Die Nacht kann ich wieder nicht sehr gut schlafen. Zuerst geht es ja noch einigermaßen, da ich noch müde genug vor der Nacht davor war, doch als ich aufwache, kann ich nicht mehr einschlafen. Von draußen scheint ein Flutlicht fast direkt auf mein Fenster und auf dem Gang herrscht eine gewisse Unruhe. Eine Gruppe Jugendlicher scheint sich zum Marathonlauf verabredet zu haben. Man könnte es auf jeden Fall annehmen.
Als am nächsten Morgen der Weckruf per Telefon kommt, nehme ich natürlich sofort ab, obwohl es eigentlich noch viel zu früh zum Aufstehen ist. Aber warum muss das Telefon immer am anderen Ende des Raumes stehen?
Wedding Chapel am Las Vegas Strip
Eine von vielen kitschigen Kapellen in Las Vegas. Dies ist die Caddlelight Wedding Chapel gegenüber dem Hotel Circus Circus.
Aufgenommen am: 21.04.2000
Als mein Koffer schon zum Verladen abgeholt wurde, habe ich noch etwa 10 Minuten Zeit bis zur Abfahrt. Ich beschließe, ein Foto von der Kapelle auf der anderen Straßenseite zu machen, einmal, weil sie doch sehr im Kontrast zum dahinter hoch aufragenden Riviera steht und zum anderen, weil die Kapellen am Strip irgendwie zu Las Vegas dazu gehören.
Der kürzeste Weg wird wohl durchs Casino führen. Ich versuche, mich an dem Muster auf dem Teppich zu orientieren, doch dann stehe ich plötzlich vor einer Reihe Notausgänge – aber wo ist der eigentliche Ausgang hin? Ich komme nicht drumherum, jemanden zu fragen, da ich ihn einfach nicht finde. Zurück laufe ich vorsichtshalber außen um das Hotel herum.
Wir lassen die Stadt relativ schnell hinter uns zurück und befinden uns bald wieder mitten in der Wüste. Brauner Sandboden löst das Grün der letzten Vorgärten ab. Die Vegetation wird weniger und die schier unendliche Weite wird nur durch eine Bahnstrecke unterbrochen, die wir an einem verlassenen Bahnübergang überqueren.
Saguaro Kaktus in Pahrump, NV
Diese Kakteen sind total untypisch für die Gegend und wurden nur angepflanzt, um dem Ort etwas Wild-West-Flair zu geben.
Aufgenommen am: 21.04.2000
In Pahrump halten wir kurz an, bevor wir Richtung Death Valley abbiegen. Obwohl dieser Teil der Wüste nicht wirklich für seinen Kakteenreichtum bekannt ist, stehen rund um den Parkplatz am Supermarkt einige Sagueros. Ich bin so fasziniert, diese Kakteen einmal live zu sehen, dass es mir nicht in den Sinn kommt, sie könnten angepflanzt worden sein.
Zabriskie Point, Death Valley Sehr schöner Aussichtspunkt, nur leider sehr überlaufen Aufgenommen am: 21.04.2000 Wir fahren weiter ins Death Valley. Die Landschaft verändert sich nun kaum mehr. Endlos lange gerade Straßen, scheinbar öde Wüste, wenig Verkehr. Meine Mitreisenden können mein Interesse für die Landschaft scheinbar nicht teilen. Im Bus entbrennen größere Diskussionen über die bisherigen Unterkünfte und wer das beste Zimmer abbekommen hat. Einer beschwert sich, im Circus Circus mit dem am weitesten entfernten Aufzug fahren zu müssen und ein anderer, dass die Minibar im Westin am ersten Abend doch sehr überteuert war. Wie jetzt? Das war kein Room-Service?? Dafür muss man bezahlen??? Ups...
Bevor ich weiterdenken kann, halten wir am Zabriskie Point an und mit uns alle in der Gegend verfügbaren Busse. Obwohl es deutlich zu heiß draußen ist, macht sich der Großteil auf, die wenigen Meter bis zur Aussichtsplattform hinaufzusteigen. Oben angekommen sieht man auch nicht viel mehr als unten. Nur weitere Wüste, brauner Boden und gähnende Leere. Mir fehlt einfach noch das Auge für Details. Sonst wären mir bestimmt die besonderen Muster in den Bergen hier aufgefallen oder die grau gefärbten Felsen, die wie ein erstarrter Lavafluss aussieht.
Unsere Mittagspause haben wir in der Furnace Creek Ranch, bevor wir zum Nordwestteil des Nationalparks weiterfahren. Wir sehen weiteren braunen, trockenen Boden an uns vorbeiziehen und im Hintergrund ragen hohe Berge auf. Einige Gipfel sind sogar vom Schnee bedeckt. Was für ein Kontrast!
Rasthof in Bakersfield Aufgenommen am: 21.04.2000 Nach einiger Fahrt verlassen wir das Tal des Todes und machen Rast in Bakersfield. Im Sommer wird diese Tour über den Tioga Pass geführt, doch der ist noch wegen anhaltender Schneefälle gesperrt. Daher wird unser heutiges Etappenziel nicht Mammoth Lakes sein, sondern Visalia. Das heißt, wir werden die meiste Zeit heute im Bus verbringen, was auch gewisse Vorteile hat: Die Außenluft ist stickig und es ist unerträglich warm. Der einzige Vorteil dieses Klimas hier ist es, dass die Luft sehr trocken ist. Man schwitzt nicht so leicht.
Radisson Visalia
Aufgenommen am: 21.04.2000
Als wir in Visalia ankommen, ist es schon recht spät. Die Stadt hat nicht wirklich etwas zu bieten bzw. es liegt nichts in der Nähe des Hotels, was man zu Fuß erreichen könnte und was von touristischer Bedeutung wäre. Das Radisson Visalia liegt relativ nahe an der Hauptdurchgangsstraße und ich sehe mal wieder meine Nachtruhe gefährdet.
Im Ballsaal des Hauses findet heute die Abschlussfeier der hiesigen High School statt, die Prom Night. Unsere Hoffnungen steigen, dass wir heute abend doch noch etwas erleben, aber die Vorfreude wird vom Türsteher am Eingang schnell gebremst. Er lässt uns nicht hinein. Wir lassen nicht locker und verwickeln ihn in ein kleines Gespräch, während Maike versucht, sich hinten herum hereinschleichen will. Natürlich schlägt auch dieser Versuch fehl.
Letztendlich reißt dann doch seine Geduld und er entführt Maike in den Saal, wobei er ihr aber die Augen zuhält. Uns ruft er über die Schulter nur noch zu, ob wir ihr nicht zu Hilfe kommen wollen. Ok, wir sind eingeladen...