2004 Städte im Osten der USA

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auf der Suche nach dem großen Weihnachtsbaum

01.12.2004 New York: Harlem Gospel Tour, Freiheitsstatue, Brooklyn Bridge, Ground Zero

Heute lässt sich das Wetter mal wieder etwas besonderes einfallen: Regen! Dicke Tropfen, wie an Fäden aufgehängt, fallen unentwegt vom Himmel.
Ein Bus der GreyLine Tours bringt mich durch diese trostlosen Morgen nach Harlem. Fotografieren oder Filmen durch die Busscheiben ist wegen der vielen Tropfen leider nicht möglich, genauso wenig ist dies in der Harlem Gospel Church erwünscht, so dass mir hier nichts als meine Erinnerung bleiben wird.

Der Gottesdienst beginnt direkt mit einem kleinen Lied, in das sich der Chor allmählich hineinsteigert. Man hat oft das Gefühl, jetzt ist das Ende des Liedes erreicht, doch dann, ganz spontan, wird noch eine Strophe angehangen.
Baptist Church in Harlem Aufgenommen am: 01.12.2004 Baptist Church in Harlem Jetzt ergreift der Reverant das Mikrophon und spricht ein paar Dankesworte an Gott. Sowohl aus dem Publikum, als auch vom Chor, gibt es immer wieder Zwischenrufe: „Praise him!“ „Halleluja“ „That’s right“, doch diese sind wohl eher willkommen als störend. Egal, wie oft jemand einfällt, niemand nimmt es ihm übel.
Kernstück des Gottesdiensts bilden allerdings die Lieder des Gospel Chors. Es gibt keine Predigt, keine Psalme, keine großen Reden. Alles, was sie zu sagen haben, drücken sie mit ihrer Musik aus.
Es ist interessant zu beobachten, wie unterschiedlich die Chor-Mitglieder mit dem Thema Gott umgehen. Einige schließen während des Gesangs ihre Augen, andere blicken sehr ernst auf einen weit weit entfernten Punkt, wiederum andere gehen in Extase fast außer sich.
Auf jeden Fall kann ich mit gutem Gewissen behaupten: Diese Menschen können tatsächlich verdammt gut singen. Und jeder darf sein Können beweisen - einmal nach vorne treten und eine Strophe singen, während der Chor mehrstimmig begleitet.
Jeder ist dabei eingeladen, mitzumachen. Mitklatschen oder mit den Füßen den Takt laut mitstampfen ist ausdrücklich erwünscht. Auch nach dem Gesang hagelt es wieder eine Menge lobender Zwischenrufe. „Praise him!“, “Halleluja”, „A man“. Ich verstehe immer wieder “a man“ = „ein Mann“, wohl im Sinne „was für ein Mann“, bis es dann endlich Klick macht und ich erkenne, dass es nur „Amen“ auf englisch ausgesprochen ist. In diesem ungewöhnlichen Gottesdienst hätte aber auch „A man“ gut gepasst.

windige Szenen am Battery Park Wie man an der Schräglage der Ampeln gut erkennen kann, war es an diesem Tag äußert windig. Aufgenommen am: 01.12.2004 windige Szenen am Battery ParkZurück in Midtown, hört es auf zu regnen und ein strahlend blauer Himmel erstreckt sich über der Stadt. Dieser Zustand hält allerdings nicht lange an. Es weht ein ziemlich starker Wind, man kann ihn ohne Übertreibung schon Sturm nennen. Man kann den Wolken zusehen, wie sie wieder Besitz des Himmels ergreifen.
Ich fahre mit der U-Bahn zur South Ferry Schleife. Das besondere an dieser Endstelle: Es handelt sich um eine sehr enge Kurve mit einem Bahnsteig, der nur die ersten 5 Wagen eines 10 Wagen Zuges aufnehmen kann. Die hinteren 5 Wagen bleiben im Tunnel stehen.
Besonders die Türen in Wagenmitte sind soweit vom Bahnsteig entfernt, dass sich hier sogenannte Gap-Filler (Lückenfüller) vom Bahnsteig ausfahren, um die große Lücke auszugleichen. Wenn die Bahn abfährt, sollte man sich allerdings nicht auf dem Bahnsteig aufhalten. Die Wagen quietschen doch ziemlich laut in der engen Kurve.
An der Oberfläche wird man fast weggeweht. Ohne die schützenden Häuserzeilen der Midtown, ist man dem Wind hilflos ausgeliefert. An der Uferpromenade erkennt man an den feuchten Pflastersteinen, bis wohin die Splashing-Zone geht. Alleine durch den Wind werden Wellen erzeugt, die in regelmäßigen Abständen über das Ufer schwappen.
Da man eh nicht die Krone der Freiheitsstatue besuchen kann, erspare ich mir einen Ausflug auf Liberty Island und gebe mich mit dem Anblick vom Battery Park zufrieden. Wieder kommt ein heftiger Windstoß und schon ist ein junges Pärchen von einer Welle geduscht worden.

