Was wir in den letzten Tagen doch für ein Glück mit dem Wetter gehabt haben, das schätzt man erst dann so richtig, wenn es wieder heftig anfängt zu regnen, so wie heute. Man stelle sich einmal vor, oben, auf dem Pikes Peak, in 4300 m Höhe, wären wir inmitten einer Wolkendecke gewesen, oder gestern, als wir im offenen Waggon der Durango & Silverton NGRR gefahren sind. Wie gesagt, wir haben sehr viel Glück gehabt.
Unser Auto fährt aber auch im Regen und so fahren wir rüber nach Cortez, um dort im Wal Mart etwas einzukaufen. Danach sieht die Welt schon wieder freundlicher, sprich trockener, aus und wir setzen unsere Fahrt über die US-160 fort zum Four Corners Monument.
Four Corners, wo sich vier US-Bundesstaaten treffen
An dieser Stelle treffen sich Arizona, Utah, Colorado und New Mexico.
Aufgenommen am: 27.09.2002
Die Eintrittspreise sind im Vergleich zum letzten Jahr enorm gestiegen, das Angebot dagegen nicht. Rings um das Monument steht die gleiche Anzahl Bretterbuden in denen immer noch das gleiche Zeugs verkauft wird wie im Vorjahr. Da wir aber in der Nebensaison unterwegs sind, haben wir wenigstens einmal Zeit, das Monument in Ruhe und ohne andere Touristen zu filmen und zu fotografieren.
Doch auch außerhalb des Four Corners Monument wechseln wir nun innerhalb weniger Minuten die Staaten öfter als die Socken. Die Zufahrtsstraße liegt in New Mexico, danach ist man schnell wieder in Colorado und biegt man dann nach links auf die SR-41 ein, wird man bald im Mormonenstaat Utah begrüßt. Über die SR-262 und SR-95 gelangen wir zum Natural Bridges Nationalpark.
Sipapu Bridge, Natural Bridges NM
Aufgenommen am: 27.09.2002
Am Visitor Center halten wir an und betreten das Gebäude. Ein Kassenhäuschen gibt es am Parkeingang nicht. Man soll vielmehr hier im Visitor Center seinen Eintritt bezahlen. Hinter dem Tresen schaut ein älterer Ranger etwas mürrisch aus der Wäsche. „Fees please“ oder so etwas ähnliches murmelt er. Ich zücke meinen Nationalparkpass und mit einem Mal erhellt sich sein Gesicht. „Welcome to Natural Bridges Nationalpark“ Wie ausgewechselt erfüllt sich sein Körper mit Leben und er beginnt, einen Vortrag über die Entstehung der Brücken und den View Points entlang der Parkstraße zu halten.
Die Brücken sind im Gegensatz zu den Bögen wie z.B. im Arches Nationalpark primär durch Flüsse entstanden, die in immer enger verlaufenden Mäandern geflossen sind. Irgendwann lagen zwei Schleifen dann so dicht beieinander, dass das Wasser durch den Felsen brach und das Loch vergrößerte.
Kachina Bridge, Natural Bridges NM
Aufgenommen am: 27.09.2002
Sehr interessant! Und gleich darauf sehen wir es uns in Natura an. Die Parkstraße ist eine große Schleife, an der die drei Brücken liegen. Zuerst erreicht man die Sipapu Bridge. Vom Parkplatz führt ein kleiner Weg bis zum Abgrund, danach kann man ein wenig über die Felsen weiterlaufen, bis man die Brücke etwas versteckt unten im Canyon liegen sieht.
Owachomo Bridge, Natural Bridges NM
Aufgenommen am: 27.09.2002
Die zweite Brücke ist die Kachina Bridge, wo man die Entstehung am besten nachvollziehen kann. Man sieht die vorher und nachher verlaufenden Mäander und wie die Brücke genau den Durchbruch von zwei Schleifen überspannt.
Die Owachomo Bridge ist die älteste und damit auch dünnste. Hier hat der Zahn der Zeit schon mächtig genagt. Auf einem Wanderweg kann man bis fast unter die Brücke gelangen.
Wir verlassen den Park wieder und fahren über eine der einsamsten und imposantesten Straßen, die SR-261, Richtung Süden. Zuerst hat die Straße nichts besonderes zu bieten. Sie sieht aus wie jede andere kleine Landstraße. Doch dann endet die Asphaltdecke und ein paar Meilen Staubstraße liegen vor uns, Staubstraße, die in einigen Spitzkehren nach unten führen.
von Mexican Hat kommend auf dem Weg ins Monument Valley
Aufgenommen am: 28.09.2002
Die ganze Zeit sind wir über nahezu flaches Land gefahren und werden das nach dieser Passage auch wieder tun, doch hier hat die Natur eine Kante aufgestellt, die es nun zu überwinden gilt. In der Ferne ziehen dunkle Wolken am Horizont auf, davor erhellt die Sonne noch das ausgetrocknete Land. Wie ein Strich auf der Landkarte durchquert der weitere Straßenverlauf die bunte untere Ebene.
Kurz vor dem Ende der Straße biegen wir zum Goosenecks State Park ab. Wir sind die einzigen, die hinunter blicken auf die 8 Schleifen des San Juan River. Mit welcher Gleichmäßigkeit doch diese Furchen gegraben wurden. Die Wände sind nicht zerzaust. Es sieht fast künstlich aus.
Hinter Mexican Hat führt die Straße ewig weit geradeaus. Dann ein leichter Knick und wieder ewig weit geradeaus. 25 Meilen sind wir noch vom Monument Valley entfernt. 25 Meilen fast nur geradeaus. Kojoten rennen vor uns über die Straße.
Als nach einem Knick die Monumente des Tals direkt vor uns liegen, halten wir an und steigen zwecks einiger Fotos aus. Genau diese Perspektive habe ich schon Abend für Abend angestarrt, denn so ein Bild hängt bei mir zu Hause über dem Fernseher. Und heute darf ich es endlich einmal live und in Farbe sehen.