Kurz nach halb sieben erreichen wir den Petrified Forest Nationalpark und sehen, dass unsere Eile völlig umsonst war, denn der Park öffnet erst um 7 Uhr. Horst murmelt noch so etwas wie „Das passiert, wenn man etwas spontan macht“ und ich mache mir derweil Gedanken, wie man die Zeit überbrücken könnte. Es wäre sicherlich ein schöner Filmgag, wenn ich mich hinter das Tor stellen würde und praktisch darum flehen würde, noch hinausgelassen zu werden. Leider können wir diese Szene nicht drehen, da sie das Tor gerade öffnen.
Petrified Forest NP - in der Blue Mesa
Die Blue Mesa vereint die Ausläufer der Badlands Landschaft des nördlichen Parkteils mit den versteinerten Wäldern des südlichen Parkteils und ist damit ideal für eine kleine Morgenwanderung.
Aufgenommen am: 29.04.2006
Viele Aussichtspunkte fahren wir nicht an, was mir zuerst etwas Leid tut, denn ich würde gerne mehr über diesen Park erfahren, doch nördlich der Interstate gibt’s eigentlich nichts, was wir nicht schon gestern in der Little Painted Desert gesehen hätten. Südlich der Autobahn wird die Landschaft zwar reizvoller, doch ich will nichts gesagt haben, als wir die Blue Mesa erreichen. Vergesst alle Punkte, wo man sonst im Park seine Zeit vergeuden könnte, denn die Blue Mesa ist einfach der Hit.
Petrified Forest NP - in der Blue Mesa
Die Blue Mesa vereint die Ausläufer der Badlands Landschaft des nördlichen Parkteils mit den versteinerten Wäldern des südlichen Parkteils und ist damit ideal für eine kleine Morgenwanderung.
Aufgenommen am: 29.04.2006
Verschlungen um farbiges Wüstengestein führt ein kleiner Weg hinunter zum versteinerten Holz. Eine perfekte Mischung aus Badlands und Woodlands liegt in der Morgensonne still und friedlich vor uns. Der kalte Wind, der uns eben noch bei diversen Aussichtspunkten um die Nase gepfiffen hat, ist nun auch schon Holz äh Schnee von gestern.
Ich hatte schon einmal versteinertes Holz im Escalante Petrified Wood SP gesehen und war davon tief beeindruckt gewesen, doch die Auswahl an Holz in diesem Park stellt das natürlich alles in den Schatten.
Petrified Forest NP - in der Blue Mesa
Die Blue Mesa vereint die Ausläufer der Badlands Landschaft des nördlichen Parkteils mit den versteinerten Wäldern des südlichen Parkteils und ist damit ideal für eine kleine Morgenwanderung.
Aufgenommen am: 29.04.2006
Auf unserem Rundgang hören wir in der Ferne wieder einige Züge und als wir den Weg zum Parkplatz herauf gehen, sehen wir auch schon wieder welche, aber in so weiter Entfernung, dass sich Fotografieren kaum lohnt.
An der Brücke über die Gleise wirft mich Horst raus und sieht sich in der Zwischenzeit das Puerco Pueblo an. Ich sehe meine große Chance gekommen. In beide Richtungen kann ich die Gleise kilometerweit überblicken. Was für ein Anblick, wenn hier jetzt ein Zug käme, den man in voller Länge im besten Fotolicht ablichten könnte. Aber ratet mal: Genau, ich bin die Wunderwaffe gegen Züge.
Canyon de Chelly NM
Aufgenommen am: 29.04.2006
Zum Canyon de Chelly gelangen wir über die recht öde 191. Schnurgerade führt diese Straße durch langweiliges Buschland. Die 4:50 in der früh waren wohl doch etwas hoch gegriffen, so dass ich jetzt ein paar Minuten Schlaf nachhole.
Nachdem wir uns am Visitor Center mit den üblichen Landkarten eingedeckt haben, klappern wir zunächst alle Viewpoints auf der nördlichen Parkstraße ab. An jedem Aussichtspunkt nun das gleiche Spielchen: Aussteigen, ein paar Meter laufen, gucken, staunen, die Angebote der indianischen Händler abwimmeln, weiter staunen, zurück zum Auto und zum nächsten Punkt fahren.
Canyon de Chelly NM
Im Vordergrund ist der Weg hinunter zum White House zu erkennen.
Aufgenommen am: 29.04.2006
Zu sehen und zu entdecken gibt es einiges, sozusagen lebendige Geschichte. Auf dem Grund des Canyons leben noch heute Menschen. Wir sehen Jeeps zu einsamen Hütten fahren, Kinder, wie sie auf einem abgegrenzten Platz Basketball spielen und wenn man sich nur die nötige Mühe gibt, kann man in vielen Felsnischen alte Siedlungen erkennen.
Über die Staubpisten fahren zahlreiche Geländewagen. Sicher sind das nicht alles Bewohner des Canyons, der teilweise richtig breit ist. Offenbar werden für eine Hand voll Dollar auch Touristen da unten herumgefahren. Wie man Geschäfte macht, scheinen sie mehr als begriffen zu haben.
Canyon de Chelly NM
Ausblick vom Sliding House Overlook.
Aufgenommen am: 29.04.2006
Auf der südlichen Parkstraße ist spürbar mehr los, führt diese doch zum berühmten Spider Rock. An jedem Parkplatz treffen wir auf dieselben Gesichter. Zwischen den Aussichtspunkten sehen wir immer die gleichen Heckklappen. Würde man uns alle per Bus hier durch die Gegend karren, es würde keinen Unterschied machen.
