Tor aus Geweihen am Town Square in Jackson, WY
Aufgenommen am: 13.09.2007
Etwa 20 Minuten sitzen wir im Auto, ohne dass es weitergeht. 20 Minuten dem Verkehr auf dem nahe gelegenen Highway nachgesehen. 20 Minuten die Blätter an den Bäumen gezählt. 20 Minuten Langeweile. Dann sieht Micky noch, dass sein Vater gerade online ist und er führt noch ein kleines Skyponat. Etwas Geschäftliches, ist wichtig, keine Frage, denn das Geschäft finanziert ja quasi die Reisen.
Getreidesilo in Idaho
Aufgenommen am: 13.09.2007
Endlich können wir losfahren. Weil es gestern Abend in Jackson schon so spät geworden war, wird der Dorfplatz mit den vier Toren aus Geweihen an jeder Ecke nun noch einmal im Hellen betrachtet. So, nun aber wirklich weiter.
Was folgt ist eine recht kurvenreiche Passfahrt über den Highway 22 Richtung Westen. Wir schicken uns zum soundsovielten Male an, die kontinentale Wasserscheide zu überqueren, doch noch immer nicht zum letzten Male.
Als der Highway 22 urplötzlich auf den Namen 33 hört, sind wir in Idaho angekommen.
Lower Mesa Falls, Idaho
Aufgenommen am: 13.09.2007
Ein etwa 40 Meilen weiter Umweg führt uns zu den Mesa Falls, die im Internet und Reiseführern irgendwie größer, schöner und besser zugänglich abgebildet waren. Die Lower Mesa Falls können wir nur von ganz weit oben mit Blick herab in die Schlucht sehen und die Upper Mesa Falls liegen etwas unglücklich in einer Kurve, so dass keine direkte Sicht von vorne möglich ist.
Upper Mesa Falls, Idaho
Aufgenommen am: 13.09.2007
Auf der Landkarte sieht das Stückchen Umweg gar nicht so weit aus, zieht sich irgendwann aber doch sehr, vor allem, weil die wunderschöne Bergwelt der Rocky Mountains wieder flachem Prärieland gewichen ist. Da war ehrlich gesagt die Fahrt durch das weite Farmland in Minnesota abwechslungsreicher, wo doch angenommen wurde, die „Mitte“ des Landes wäre eher für die öden und langweiligen Streckenabschnitte zuständig. Nein, da irrten wir uns gewaltig, denn es ist Idaho, wo der Abstand zwischen den Ortschaften spürbar größer geworden ist.
Etwas Abwechslung verspricht Idaho Falls, wo wir einmal quer durch die eher uninteressante Stadt zu den namensgebenden Fällen fahren, denen aber nicht wie in Sioux Falls ein schöner Stadtpark gewidmet ist. Vielmehr hat man den Fluss mit einigen Kunstbauten versehen und die Wasserfälle so zu einem Überlaufen des Damms degradiert. Man lebt auch noch glücklich, wenn man nicht hier war, aber geschadet hat es auch nicht.
Idaho Falls
Das Foto entstand an der Ecke West Broadway / River Parkway.
Aufgenommen am: 13.09.2007
Hinter Idaho Falls beginnt dann die richtig große Langeweile. Kaum ist man aus der Stadt heraus, folgen keine weit auslaufende Vororte, sondern rein gar nichts. Etwa 64 Meilen, bis der nächste Ort, Arco, auf der Bildfläche erscheint, übrigens wieder mit Reifenhändler, wen es interessiert. Ja, nach unserem schönen runden Problem achtet man unbewusst noch immer auf Zweigstellen von Great Western Tire, unserem Goodyear Händler, der unseren SUV wieder geländetauglich machte.
North Crater Flow Trail, Craters of the Moon NM
Aufgenommen am: 13.09.2007
Wir erreichen das Craters of the Moon National Monument. Eigentlich wollten wir um die Mittagszeit hier schon wieder abdüsen, doch ist es schon früher Nachmittag, ehe wir hier überhaupt eintreffen. So lange haben uns die Fahrten in Idaho aufgehalten. Trotz Routenplaner und mehrmaligen USA-Aufenthalten: Man verschätzt sich nur zu leicht mit den Entfernungen.
