100$ für eine Übernachtung, da sollte man eigentlich davon ausgehen, dass man einiges geboten kriegt. Doch nicht hier. Die schlagen wohl wirklich Kapital aus den gestrandeten Autofahrern. Das Zimmer ist so spartanisch wie nur möglich eingerichtet und die Fenster gehen direkt auf ein Flachdach, wo alle möglichen Lüfter installiert sind und schlimmer als ein Rudel Wölfe in der Nacht heulen. Außerdem ist die Innenbeleuchtung etwas gewöhnungsbedürftig: Das Licht neben dem Badezimmer lässt sich nur am Hauptschalter neben der Tür ausschalten, so dass man sich danach durchs stockfinstere Zimmer zum Bett zurücktasten muss. Ach, und bevor ich’s vergesse: Ein Frühstück ist auch nicht inklusive.
Bevor ich mich wieder on the Road begebe, gelingt es mir, Klaus K endlich zu erreichen. Wird aber auch Zeit, denn wir wollten uns heute Abend auf dem Campingplatz treffen, doch er ist inzwischen vor dem schlechten Wetter in den Nordwesten der USA geflüchtet. Ich wünsche ihm jedenfalls noch eine schöne Reise und vielleicht klappt’s ja mal mit einem Treffen in Deutschland.
Den Highway 99 haben sie heute früh schon wieder für eine Stunde gesperrt gehabt, aber da ich Murmeltier eh immer etwas später unterwegs bin, ist die Sperrung längst Geschichte.
Farmland bei Pemberton
Ein Blick aus dem Fenster meines Zimmers im Farmhouse Bed & Breakfast in Pemberton.
Aufgenommen am: 27.05.2004
In Pemberton wohne ich im Farmhouse Bed & Breakfast, das ein wenig abgelegen vor dem Dorf liegt. Hierbei handelt es sich noch um ein richtig rustikales Bauernhaus. Hinterm Haus, auf einem Feld, steht einsam und verlassen ein Traktor, so, als ob plötzlich jemand keine Lust mehr hatte, den Acker umzupflügen. Neben dem Haus steht der Rasenmäher mit dem gleichen Schicksal. Die Wiese wird gerade künstlich bewässert, obwohl es wieder angefangen hat zu regnen.
Ich parke neben dem Pickup, der Peter’s Bruder gehört und betrete das Haus, das von innen größer ist als es von außen erscheint. Ich werde von einem alten Mann mit zerzaustem Haar begrüßt, der wirklich noch als waschechter Farmer durchgehen kann. „Ick libbe dick“ ist sein einziger deutscher Satz und ich soll ihm beibringen, wie man ihn richtig betont, damit ihn die Damenwelt auch versteht.
Die Nairn Falls kurz vor Pemberton bleiben heute wohl die einzige Beschäftigung, die ich habe. Zwischen den vielen Regenschauern lohnt sich einfach keine weitere Tour. Der kurze Spazierweg führt nahe dem Highway am Fluss entlang zu den Fällen. Immer wieder hört man hinter den Bäumen einen dieser großen Trucks vorbeidonnern.
Nairn Falls PP bei Pemberton
An dieser Stelle fällt der Green River 60m in die Tiefe.
Aufgenommen am: 27.05.2004
Vor den Fällen steigt man über schräge Felsen und ein Schild warnt davor, dass die Felsen auch bei Trockenheit rutschig sein könnten. Eine Warnung, die man wirklich ernst nehmen sollte. Meinem Fuß geht es inzwischen auch wieder besser und die Kamera hat nur ein paar Kratzer abbekommen als sie meinen Sturz aufgefangen hat.
Auf dem nahe gelegenen Campingplatz ist wenig los. Nur ein Stellplatz ist reserviert, der dazugehörige Camper aber noch nicht eingetroffen. Unten, am Fluss, haben einige Urlauber Steintürmchen gebaut. selbstgebaute Steintürme
...wenn einem an einem Regentag langweilig wird...
Aufgenommen am: 27.05.2004
Aus übergroßer Langeweile, aber auch als statische Herausforderung mache ich mich ans Werk und kreiere nach einem totalen Einsturz einen 20 Steine hohen Turm (wer jetzt auf dem Bild nachzählen will: Ganz oben drauf liegt noch ein 5 mm breiter Kiesel). Die Technik ist eigentlich relativ einfach: man suche sich möglichst flache Steine, um dem nächsten Stein eine möglichst große Unterlage bieten zu können, und balanciere Gleichgewichtsprobleme mit zusätzlichen Steinchen zwischendurch aus.
Am Ende des Campingplatzes führt ein angeblich 3 km langer Weg zum One-Mile-Lake. Schon nach kurzer Zeit verzweigt sich der Weg sooft, dass man nicht mit Sicherheit sagen kann, wo es zum See geht. Daher kommt es, dass mein Weg, der mich über zwei höhere Berge führt, mit Sicherheit länger als 3 km ist.
Als ich am Abend wieder im B&B ankomme und gerade etwas aus meinem Kofferraum hole, schleicht Jade, der Hauskater, ums Auto und steht mit einem Mal neben mir und zwar gerade dort, wo ich die Tasche abstellen will. Wir beide machen erst einmal erschreckt einen Satz zurück, schließen danach aber große Freundschaft.
The Farmhouse Bed & Breakfast
Aufgenommen am: 27.05.2004
Im Haus ist niemand daheim und ich ziehe mich auf mein Zimmer zurück, um ein wenig zu lesen, bis ich ein Auto auf dem Parkplatz vorfahren höre. Ich denke, Peter und Carol, die Besitzer, sind zurückgekehrt. Sofort mache ich mich auf den Weg, sie zu begrüßen, denn immerhin habe ich heute nur Peter’s Bruder kennen gelernt. Mit einem fröhlichen Hallo begrüße ich die beiden und halte ihnen höflicherweise die Tür auf. „Leicht hierher gefunden?!“ Ich tippe mal, das war eine Frage und antworte wahrheitsgemäß darauf, dass ich zuerst ein Stück zu weit gefahren bin und umdrehen musste, worauf die beiden mich ein wenig verständnislos ansehen und hinzufügen, dass sie es leicht gefunden haben. Was gefunden? Jetzt bin ich ein wenig durcheinander. „Ihr seid doch Peter und Carol, oder?“ „Nein, wir sind aus Dänemark.“ Ups...
Am Abend lerne ich noch die richtigen Carol und Peter kennen und bekomme sogar von ihr einen kleinen Abendsnack nach oben gebracht, als ich mich gerade über die Mazda-Werbung im Fernsehen amüsiere. Mazda wird fast wie Master ausgesprochen. Kater Jade hat dabei einen ganz neuen Kuschelplatz entdeckt: Die Badewanne. So etwas habe ich ja noch nicht gesehen. Eine Katze in der Badewanne. Natürlich ohne Wasser, aber doch originell anzusehen.