Früh, sehr früh wieder einmal, klingelt der Wecker. Auf gut Glück habe ich den Beginn des Sonnenaufgangs geschätzt, doch es ist noch zu früh: Draußen ist es noch stockdunkel. Eine Stunde später versuchen wir es erneut.
Sonnenaufgang im Monument Valley
Das Bild entstand auf dem Balkon der Gouldings Lodge.
Aufgenommen am: 28.09.2002
Die Balkone der Goulding’s Lodge sind alle leicht schräg gestellt, damit man einen optimalen Blick auf das Monument Valley hat. Zwischen den pechschwarzen Formationen wird der Himmel langsam gelblich und die Wolken werden feuerrot von unten angeleuchtet.
Sonnenaufgang im Monument Valley
Das Bild entstand auf dem Balkon der Gouldings Lodge.
Aufgenommen am: 28.09.2002
Wir hören Stimmen um uns herum und ein Blick über die Balkonbrüstung beweist, dass wir in guter Gesellschaft sind: Auch die Bewohner der Nachbarzimmer stehen in Bademäntel und Schlafanzügen auf Terrassen und Balkone und warten gespannt auf den Sonnenaufgang.
Es wird langsam heller. Scheinwerfer fahren die Straße entlang und man kann die Fahrbahn schon leicht erahnen. Die Himmelfarbe geht langsam in orange gelbe Töne über.
Langsam kann man auch den Boden erkennen. Binnen weniger Minuten zeichnet sich immer mehr ab. Die Welt erwacht als die ersten Sonnenstrahlen über die Felsen zielen.
Inzwischen ist das Umland relativ gut zu sehen, auch die tiefschwarze Farbe der Monumente geht langsam in ein natürliches Braun über. Der Himmel wird langsam blau und der Tag beginnt.
West Mitten Butte, Monument Valley
Aufgenommen am: 28.09.2002
Wir fahren mit unserem Mietwagen mal wieder auf unerlaubten Wegen, nämlich auf unbefestigter Straße. Nach dem grandiosen Sonnenaufgang zeigt sich leider der restliche Tag alles andere als freundlich. Wir haben schwer damit zu kämpfen, bei diversen Fotostops auf dem Monument Valley Drive nicht nass zu werden. Eine dicke Wolkenfront zieht über uns hinweg. Die schönen Landschaftsaufnahmen täuschen da ein wenig, denn sie sind stets in die Richtungen aufgenommen, wo sich gerade eine Wolkenlücke befindet.
Als wir gerade Cly Butte passieren, reißt die Wolkendecke im Nordosten ganz weit auf und lässt eine riesige blaue Lücke zum Vorschein kommen. Wir hoffen auf das Bild des Tages und lassen die Straße stauben, bevor wir uns vor dem klassischen Motiv aufbauen, von wo man auf die beiden Mittens und Merrick Butte blicken kann.
Elephant Butte, Monument Valley
Elephant Butte, links im Hintergrund The Three Sisters, aufgenommen vom Artist's Point Richtung Südosten
Aufgenommen am: 28.09.2002
Kurz danach schließt sich die blaue Himmelslücke wieder und es beginnt zu regnen. Perfektes Timing! Die Staubstraße verwandelt sich langsam aber sicher in eine Schlammpiste.
Wir lassen das Tal hinter uns und fahren weiter in Richtung Kayenta. Als ob sich alle Himmelsschleusen gleichzeitig öffnen würden, geht ein Regenfall nieder, der uns zwingt, rechts ran zu fahren und den Schauer abzuwarten. Man kann fast keinen Meter geradeaus sehen. Dazu entlädt sich ein Gewitter über uns, dass es fast kein zweites Mal gibt. Fast, denn morgen um die gleiche Zeit werden wir ähnliches erleben.
West Mitten-, East Mitten-, Merrick Butte, Monument Valley
Aufgenommen am: 28.09.2002
Als der Regen sich wieder auf ein Normalmaß einspielt, fahren wir weiter. Am Ende der Straße sehen wir auch schon wieder helleres Wetter auf uns zukommen. Mit einem Schlag hört der Regen auf, als ob die Regenwolke mit einem Lineal gezogen wurde. Bald schon scheint wieder die Sonne und wir erreichen Kayenta.
An der Tankstelle wird es Zeit für einen kleinen Boxenstop. Wir haben Hunger und das Auto müsste auch mal ein wenig geputzt werden. Die Matschspuren des Valley Drive und die vielen getrockneten Regentropfen auf allen Scheiben und Spiegeln lassen fast keine freie Sicht mehr zu. Unser Wagen gleicht dem Verlierer eines Querfeldeinrennens.
Ich muss die Jacke ausziehen und die Ärmel hochkrempeln, so heiß ist es in der Sonne. Sieht man Richtung Süden, könnte man auf die Idee kommen, heute könnte kein Wölkchen das Wetter trüben. Sieht man dagegen nach Norden in Richtung Monument Valley, so würde man freiwillig jeden Umweg in Kauf nehmen, nur um diesem Wetter nicht in die Quere zu kommen.
Wir fahren weiter über die US-160 und SR-98 in Richtung Page. Rechts neben unserer Straße führt eine elektrifizierte Eisenbahnstrecke entlang, was in den USA doch eher etwas seltenes ist. Schon im letzten Jahr sind wir minutenlang der Strecke gefolgt, ohne nur einen einzigen Zug zu sehen. Heute hebe ich kaum meine Kamera, da kommt uns auch schon einer mit 89 Waggons entgegen.