Zwei schöne Tage sind nun auch im Cottonwood Garden B&B wie im Flug verstrichen und Marianna winkt mir zum Abschied hinterher. Ich hoffe, sie kann den durch mich reduzierten Pfefferminzbestand im Garten schnell wieder ausgleichen.
Das Wetter hatte sich gestern zum Glück wieder etwas gefangen, doch heute geht das Regenspielchen wieder von vorne los. Man kann nirgendwo anhalten, ohne patschnass zu werden.
Einmal bleibt mir das Anhalten nicht ganz erspart: Ich brauche Sprit, also ran an die nächste Tankstelle. Welche Marke? Ah, Husky, hatten wir bisher noch nicht. Bevor ich überhaupt in den Regen aussteigen kann, steht eine junge Dame neben mir und fragt, was ich denn möchte. Tanken, denke ich mir im ersten Moment, komme aber schnell dahinter, dass sie mich wohl bedienen möchte und nenne ihr meine Wünsche. Ist man in Deutschland gar nicht mehr gewohnt.
Highway 24 Richtung Osten
Aufgenommen am: 30.05.2004
Ich biege von der Hauptstraße ab und fahre auf einer kleinen Straße Richtung Osten. Der Wald sieht schon fast herbstlich aus (und das Ende Mai). Es gibt auffallend viele Bäume, die in rötlichen Tönen schimmern.
Der heutige Tag bildet wieder einen reinen Fahrtag, was mich bei Regenwetter auch nicht besonders stört. Was mir dagegen heute tierisch auf die Nerven geht, ist dieses unmöglich raue Straßengeräusch und die unruhige Fahrweise. Hier und da haben sie Brücken erneuert und dabei gleich die Anfahrten mit neuem Teer versehen. Für 10 Sekunden ist das eine echte Wohltat über die glatte Fahrbahn zu fahren, bevor es wieder in rauem Ton weitergeht.
In Clearwater geht ein Unwetter nieder, so dass ich große Mühe habe, den Abzweig zum Star Lake Resort zu finden, wo ich eine Blockhütte für zwei Nächte vorgebucht habe. Als ich das Schild „Leaving Clearwater“ erreiche, bin ich endgültig davon überzeugt, zu weit gefahren zu sein. Dabei hat es hier gerade so schön aufgehört zu regnen. Also wieder zurück dorthin, wo die schwarze Wand über der Stadt hängt. Im zweiten Anlauf finde ich dann die Seitenstraße. Es geht insgesamt 9 km aus der Stadt heraus und den Berg hinauf, gerade dorthin, wo sich eine blaue Lücke am Himmel abzeichnet.
Log Cabin am Star Lake
Aufgenommen am: 30.05.2004
Im Registration Office lasse ich den Satz fallen, dass in Clearwater ein mächtiges Unwetter herrscht, darauf sieht mich Doug fast verständnislos an: „Hier schien den ganzen Tag die Sonne.“
Das Star Lake Resort besteht aus 5 Holzhäusern und einer Reihe von Camping Plätzen. Meine Hütte liegt leicht erhöht und überblickt das Resort mit Blick auf den Star Lake. Die Hütten sind so einfach wie nur irgend möglich ausgestattet. Das Badezimmer und die Schlafecke sind durch Vorhänge vom Wohnbereich abgetrennt. Es gibt keinen Strom, dafür aber Gaslampen und Gas- und Holzöfen, so dass die Hütte hell und warm gehalten werden kann. Durch manche Ritzen in den Holzwänden kann man bis nach draußen sehen.
Aussicht auf Clearwater
Aufgenommen am: 30.05.2004
Am Abend gehe ich noch ein wenig auf der Zufahrtsstraße spazieren. Einige Autos fahren vorbei, obwohl ich fest damit gerechnet habe, dass mancher anhalten und mich fragen wird, wohin ich unterwegs bin. Der erste und einzige Wagen, der tatsächlich anhält, wird von einer Frau gelenkt. Mich wundert es, dass sie den Mut besitzt, in dieser Gott verlassenen Gegend jemand wildfremdes anzusprechen.
In der Nacht höre ich es von irgendwoher rauschen, kann aber nicht mit Sicherheit sagen, ob das nun Regen ist, der aufs Dach fällt, oder der nahe gelegene Wasserfall.