Da nun schon Nachmittag ist, haben wir eventuell die Chance, Monika und Walter noch einmal zu begegnen. Sie zogen in Erwägung, heute einen Tagesausflug vom Yellowstone hierher zu machen. Ihr Auto kennen wir ja.
Und da hinten kommen sie uns ja auch entgegen. Huhu, hier sind wir! Mit der Lichthupe machen wir unübersehbar auf uns aufmerksam. Das ältere Ehepaar in dem roten Auto aus Florida sieht uns nur etwas verständnislos an, als wir den Wagen passieren…
North Crater Flow Trail, Craters of the Moon NM
Aufgenommen am: 13.09.2007
Erster Trail des Tages ist der North Crater Flow Trail. Markus fühlt sich gleich wieder wie auf Island. Auch dort hatte er schon einmal die Gelegenheit, durch und über ein Lavafeld zu laufen. Die ganzen Erinnerungen kommen wirklich wieder hoch und er gerät ins Schwärmen. Nur so heiß war es vor zwei Jahren auf Island nicht gewesen. Man kann fast noch die heiße Lava spüren.
Wenn sich ein Lavafluss ins Tal bewegt, erstarrt zuerst die Lava an der Oberfläche und kleinere Felsklumpen fließen auf der Lava, bis diese eine dicker und dicker werdende Oberfläche bilden. Diese stoppt im Prinzip und die noch immer heiße Lava fließt nun unterirdisch unter dem neuen Stück Land hindurch. Stellenweise erstarrt sie noch, stellenweise fließt sie auch ab und hinterlässt Hohlräume, wie wir später noch sehen werden.
oben auf dem Inferno Cone, Craters of the Moon NM
Kurios: Auf diesem Berg aus Asche wächst sogar ein einsamer Baum.
Aufgenommen am: 13.09.2007
Teilweise stürzen die Hohlräume ein oder sogar ganze Brocken senken sich und bilden nach und nach dieses absolut ungleichmäßige Lavafeld. Allmählich erobert sich die Natur dieses Land zurück und stellenweise gedeiht schon wieder Grünzeug auf der sonst so unwirklichen verbrannten Oberfläche.
oben auf dem Inferno Cone, Craters of the Moon NM
Aufgenommen am: 13.09.2007
Nächste Wanderung führt uns hinauf auf den Inferno Cone. Der Weg ist steil und führt direkt einen riesigen Berg aus Asche empor, auf dessen Spitze überraschenderweise sogar ein richtiger ausgewachsener Baum gedeiht. Diese Landschaft steht in totalem Kontrast zur zuerst erlebten. Eben war alles grob, zerklüftet, eingestürzt, rau, kantig und hier oben der feine Staub, kalte Asche, Winderosion.
Aus reiner Neugier fahren wir auch noch zum Broken Top, doch der kleine Krater mit der heraus gebrochenen Zacke in seiner Krone ist nicht annähernd so faszinierend.
Indian Tunnel, Craters of the Moon NM
Eine gute Taschenlampe vorausgesetzt, kann man im Park einige Höhlen und Lavatunnel besichtigen.
Aufgenommen am: 13.09.2007
Etwas Besonderes wartet noch im Ostteil des Parks auf uns. Hier kann man durch einige Lava-Tunnel und Höhlen unter der erkalteten Lava kriechen. Es ist heiß und die Sonne blendet auf dem hellen Wüstenboden. Also Sonnenbrillen aufgesetzt und losgewandert. Am Indian Tunnel dann wird die Sonnebrille Markus zum Verhängnis: Seine andere Brille liegt gut verpackt im Auto und ohne ist er vollkommen blind. Also mit der Sonnenbrille in die dunklen Höhlen? So ein verdammter Mist, denn beide Varianten sind völlig unzureichend. Ohne Brille ist alles unscharf und mit Sonnenbrille alles total dunkel. Wie man es nimmt, die Knie machen Bekanntschaft mit den schönen scharfen Ecken und Kanten in der Unterwelt.
