt ab. Um doch noch die Aufnahmen machen zu können, locken wir es trotzdem mit ein paar Keksbrocken, die wir auf dem Boden verteilen. Eifrig sammelt es alle Teile auf und ist gerade im Begriff, wieder abzuhauen, da fällt Manfred das letzte große Stück zu Boden. Nicht auf den Kopf gefallen, lässt das Eichhörnchen alle kleinen Teile fallen, schnappt sich das große Stück und ist im Nu verschwunden.
Da wir annehmen, die Landschaft wandelt sich nicht mehr großartig auf dem weiteren Weg, kehren wir zum Auto zurück und nehmen die höchste Passstraße in Angriff, die auf unserer Route liegt: Die Trail Ridge Road über den Fall River Pass. Beim Alpine Visitor Center überqueren wir abermals die kontinentale Wasserscheide, doch hier bleiben wir nicht lange, weil hier ein empfindlich starker Wind weht.
Wir fahren weiter zum Highest Point of the Road, der 3713 m über dem Meeresspiegel liegt. Irgendwie verstehe ich nur nicht ganz, warum nicht hier durch den höchsten Punkt die Wasserscheide verläuft.
ausgetrockneter Bierstadtlake, Rocky Mountain NP
Aufgenommen am: 22.09.2002
Am Glacier Basin auf der Ostseite des Parks stellen wir den Wagen wieder für längere Zeit ab und beginnen den Aufstieg zum Bierstadt Lake. Auf der Karte sieht es eher wie ein Katzensprung aus und wahrscheinlich sind es auch gar nicht so viele Meilen, doch durch den steilen Anstieg kommt es einem wie eine Ewigkeit vor.
Indian Summer im Rocky Mountain NP
Wir befinden uns auf dem Trail zwischen Bierstadt Lake und Bear Lake im Ostteil des Parks.
Aufgenommen am: 22.09.2002
Die größte Überraschung erwartet uns am Ufer des Sees: Er ist restlos ausgetrocknet. Nicht eine kleine Pfütze mehr zu sehen. Der Boden ist zwar noch etwas matschig und aufgeweicht, aber Wasser ist direkt keines zu sehen.
Wir lassen uns aber nicht irritieren und stapfen weiter zum Bear Lake. Wir hätten Wetten abschließen sollen. Das Ergebnis ist recht interessant: Dieser See ist nicht ausgetrocknet. Liegt es vielleicht daran, dass er in einer schattigeren Ecke liegt, oder weil er ein paar Höhenmeter weniger aufweisen kann oder vielleicht hat er auch einen stärkeren Zufluss. Jedenfalls liegt er prall gefüllt in der Abendsonne.
Bear Lake, Rocky Mountain NP
Aufgenommen am: 22.09.2002
Es ist immer schöner, zurück nicht den gleichen Weg nehmen zu müssen wie hin. Der kleine Pfad am Sprague Lake vorbei bietet sich da gerade an. Wir brechen auf, denn die Sonne wird nicht mehr lange scheinen. Die parallel verlaufende Autostraße ist rund 6 km lang und da der Wanderweg auch keine großen Steigungen oder Kurven beinhaltet, müssten es wohl auch so um die 6 km sein, die nun aber einfach nicht enden wollen. Die Sonne verschwindet bereits hinter den Bergen und nur noch wenig Licht erhellt den Wald. Laut der Karte müssten wir langsam mal eine Wegkreuzung erreichen, doch irgendwie habe ich das Gefühl, wir sind daran vorbeigelaufen.
Jetzt ist guter Rat teuer. Taucht in wenigen Meter die rettende Abzweigung auf, wo wir wieder die Straße erreichen können? Oder sind wir schon dran vorbei?
Es ist ein seltsames Gefühl. Die Zeit rennt gegen uns. Beim Four Mile Trail im Yosemite lag die Sache auf der Hand: es gab nur eine Richtung und die lautete abwärts. Wir entschließen uns, den Weg weiterzulaufen. Wieder dieses seltsame Gefühl. Laufen wir weiter von der Straße weg?
Es wird dunkler. Ich krame meine Taschenlampe hervor, um den Weg einigermaßen auszuleuchten, als ich an einem Baum genagelt einen Hinweispfeil genagelt entdecke. Wir haben uns richtig entschieden. Hier ist der Abzweig und binnen weniger Minuten erreichen wir wieder die Straße und damit auch unseren Wagen.