Als nächstes finde ich mich in Brooklyn wieder. Ich weiß auch nicht, warum ich gerade heute auf die Idee komme, über die Brooklyn Bridge zu laufen. Hier kann man dem Wind noch schlechter entkommen. Teilweise kommt man echt nicht vorwärts oder man muss sich am Geländer nach vorne ziehen. Selbst Vögel fliegen rückwärts, weil sie mit ihren Flügelschlägen nichts ausrichten können. Warum kann ich denn nicht wenigstens Rückenwind haben?!
Ich wollte ja gerne mal die Brooklyn Bridge von Norden fotografieren, so wie es auf vielen Postkarten zu sehen ist, jedoch habe ich bei diesem Wind einfach keine Lust, planlos durch die Straßen zu laufen. So gebe ich mich zunächst mit dem Blick von der Südseite zufrieden, so wie ich die Brücke bereits vor 7 Jahren gesehen habe.
Später auf der Brücke sehe ich aber auch auf der Nordseite eine kleine Aussichtsplattform am Ufer des East River liegen, die sogleich mit in den Besuchskalender aufgenommen wird.

auf der Brooklyn Bridge Richtung Manhattan Ich kann jedem nur ein Spaziergang über die Brooklyn Bridge empfehlen, idealerweise Richtung Manhattan, damit man die Skyline stets im Blickfeld hat. Aufgenommen am: 01.12.2004 auf der Brooklyn Bridge Richtung ManhattanHeute habe ich wenigstens nicht denselben Fehler gemacht wie vor 7 Jahren, als ich auf dem World Trade Center stand und mein Film in der Kamera voll war. Damals sagte ich noch optimistisch „Hole ich die Bilder halt nächstes Mal nach“. Heute ist das nächste Mal. Und wie wohl jeder ahnt, haben sich am 11. September 2001 alle Hoffnungen begraben, jemals wieder auf den höchsten Türmen von New York zu stehen.
Heute stehe ich vor einem hohen Zaun, der den Ground Zero umgibt. Drei Jahre nach dem Tag, an dem die Welt den Atem anhielt, liegt nur eine riesige abgezäunte Sandgrube vor mir. Große Plakate informieren über die Pläne, ein neues WTC zu bauen. Es wird aber nie mehr dasselbe sein! Nie wieder!
Der Burger King an der südöstlichen Ecke existiert sogar noch. Nach dem Besuch des World Trade Centers hatten wir uns hier gestärkt. Ich weiß noch, wie dunkel es damals in den Räumen war, da durch die hohen Häuser kaum Licht bis zum Restaurant vordrang. Heute ist alles anders. Die riesige Lücke macht sich auch hier bemerkbar.
Im nächsten Moment sind Sirenen in den Straßen zu hören und zwei große Feuerwehrwagen halten vor dem Ground Zero. Glaubt mir, bei diesen Geräuschen wird einem ganz anders. Auf den Seitenwänden der Wagen haben sie ein Denkmal in Form eines Bildes gesetzt. In einem Trümmerhaufen hießen zwei Feuerwehrmänner die amerikanische Flagge, ein Symbol der Hoffnung. Das Leben wird weitergehen. Und wir werden uns nicht unterkriegen lassen.

An der Börse habe ich mich wieder etwas gefangen. Es wird wieder Zeit, mit dem schnellen Schritt der New Yorker Schritt zu halten. Nach der anschließenden Besichtigung der Grand Central Station fahre ich mit der Shuttle U-Bahn hinüber zum Times Square. Wie eilig es die Leute doch hier haben. Innerhalb weniger Minuten fahren hier die Bahnen und keiner hat Zeit, nur eine Sekunde zu warten. Richtig interessant wird es, wenn sich ein Wagen anschickt loszufahren. Auf einmal fängt eine ganze Menschenmenge an zu rennen als ginge es um ihr Leben.
Den Times Square habe ich irgendwie anders in Erinnerung. Inzwischen ist kaum noch ein Broadway Theater zu sehen. Statt dessen nur noch ausgefallene und um jeden Preis auffällige Werbung. Ist ja viel schlimmer als in Las Vegas.
Schnell ziehe ich mich zurück und statte lieber dem großen Baum am Rockefeller Center einen Besuch ab. Heute ist es zwar noch immer sehr voll aber kein Vergleich zu gestern. Ich finde die Zeit, einfach nur dazustehen, der Weihnachtsmusik zuzuhören und den Schlittschuhläufern nachzusehen.

Übernachtung: Comfort Inn Manhattan - New York, NYBewertung: guter Durchschnitt Bewertungsnote 3
Kommentar: in der Nähe des Empire State Building
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