Auch die mitgebrachte Taschenlampe wird ihrem Namen gerecht: Die Innenseite einer Tasche könnte sie ausleuchten, mehr aber wohl nicht.
Etwas frustriert muss die Aktion abgebrochen werden und ohne ausreichendes Leuchtmittel kann man sich auch die Boy Scout Cave und Beauty Cave sparen, deren Eingänge so schön verlockend eng sind. Ach, wie furchtbar gerne würde Markus da jetzt hindurch steigen. Er ist halt ein Abenteurer, aber jetzt muss er sich erstmal wieder seinem Job als Autofahrer hingeben.
Es steht wieder eine weite Fahrt durch die Wüste an, bis man völlig überraschend in einer Art Städteband endet. Von Bellevue über Hailey Richtung Ketchum – wo hört ein Ort auf und wo beginnt der nächste? Der Verkehr hat auch deutlich zugenommen, profitiert die Gegend hier doch vom nahe gelegenen Sägezahngebirge, der Sawtooth National Recreation Area, die wir nun ebenfalls durchqueren und auf einmal wieder fast alleine auf der Straße unterwegs sind.
Während der langen Fahrt werden Erlebnisse rekapituliert. Markus ist noch immer nicht dahinter gekommen, wieso Micky zum Schluss kaum noch Interesse für die interessanten Bisons gezeigt hat. „Bisons hat man doch in Deutschland gar nicht, da muss man sie sich doch hier ansehen.“ „Aber wir haben doch schon x-Bilder im Yellowstone gemacht.“ „Schon, aber der Hintergrund wechselt ja ständig.“ „Nun, dann müsstest du ja auch anfangen, Kühe vor ständig wechselnden Hintergrund zu fotografieren.“
Etwas später kommen wir tatsächlich an einer Weide vorbei. Eigentlich hat Micky Recht, aber wenn Markus jetzt auch noch anfangen würde, für jede Kuh anzuhalten, ich glaube, dann bekommt er absolutes Fotoverbot.
Riverside Motel in Stanley, Idaho
Unser Zimmer war das oben links. Wir hatten sogar zwei Balkone, die man je nach Sonnenstand auswählen konnte. Nachbarn hatten wir diese Nacht keine.
Aufgenommen am: 13.09.2007
Wir erreichen das überschaubare Dorf Stanley. Einige schöne Motels werden abgeklappert, also freie Zimmer gibt es hier genügend, die Frage ist nur, zu welchem Preis. Das Monopol in der Abgeschiedenheit lassen sich die Herbergen hier gut bezahlen, aber wenn schon, dann wollen wir auch etwas für unser Geld haben und quartieren uns im Riverside Motel ein und bekommen eine kleine Ferienwohnung mit Küche in der oberen Etage eines kleinen Gästehauses. Kein weiterer Gast ist anwesend, so dass wir hier in aller Ruhe ausspannen können.
Mit Broten, Salat, Knabberzeug, Pfirsichlikör und Whisky, eben alles, was vom großen Yellowstone BBQ noch übrig geblieben ist, machen wir es uns auf der hinteren unserer beiden Terrassen bequem und lauschen den Geräuschen eines kleinen Ortes irgendwo in Idaho. Wild wechselt durch „unseren“ Garten – das ist wesentlich besser als jedes Fernsehprogramm.
Die Sonne meint es lange gut mit uns, bis sie hinter den Bergen verschwindet und uns die einsetzende Kühle der Nacht in die Betten treibt.
Herzlichst, Euer Buffalo Bill, der sich schon einmal mit den beiden Affen im Zimmer angefreundet hat.
Nein, nicht Markus und Micky. Die Motelbesitzer haben das Zimmer wunderschön individuell eingerichtet und auf den beiden Betten saßen schon bei der Ankunft Teeny und Toony. So, jetzt aber wirklich gute Nacht!