Immer und immer wieder wache ich die Nacht auf, voller Panik, doch die Ankunft des Shuttles zu verpassen. Um Manfred nicht zu wecken, will ich kein Licht machen und versuche, die Zeigerstellung meiner Armbanduhr im winzigen Lichtstrahl zu erkennen, der zwischen den Vorhängen hindurch fällt. Nein, erst 2 Uhr morgens, ich kann noch ein wenig weiterschlafen.
Der Jetlag macht es möglich, dass wir nicht verschlafen. Mit dem Shuttle geht es zum zentralen Busbahnhof, wo heute viele Touren in die verschiedensten Richtungen starten. Wir haben uns für den Reisebus entschieden, da man mit den meisten Mietwagen nicht nach Mexico einreisen darf und wir ohnehin aus Kostengründen erst in einer Woche ein Auto mieten werden.
Hard Rock Café Tijuana, Mexico
Ich wusste gar nicht, dass es hier auch ein Hard Rock Café gibt. Als unser Bus dann direkt davor stehen blieb, war für mich klar, was es als erstes zu tun gibt: Shoppen.
Aufgenommen am: 02.09.2002
Während der Fahrt durch die Vororte ist Manfred ganz fasziniert von den einfachen Häusern, die wir passieren: wie in einem der zahllosen Krimis, die er aus dem Fernsehen kennt.
Bald schon geht es nahe der Küste nach Tijuana, Mexico. An der Grenze hält uns niemand an. Kein Mexikaner will wissen, wie viele Ausländer harte Dollars über die Grenze bringen.
Unser Bus kommt zum Stehen und das direkt vor einem Haus, dass ich hier nie erwartet hätte: das Hard Rock Café. Natürlich muss ich mich hier erst mal mit einem T-Shirt eindecken, bevor ich auch den Weg durch die Fußgängerzone in die Innenstadt finde. Ein riesiger Bogen überspannt die Straßenecke, den man gut zur Orientierung nutzen kann, der aber nicht so recht ins Bild passen will. Überhaupt ist hier noch alles ziemlich amerikanisch gehalten, doch wir sind auf mexikanischen Boden und das zählt für mich in diesem Moment.
Welcome to Tijuana, Mexico
Aufgenommen am: 02.09.2002
Unser Bus fährt weiter und hält vor einer kleinen Einkaufspassage. Vor allen Läden stehen die Besitzer und locken potenzielle Kundschaft in ihr Geschäft. Einer von ihnen hat Glück und ich betrete seinen Laden. Irgendwie muss ich einfach etwas kaufen, etwas kleines mit einer Beziehung zu Mexico. Wir einigen uns auf ein kleines Glas, umhüllt von einem Lederbezug, in die er meinen Namen und das heutige Datum zusammen mit dem Namen der Stadt, Tijuana, eingraviert. Das Wechselgeld von etwa 4 Dollar lasse ich mir sogar in Peso geben. Keine Ahnung, welcher Kurs dahintersteckt, doch er gibt mir sehr viele unterschiedliche Münzen und ich bin zufrieden.
Nebenstraßen in Tijuana
Aufgenommen am: 02.09.2002
Ich habe noch etwas Zeit, bis unser Bus wieder abfährt und so laufe ich etwas kreuz und quer durch die Seitenstraßen. Hier sieht es schon gleich ein wenig mexikanischer aus. Zwischen den Häusern sind Hängematten gespannt, in denen gerade Siesta gehalten wird. Von irgendwo her kommen Gitarrenklänge. An einem Eckhaus sitzt eine Gruppe beim Kartenspiel zusammen. Türschilder quietschen im leichten Wind über zum Teil vergammelten Eingängen. Der Putz bröckelt von den meist in hellen Tönen gestrichenen Häusern.
Bevor wir wieder in den Bus einsteigen, stehen noch die Raucher der Gruppe vor der Tür. Als wir einsteigen, werfen diese ihre Zigarette wie gewohnt zu Boden, wo sie gleich von Mexikanern wieder aufgelesen werden. Arm und Reich wird mir direkt vor Augen geführt.
An der Grenze warten wir eine Ewigkeit. Heute ist Labor Day, ein amerikanischer Feiertag, wo viele den Weg mal eben über die Grenze gefunden haben. Auf der Rückreise wird jedes Auto, jeder LKW, jeder Bus bis aufs Gründlichste durchsucht. Wir müssen sogar aussteigen und einzeln durch die Kontrolle gehen, während unser Bus auf den Kopf gestellt wird.
Den Nachmittag verbringen wir in Sea World San Diego. Zuerst gönne ich mir die Show von Shamu, dem Killerwal, der wohl besonderen Gefallen daran gefunden hat, mit seiner Schwanzflosse das Publikum nass zuspritzen. Dann taucht er unter, schwimmt zur gegenüberliegenden Seite, wo sich bereits alle vor Panik schützen wollen, doch da winkt er nur mit den Flossen. Reingelegt!
Shamu Adventure Show, Sea World San Diego
Aufgenommen am: 02.09.2002
Zur Belohnung gibt es einen kleinen Fisch, doch der Snack ist nicht recht. Wütend haut er mit der Flosse auf das Wasser. Auch eine Nummer größer mag er nicht. Er schüttelt mit dem Kopf. Die Elefantennummer wird dann aber mit eifrigen Nicken entgegengenommen.
Ansonsten sind noch die Delphine zu erwähnen, die sich von den Besuchern streicheln und füttern lassen sowie die große Anzahl Aquarien, die in einem abgedunkelten Raum zu sehen sind. In einigen sind höchst merkwürdige Meerbesucher beheimatet.
Aquarien in Sea World San Diego
Aufgenommen am: 02.09.2002
Schließlich gibt es noch den Pinguin Encounter, wo man auf einer Art Rolltreppe an einem riesigen antarktischen Gehege vorbei fährt und den Shark Encouter, wo man durch einen Glastunnel unter dem Wasser hindurch laufen kann, der von Haien umschwommen wird. Man sieht sie rechts, links und über einem.
Ganz besonderen Spaß macht es aber, die Fahrer der Wildwasserbahn gründlich nass zuspritzen. Für 25 Cent kann man sie gnadenlos duschen, ohne dass sie sich wehren können. Aber angesichts der hohen Temperaturen, die heute nicht mehr so schlimm wie gestern erscheinen, trocknet sicher alles wieder schnell.
Die Rückfahrt nach L.A. bekomme ich schon gar nicht mehr mit. Der Jetlag hat mich noch voll im Griff.