Ein Ende setzen wir dem erst, als wir am White House in die Tiefe hinabsteigen. Die ersten Meter sind angenehm, verlaufen sie doch noch im Schatten, den der Südhang wirft. Doch schon bald führt der Weg hinaus in die Sonne. Der Sonnenbrand auf meinen Armen hat sich inzwischen wieder beruhigt, aber der in meinem Nacken fängt jetzt erst wieder so richtig an zu schmerzen, als ununterbrochen Sonne darauf fällt. Dazu ist mir noch ungeheuer heiß und ich nutze jede Pause, in irgendeinen Schatten zu flüchten.
White House im Canyon de Chelly NM
Hier befinden wir uns im einige Grad heißeren Tal.
Aufgenommen am: 29.04.2006
Etwas anteilnahmslos stehe ich neben Horst vor dem White House auf dem Grund des Canyons, wo natürlich die nächsten Händler anzutreffen sind. Echt schade, dass sie keine eisgekühlten Getränke in ihrem Sortiment führen. Ich werde jetzt sicher keine Steine oder Bilder kaufen. Dann muss ich ja noch mehr den Berg hinauftragen. Ich finde aber, sie könnten hier im Tal mal langsam die Heizung abdrehen.
Wie zu erwarten war, zieht sich der Rückweg. Zwar werden die Schatten Gott sei Dank spürbar länger, so dass ich nicht mehr so lange in der Sonne laufen muss, aber dafür geht es bergauf. Horst ist schon in weiter Ferne verschwunden. Kein Wunder, der kommt ja aus Bayern und kann täglich trainieren. Und was soll ich Flachländer sagen? Ich kann doch nicht immer fragen „und wo ist der nächste Aufzug?“
Ziemlich geschafft komme ich oben an und beschließe, den Grand Canyon nur an bewölkten Tagen zu besteigen. Dieser Canyon war für mich schon recht „Grand“.
Spider Rock im Canyon de Chelly NM
Aufgenommen am: 29.04.2006
Nach dem Sliding House Overlook bleibt nur noch der Spider Rock übrig. Ich kämpfe noch immer mit meinem Nacken, mache aber gute Miene zum bösen Spiel. Wirklich faszinierend, was sich die Natur dabei gedacht haben mag, mitten im Canyon einen zweigeteilten Felsen stehen zu lassen. Ein wirklich schöner Abschluss des Besuchs. Man kann sagen, wir haben alles gesehen, was der Canyon de Chelly zu bieten hat.
Was der Südwesten aber alles für Dirt Roads zu bieten hat, da haben wir wohl noch lange nicht alles gesehen. Südlich des Parks wartet ein ganz besonderes Stück Arbeit auf uns. Die Straße ist recht stark befahren und es haben sich erhebliche Spurrillen gebildet. Egal, wie man auch versucht, dagegen zu steuern, man landet immer wieder in diesen Rillen und fährt damit wie auf Schienen. Bodenwellen oder Schlaglöchern auszuweichen ist damit unmöglich.
Indian Highway 7 südlich des Canyon de Chelly NM
Sieht aus wie Spurrillen, ist aber verdammt schlecht zu befahren. Irgendwann wussten wir nicht einmal, ob wir noch auf dem richtigen Weg unterwegs sind, doch irgendwann kamen wir doch an.
Aufgenommen am: 29.04.2006
Unser Tankinhalt neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Wirklich wunderschön, wenn einem so etwas auf einer Staubstraße auffällt. Wir haben keine Ahnung, wie lange diese Straße noch ist. Wir fahren hier jetzt sicher schon eine halbe Stunde und haben noch keinen ernst zu nehmenden Abzweig entdeckt. Natürlich gehen alle paar Meter irgendwelche Buckelpisten ab, aber sind wir hier noch richtig? Ein mulmiges Gefühl. Weiterfahren und wer weiß wo raus kommen? Oder umdrehen, dabei viel Zeit verlieren und nicht wissen, ob man es noch bis zur nächsten Tankstelle schafft? Eine schwierige Wahl. Wir hoffen noch immer auf das beste und tatsächlich, nach weiteren 10 Minuten ist die Straße urplötzlich wieder asphaltiert und führt in eine Ansammlung von Häusern, von Optimisten auch als Ort bezeichnet. Das sollte Sawmill sein, laut Karte, doch leider keine Tankstelle. Inzwischen sind wir aber zuversichtlich, dass es im nächsten Ort, Fort Defiance, eine Tankstelle gibt. Wir sollen Recht behalten.
Window Rock in Fort Defiance
Aufgenommen am: 29.04.2006
Im Ort soll es auch noch einen natürlichen Steinbogen geben, Window Rock. Leider können wir diesen nicht auf Anhieb finden und fragen an der nächsten Tankstelle nach. „blinde Touristen“ müssen die wohl auch gedacht haben, denn hinter der Tankstelle sieht man das Loch schon im Felsen auf der rechten Seite und aus dieser Richtung ist der Parkplatz auch ausgeschildert. So langsam denke ich, wir hätten die Tour besser in umgekehrter Richtung befahren.
Die Nacht verbringen wir in Gallup. Wir wohnen wieder an der Bahnlinie, doch hier befindet sich kein Bahnübergang in der Nähe, also schlafen wir auch ruhiger. Morgen werde ich nicht noch einmal so zeitig aufstehen. Nachdem mich die Eisenbahn heute so geärgert hat, gebe ich ihr morgen keine weitere Chance dazu.