Ich stehe heute als erster auf, damit ich noch den Frühzug um 7:30 beim Verlassen des Bahnhofs Durango erwische. Wir nehmen heute absichtlich den zweiten Zug, damit ich vorher jeweils die Ausfahrt des vorherigen Zuges filmen kann. Wenn wir einmal unterwegs sind, kann ich ja schlecht die Ausfahrt des nachfolgenden Zuges filmen.
Zug der Durango & Silverton NGRR im Bahnhof Durango
Aufgenommen am: 26.09.2002
Um 9:00 heißt es dann auch für uns: Bitte alles einsteigen, der Zug fährt in wenigen Minuten ab. Der Mann mit dem Stopschild läuft auf den Bahnübergang direkt hinter dem Bahnhof hinaus, um die Autos anzuhalten. Laut fauchend setzt sich die mächtige Dampflok in Bewegung. An den weiteren Bahnübergängen sind wir auf uns alleine gestellt und machen daher ausgiebig von der Zugpfeife Gebrauch. Inzwischen dürfte wohl ganz Durango aufgeweckt sein.
Schnell lassen wir die Altstadt hinter uns und fahren gemütlich durch ein breites Tal. Mal verläuft der Animas River nahe der Strecke, dann ist er wieder etwas weiter weg und aus den Augen verschwunden. Es ziehen Villen, ein Golfplatz, Ranches, Farmen und alte Schuppen an uns vorbei, bis wir den großen Bahnübergang erreichen, wo wir die US-550 überqueren. Natürlich wieder mit der nötigen Geräuschkulisse, so dass es auch jeder mitbekommt. Alsbald beginnt der Zug, nahe dem Berg an Höhe zu gewinnen. Wir passieren Häuser, denen man von hinten in die Fenster sehen kann. Zuerst nur ins Erdgeschoss, später auch in die erste Etage. Ein weiterer Beweis, dass es mit uns bergauf geht.
Dann queren wir die Landstraße erneut, besser gesagt, wir unterqueren sie und finden uns bald schon alleine mit dem Animas Fluss in einem immer enger werdenden Tal wieder. Noch ist Platz genug für einen durchweg blauen Bergsee, der am Ufer grünlich schimmert. Und für die Ortschaft Rockwood, in der wir kurz halten.
Fahrt entlang dem Animas River nach Silverton
Aufgenommen am: 26.09.2002
Danach wird es aber richtig eng. Dicht am Berg entlang durchfahren wir eine langgezogene Rechtskurve, wo wir den gesamten Zug überblicken können. Wir befinden uns im vorletzten Wagen und haben so natürlich eine wunderbare Sicht nach vorne.
Im weiteren Verlauf fahren wir nahe dem Ufer des Animas River, mal auf der einen Seite, dann wieder auf der anderen. Je nachdem, wo gerade etwas mehr Platz ist oder wo die Kurven nicht allzu eng sind.
Die Lok hat ganz schön zu kämpfen. Der Zug zählt an die 10 Waggons, die hier den Berg hinauf gezogen werden wollen in die alte Mienenstadt Silverton, die am Ende des Million Dollar Highway liegt. Braucht man auf der Straße vielleicht knapp eine Stunde für die Strecke, so braucht der Zug etwa drei mal so lang.
Ist aber auch nicht weiter tragisch, denn so hat man mehr von der schönen Landschaft, die zum Greifen nahe an uns vorbeizieht. Zum Greifen nahe meine ich wörtlich. Nicht bloß einmal wird man von einem vorbeirasenden Ast überrascht.
Auch hier ist der Indian Summer noch spürbar vorhanden. Zwar handelt es sich hierbei nicht um durchgehende Laubbaumbewachsung, sondern vielmehr um einen Mischwald, der aber in meinen Augen das Farbspiel noch erweitert, weil auch die Farbe grün eine große Rolle spielt.
Silverton
Die Nebenstraßen sind in Silverton nicht asphaltiert.
Aufgenommen am: 19.09.2002
Um die Mittagszeit erreichen wir Silverton, wo ich mich direkt zum Eisenbahnlädchen aufmache, um nachzufragen, ob inzwischen die Modellloks eingetroffen sind. Doch leider habe ich kein Glück.
Da ich mich vor einer Woche schon in den meisten Läden umgesehen habe, drehe ich heute meine Runden durch die Wohngebiete am Ortsrand. Hier sind einige schöne Holzhäuser zu finden, die mir auch gefallen könnten. Davor ist meist ein allradgängiges Fahrzeug geparkt. Die Nebenstraßen sind in Silverton alle nur Staubstraßen.
Zug der Durango & Silverton NGRR in Silverton
Aufgenommen am: 26.09.2002
Der Ort liegt zwar schon recht hoch, wird aber dennoch von weitaus höheren Bergen umrundet. Silverton liegt praktisch in einem sehr hohen Talkessel, wenn man so will.
Es wird Zeit, zum Bahnhof zurückzukehren oder besser gesagt zum Ende der Gleise. Der eigentliche Bahnhof liegt am Eingang des Ortes, die Züge halten aber mitten im Zentrum mitten auf der Straße. Richtig geraten: Ich filme die Ausfahrt des vorherigen Zuges. Uns bleiben also noch weitere 90 Minuten zur Besichtigung.
Wo waren wir stehen geblieben? Richtig, Silverton ist eingekesselt von hohen Bergen, die fast alle eine weiße Spitze tragen und ansonsten bis in recht große Höhen bewaldet sind, wobei hier die Nadelgewächse überwiegen.
Rockwood, kurz vor Durango
Einziger Unterwegshalt Rockwood
Aufgenommen am: 26.09.2002
Langsam wird es aber auch für uns wieder Zeit, zurückzukehren. Die Fahrt vergeht natürlich wieder mal schneller als die Hinfahrt. Meine nur ich das, oder geht es anderen auch so?
Richtig enttäuschte Blicke, als wir wieder Rockwood erreichen und damit der schönste Teil der Strecke vorüber ist. Auf der Veranda eines Blockhauses steht ein kleiner Junge und winkt zu uns herüber. Hat er es gut, hier zu leben, denke ich.
Drehscheibe vor dem Depot in Durango
Zur Drehscheibe gelangt man durch das Museum.
Aufgenommen am: 19.09.2002
Wir fahren wieder durch das offener werdende Tal, bis wir den Bahnhof von Durango erreichen. Ich mache mich direkt auf zum Museum, bevor es schließt, da man von hier auf die Drehscheibe vor dem Lokschuppen sehen kann. Das Museum schließt um sieben Uhr, doch eine kleine Gruppe interessierter Fotographen und ich können den Museumswärter in ein Gespräch verwickeln, so dass er uns eine Gnadenfrist gibt, bis die Lok des vorherigen Zuges die Drehscheibe verlassen hat.
Mein Magen knurrt noch gewaltig. Wir hatten auf dem Rückweg schon wieder mit dem Strater geliebäugelt, uns aber aus finanziellen Gründen doch dagegen entschlossen. Aber etwas essen muss ich jetzt schon. Ich suche den nahegelegenen McDonald’s auf und wen treffe ich da: Manfred! Zwei Urlauber, ein Gedanke.