Heute lassen wir den Grand Canyon endgültig hinter uns und nehmen auch unser Gepäck wieder mit auf Reisen. Als erstes fahren wir auf Manfreds Wunsch hin noch einmal den kleinen Abstecher nach Seligman an der Route 66. Zugegeben, mir war der Aufenthalt gestern auch ein wenig zu kurz gekommen.
Limousine auf der Route 66 in Seligman
Unglaublich kitschig und doch gehört das heute einfach zu dieser Straße dazu: Die Route 66 in Seligman.
Aufgenommen am: 02.10.2002
Wir halten vor dem bekannten Barber Shop, wo massenweise Aufkleber aus der ganzen Welt an der Fensterscheibe angebracht sind. Darunter kann ich auch viele deutschsprachige entdecken. Im Innern werden alte Postkarten, alte Fotos, Kennzeichen und viel Ramsch verkauft, der irgendwie zum Mythos Route 66 gehört und für den es schwer fällt, einen passenden Oberbegriff zu finden.
Nebenan, auf einem verstaubten Hinterhof, hat ein Sammler mehrere historische Autos aufgestellt und jede Menge Route 66 Schilder an den Bäumen angebracht oder was sonst so greifbar war. Man findet auch viele Reklametafeln von Drive Inns, die einmal neben der Route 66 gestanden haben müssen.
ehemalige Tankstelle auf der Route 66 in Seligman
Unglaublich kitschig und doch gehört das heute einfach zu dieser Straße dazu: Die Route 66 in Seligman. Hier eine alte Tankstelle mit einem museumsreifen Auto davor.
Aufgenommen am: 02.10.2002
Die Ruhe wird durch einen Güterzug gestört, der in mächtigem Tempo hinter den Häusern vorbei brettert.
Die Hauptstraße ein Stück weiter, kommt man an einer alten Tankstelle vorbei, die in neuem Glanz erstrahlt, wo aber heute kein Tropfen Benzin mehr fließt. Vielleicht ist die Limousine davor deshalb nur zwei Meter weit gekommen.
Coffee Shop an der Route 66 bei Seligman
Unglaublich kitschig und doch gehört das heute einfach zu dieser Straße dazu: Die Route 66 in Seligman.
Aufgenommen am: 01.10.2002
Drive Inns, Tankstellen und Autos, alte Schilder und Kennzeichen, das ist von der einstigen Traumstraße noch übrig geblieben, die einmal Hoffnungsträger für so viele gewesen ist, die in den Westen aufbrachen, um ein neues Leben anzufangen.
Wir brechen auch wieder auf, aber nicht, um ein neues Leben anzufangen, sondern um den Tag noch ein wenig nutzen zu können. Wir fahren auf der I-40 bis Ash Fork zurück und dann über die SR-89 Richtung Prescott. Ich liebe es, die Hauptstraßen zu meiden und lieber querfeldein durch wunderschöne Natur zu fahren. Bei Prescott fahren wir über die SR-69, die größtenteils vierspurig ausgebaut ist und auf der schon einiges mehr los ist.
Limousine auf der Route 66 in Seligman Unglaublich kitschig und doch gehört das heute einfach zu dieser Straße dazu: Die Route 66 in Seligman. Aufgenommen am: 02.10.2002 An der Kreuzung mit der Interstate liegt Arcosanti, ein Stadtprojekt, das ganz auf erneuerbare Energien setzt und sehr zukunftsorientiert gebaut ist. Nicht einmal der Gegenwart entsprechend ist die Anfahrt über eine holprige Staubstraße und sehen kann man von der „Stadt“ auch viel zu wenig. Den Schlenker kann man sich schenken.
Am Nachmittag treffen wir in Phoenix ein. Letztes Jahr sind wir auf der Bustour an Phoenix vorbei gefahren und ich war etwas enttäuscht darüber. Heute freue ich mich darauf, eine weitere aufregende Großstadt kennen zu lernen. Wir parken hinter der Civic Plaza und laufen los.
Arizona Center, davor St Mary's Basilica, Phoenix
Aufgenommen am: 02.10.2002
Vor der Civic Plaza sind viele verschiedene Kakteenarten gepflanzt. St. Mary’s Basilica, die im starken Kontrast zum dahinter hoch aufragenden Arizona Center steht, schlägt gerade 5 Uhr. Ich laufe an der Symphony Hall vorbei und lande beim Hard Rock Café, doch ich kann mich aufgrund leerer Kassen so kurz vor Urlaubsende nicht dazu überreden, hier etwas zu kaufen. Schnell gelange ich zur Rückseite der Civic Plaza und zum Phoenix Mercado, einem kleinen, palmengesäumtem Platz, wo einige Leute im Freien vor Restaurants sitzen.
Damit bin ich auch schon durch. Ich kann nichts wirklich aufregendes finden. Keine weltbekannten Sehenswürdigkeiten, überhaupt kein richtiges Leben in dieser Stadt. Ich werde vielleicht mal wieder vorbeisehen, wenn mich mein Weg durch Phoenix führt, doch ich werde wohl nicht mehr nach Phoenix fahren um Phoenix zu sehen.
Rawhide Wild West Town, North Scottsdale
Aufgenommen am: 02.10.2002
Kurz vor Sonnenuntergang fahren wir nach Scottsdale hinaus und zur Rawhide Wild West Town. „Wenn es Nacht wird, in Old Tucson, werden Geister wieder wach“ haben einmal Truck Stop gesungen. Ist zwar eine andere Stadt, aber der Rest des Liedtextes passt einfach gut hierher. Die Touristen verlassen die nachgebaute Westernstadt und überlassen sie ihrer eigenen, kleinen Welt. Der Sheriff dreht noch seine Runden, Pferde werden von den Wagen losgeseilt und die kleine Eisenbahn startet zu ihrer letzten Rundfahrt.
Die Laternen werden eingeschaltet und Licht fällt aus den Geschäften auf den staubigen Weg. Es wird ruhig. Nur noch wenige Stimmen sind zu hören.
Das Tageslicht verabschiedet sich endgültig und der Sternenhimmel tritt wieder zum Vorschein. Die Hauptstraße liegt jetzt praktisch vollkommen im Dunkeln. Nur die bürgersteigähnlichen Bretterwege unter den Vordächern der Häuser werden noch vom Licht der Geschäfte erhellt.