Ich habe schlecht geschlafen. Die Ereignisse des Vortags sind mir noch immer im Gedächtnis. Ich bin sauer auf das Hotel und das äußert sich darin, dass nun jede Unregelmäßigkeit härter verurteilt wird, als eigentlich angebracht. Wie der Kugelschreiber, der beim Schreiben des Feedbacks den Geist aufgibt, oder die nicht gerade reiche Teeauswahl am Frühstücksbuffet. Ich weiß nur eins: Dieses Hotel sieht mich nie wieder.
Trail Ridge Road im Rocky Mountain NP Aufgenommen am: 07.06.2001 Man merkt, dass man in den Bergen ist. Die Straße ist enger und kurvenreicher als an den Tagen zuvor. Das Tal verengt sich ebenfalls und lässt nur einem Gebirgsbach und der Straße Platz, die etwas oberhalb des Wassers verläuft. Kurve um Kurve steigen wir höher, bis sich das Tal wieder öffnet und wir uns in Estes Park wiederfinden, dem Tor zum Rocky Mountain Nationalpark. Vor dem Supermarkt halten wir an, um wieder für ein gemütliches Picknick einzukaufen. Ich telefoniere noch kurz nach Österreich, wo sich der Rest meiner Familie zur Zeit aufhält. Zuerst will es mit der geschenkten Telefonkarte nicht so recht klappen, bis ich bemerke, dass ich mich durch die Kartenanwahl bereits in Deutschland befinde und nun vor die eigentliche Nummer die Vorwahl von Deutschland nach Österreich setzen muss. Also, einen Versuch habe ich noch und schließlich kommt die Verbindung zustande.
Von Estes Park geht es über die Trail Ridge Road – ein geradezu himmlischer Highway, wie er im Buche steht – an Ponderosa-Kiefern vorbei in den Nationalpark, der eins der atemberaubendsten (im wahrsten Sinne des Wortes) Hochgebirgspanoramen der gesamten Rockies vor Augen führt und dabei leicht auf über 4000 m ansteigt.
Zuerst geht es durch endlose Wälder, Kurve um Kurve höher hinaus. Über gletschergeformten Canyons türmen sich die schneebedeckten Spitzen der Berge, als wir die Baumgrenze hinter uns lassen. An den Straßenrändern finden sich noch immer Schneefelder, die nur langsam wegtauen. Ein paar dunkelgrüne Nadelbaumspitzen luken dazwischen hervor.
Schnee im Juni Hier stehe ich gegenüber dem Alpine Visitor Centre und lüfte endlich das Geheimnis, warum 'Junior' heute lange Hosen trägt: Ich habe hier oben schon mit Schnee gerechnet. Aufgenommen am: 07.06.2001 Am Alpine Visitor Center halten wir an und packen die letzten Meter zu Fuß zum 12005 Fuß hohen Gipfel, was etwa 3650 m entspricht. Am Parkplatz schmilzt langsam eine meterhohe Schneewand in der Sonne, die wohl von Räumfahrzeugen aufgeschüttet wurde. Am Gipfel pfeift ein harter Wind. Geblendet von den heißen Wüstentagen stehen viele Mitreisende in kurzen Hosen schlotternd neben mir und erzählen mir, sie hätten sich schon gewundert, warum unser „Junior“, wie ich in der Gruppe wegen meines geringen Alters genannt werde, heute lange Hosen trägt. Jetzt wissen sie es.
Auf der Westseite des Parks halten wir ein letztes Mal an einem der zahlreichen Picknickplätzen, an denen ein kleiner unscheinbarer Bach vorbeifließt: der junge Colorado. Obwohl man keine wilden Tiere füttern soll, werfen einige doch den Eichhörnchen ein paar Kekskrümmel hin, um sie für ein Foto festzuhalten.
Wir fahren wieder hinunter ins Tal. Malerische Bergseen verdoppeln die schöne Bergkulisse und wechselnde Perspektiven ziehen vorbei: Schneefelder, Almwiesen, Wildblumen und Wasserfälle, Espen und Nadelhölzer. Im Herbst muss dieser Abschnitt sehr reizvoll anzusehen sein.
Hotel Gasthof Gramshammer in Vail
Aufgenommen am: 07.06.2001
Unter den zahlreichen Ski-Ressorts Colorados hat Vail (nach Aspen) den besten Ruf, inzwischen auch einen internationalen. Im Sommer bevölkern Wanderer und Mountainbiker die Berge. Das autofreie Städtchen wirkt wie aus einem Tiroler Bilderbuch. Wenn man sich zwischen den Fachwerk- und Holzhäusern im Tiroler Baustil aufhält, kann man glatt vergessen, eigentlich in Amerika zu sein. „Hotel-Gasthof Gramshammer“ oder „Alpenwerkstätten Menzel“ ist an den Häusern zu lesen, Paulaner Weißbier wird zu Wiener Schnitzel serviert und eine kleine Holzbrücke überspannt einen Bach. Pferdekutschen warten auf Mitfahrer, große Hotels mit Holzbalkonen ragen in der Nähe der Skilifte auf, zahlreiche Geschäfte bieten günstige Skiausrüstung an. Der nächste Winter kommt bestimmt. Ein kostenloser Pendelbus verbindet den Ostteil der Stadt mit Lionshead im Westen.
Irgendwie ist es hier gemütlich, irgendwie gefällt es mir hier, obwohl es so untypisch für die USA ist. Zuerst laufe ich ein Stück nach Lionshead, wo noch einige Familien ihr Glück beim Minigolfen probieren. Dann kehre ich wieder ins Zentrum zurück, wo gerade einige Kajak-Fahrer versuchen, mit den Strömungen des Dorfbachs zurechtzukommen. Ich sehe mich noch ein wenig um, bevor ich zum Hotel zurückkehre. Über dem Eingang wehen Fahnen der bekanntesten Wintersportnationen. In der Lobby stehen ein paar Stühle um einen offenen Kamin, der im Winter wohl für die richtige Stimmung sorgen wird und dabei halberfrorene Skiläufer wieder auftaut.